Pfirsichschnitt zum Blütenfest

oder nach der Ernte…

Am 3. März werden weltweit alljährlich die Pfirsichblüten gefeiert. Das Fest geht auf Hinamatsuri zurück, das japanische Puppen- oder Mädchenfest, dass vor der Umstellung des japanischen Kalenders in die Zeit der Pfirsichblüte fiel. Es ist dem gesunden weiblichen Nachwuchs und überhaupt der Weiblichkeit gewidmet. Auch der Pfirsichschnitt hat das Ziel, kräftigen Nachwuchs mit vielen Blüten im Folgejahr zu fördern. Gleichzeitig werden die Blüten des laufenden Jahres auf ein tragbares Maß reduziert und der Wuchs allgemein angekurbelt.

Ein Pfirsichbaum erreicht nur wenige Meter an Höhe und Breite, beginnt bereits nach etwa drei Jahren zu blühen und zu fruchten, wird aber dafür auch nicht so alt wie ein ausgewachsener Apfelbaum. Pfirsichbäume nehmen unter den Obstbäumen eine Sonderstellung ein: Wenn sie nicht jährlich sehr beherzt geschnitten werden, kann es passieren, dass sie in erreichbarer Höhe schnell vergreisen und nur mehr ganz oben Laub und Früchte tragen. Ihre Blüten sitzen anders als beim Kernobst seitlich am Trieb und nicht an der Spitze von Kurztrieben.

Pfirsichbäume (er)ziehen

Der selbstfruchtbare Pfirsich bringt sogar aus dem Kern gezogen gewünschte Fruchtqualitäten hervor. Außerdem lässt das Resultat des Experiments nicht allzu lange auf sich warten, da sogar Sämlinge schon nach wenigen Jahren Früchte ansetzen. Vor allem bei Weingartenpfirsichen ist es üblich, sie aus dem Kern zu ziehen, auch wenn es mittlerweile Auslesen von ihnen gibt mit besonders guten Eigenschaften. Zur Keimbeschleunigung werden keimfähige Samen entweder vor dem Anbau aus der harten Schale geknackt oder über den Winter an einem schattigen Platz in einen Eimer mit grobem Sand geschichtet. Dieser wird gegen Mäusefraß mit Hasendrahtgitter abgedeckt, gleichmäßig feucht gehalten und einmal pro Woche mit einer Schaufel durchgemischt für die Quellung der Samenschale.

Wer auf Nummer Sicher gehen will, pflanzt einährige Veredelungen einer bestimmten Sorte. Junge Pflanzen wachsen besser an als ältere Bäumchen. Sie benötigen einen wärmebegünstigten Standort und durchlässigen Boden. Auf Zwetschken-Unterlagen veredelt ertragen sie auch schwerere Böden.

Die trichterförmige Hohlkrone ist eine beