Frühling

Altehrwürdige Riesen – Teil 1

Baumalter bestimmen oder auch nicht

Sie sind unverzichtbar für ein lebendiges Landschaftsbild und angenehmes Klima. Unter einem Baum fühlen sich die heißesten Hitzetage um bis zu 10° kühler an. Die Klimaanlage Baum wirkt nicht nur durch den Schatten, den ihre Krone wirft, sondern auch, weil Millionen von Blättern Wasserdampf abgeben und damit die Umgebung spürbar abkühlen - je älter, stattlicher und dichter belaubt desto besser die Wirkung. Und selbst am Ende - als Baumruine - spendet ein Baum noch jede Menge Lebensraum.

„Natur im Garten“ startet im Jubiläumsjahr 100 Jahre Niederösterreich deshalb in Kooperation mit CEWE einen Fotowettbewerb zum Thema „Mein Jahrhundertbaum im Fokus“.

Hier wird eine ziemlich genau 100-jährige Schwarzpappel in einem städtischen Park umarmt. Sie hat „nur“ einen Stammumfang von 216 cm, ist ca. 14 m hoch mit einem Kronendurchmesser von ca. 17 m.

Je nachdem wieviel Wasser, Nährstoffe, Platz und Licht dem Baum im Laufe seiner Entwicklung zur Verfügung stehen, kann er mehr oder weniger zulegen im Laufe der Zeit. Auf der grünen Wiese und auf tiefem, nahrhaftem Grund oft noch viel mehr als im städtischen Umfeld.

Alles ist relativ

Theoretisch könnte man das Alter eines Baumes an seiner Größe und Anzahl der Verästelungen abschätzen. Es ist aber von außen nicht eindeutig bestimmbar, ob ein Baum nun 70, 100 oder 150 Jahre alt ist, wenn nicht eine Kernlochbohrung gemacht wird oder der Baum gefällt vor uns liegt, sodass man seine Jahresringe zählen kann. Da uns die Bäume unversehrt in Garten oder Landschaft stehend lieber sind, nehmen wir die Sache mit dem Alter nicht 100%ig genau (wichtiger ist, dass es unseren Riesen gut geht), wollen ihr aber dennoch ein wenig nachgehen.

Ein Arbeitsblatt für Schulen unter https://www.lernenimgarten.at/files/methoden/baumalter-bestimmen/baeume-fuer-das-klima_baumalter.pdf liefert eine Methode, das Alter eines Baumes annähernd zu bestimmen: Der Stammumfang in cm in 1,3 m Höhe (bzw. der Mittelwert aus zwei Messungen in 1 und 1,5 m Höhe) wird mit einer Zahl zwischen 0,4 und 0,8 multipliziert – ähnlich auch auf www.baumportal.de/baum-alter-bestimmen. Dort kann man sogar online – ebenso wie auf https://baumsicht.de/alter/ - einfach nur Stammumfang oder Durchmesser eingeben, die Baumart auswählen und das Alter wird ausgeworfen – allerdings ohne Gewähr, weil sehr variabel je nach Wachstumsbedingungen…

Baumart Multiplikation
Eichen, Linden mal 0,8
Kastanien mal 0,7
Buchen, Ahorn, Tannen, Ulmen mal 0,6
Eschen, Erlen, Fichten, Lärchen, Pappeln mal 0,5
Platanen mal 0,4

Ausnahmen bestätigen Regel?

Um mehr Gefühl für die Altersbestimmung zu bekommen, habe ich mir konkrete Beispiele gesucht, von denen ich Alter und Größe in Erfahrung bringen konnte. Für Wien sind etwa auf www.wien.gv.at/umweltgut/public/ alle im öffentlichen Raum befindlichen Bäume meist mit ihrem Pflanzjahr im Stadtplan eingetragen. Für das tatsächliche Alter sollten etwa vier Jahre draufschlagen werden, die der Baum vor der Verpflanzung in der Baumschule verbracht hat.

Es folgen zwei weitere Beispiele für ca. 100-jährige Bäume in der Stadt:

  • links ein 95 Jahre alter Bergahorn mit einem Stammumfang von 242 cm, ca. 18 m Höhe und 18 m breiter Krone (Das Titelbild dieses Blogs zeigt den Blick in seine Krone)
  • rechts ein etwa 110 Jahre alter Schnurbaum mit einem Stammumfang von 308 cm und etwa 21 m Breite und Höhe der Krone.

Unter www.monumentaltrees.com/de/aut/niederosterreich/ werden einige Riesen Niederösterreichs (darunter viele Mammutbäume, Platanen und Linden) beschrieben, mit Fotos dokumentiert und nach Stammumfang aufgelistet. Der mächtigste von ihnen ist eine Ahornblättrige Platane (Platanus × acerifolia) im Schlossgarten von Stetteldorf mit 10 m Stammumfang und 29 m Höhe.

Eine mir bekannte, ebenfalls monumentale Platane im Schlosspark Bisamberg (mit einer gigantischen Schaukel für die Kinder des Hauses) hat einen Stammumfang von 8,32 m an der tailliertesten Stelle. Ihre Besitzer sind der Meinung, dass sie erst 200 Jahre alt ist, weil zu dieser Zeit Umgestaltungen im Schlosspark stattfanden, und an der Stelle, wo jetzt die Platane steht, zuvor ein Wassergraben gewesen sein dürfte. – Was ein Kraftplatz so ausmacht…

Eine Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) in der Nähe vom Bahnhof Klamm bei Breitenstein (Neunkirchen), die „Linde beim Kochhof“ wurde 2020 im Alter von etwa 104 Jahren vermessen und wies einen Stammumfang in 1,30 m Höhe von 3,41 m und eine Gesamthöhe von ungefähr 23,30 m auf (siehe www.monumentaltrees.com/de/aut/niederosterreich/neunkirchen/24373_vombahnhofklamm/).

Und last but not least: eine Sommerlinde im Garten meiner Eltern am Ostufer des Traunsees – einzeln stehend an einem hervorragenden, sonnigen Platz auf einer Ebene nah am Wasser - hat sogar mit etwa 55 Jahren bereits 2,9 m Stammumfang in Brusthöhe und etwa 25 m Höhe. Ich kann mich noch an den jungen Baum erinnern, um den herum wir vor rund 40 Jahren spielten und Rasen mähten.

Baumarten erkennen

Auch die Frage nach der Baumart stellt sich, da sie ja unterschiedlich schnell wachsen. Über die Baumbestimmung im Winter – Gesamtform oder Habitus, Rinde, Zweige und Knospen – habe ich bereits berichtet unter https://blog.naturimgarten.at/detailseite/baeume-im-winter-erkennen.html.  Darüber wie man die  Laubbaumarten aus dem Arbeitsblatt  jetzt erkennt, wird ein weiterer Blog folgen.

Hier eine Tabelle der betreffenden Bäume mit einem Ausblick auf ihr erreichbares Alter (aus verschiedenen Quellen zusammengetragen):

Baumart Botanischer Name Lebenserwartung an gutem Standort (Ausnahmefälle) Mögliche Höhe in m schnell-wüchsig
Ahorn: Spitzahorn Acer platanoides 150 20 bis 30 m Ja
Ahorn: Bergahorn Acer pseudoplatanus 400 20 bis 30 m Ja
Buche: Rotbuche Fagus sylvatica 300 20 bis 30 m  
Buche: Hainbuche Carpinus betulus 150 15 bis 20 m  
Eiche: Traubeneiche Quercus petraea 500 (1.000) 20 bis 30 m  
Eiche: Stieleiche Quercus robur 500 (1.000) 25 bis 33 m  
Linde: Winterlinde Tilia cordata 300/800 (1.000) 20 bis 30 m Ja
Linde: Sommerlinde Tilia platiphyllos 300/1.000 20 bis 30 m Ja
Rosskastanie Aesculus hippocastanum 200 20 bis 30 m Ja
Platane Platanus x acerifolia 250 bis 300 20 bis 30 m Ja
Esche Fraxinus excelsior 200 20 bis 30 m Ja
Erle: Schwarzerle Alnus glutinosa 120 20 bis 30 m Ja
Pappel: Schwarzpappel Populus nigra 200 bis 300 20 bis 30 m Ja
Pappel: Zitterpappel Populus canadescens 60 bis 80 20 bis 30 m Ja
Ulme Ulmus glabra 400 (ohne Ulmensterben) 20 bis 30 m Ja

 

Einstweilen einmal viel Vergnügen beim Baum messen, ablichten oder einfach nur Kraft darunter tanken, den Schatten und das erfrischende Klima genießen…

(160-jährige Silberpappel)

Fotos: „Natur im Garten“, Leithner, Wolfgang Hilbert

Anna Leithner

Schon Entdeckt?

Der Beginn der Pflanzzeit

ist das Ende der Pflanzzeit

Machen Sie Pflanzen stark

Worauf Gartenalchemisten schwören

Amseln und richtige „Rabenviecher“

Freud oder Leid im Garten

Teilen | Drucken | Senden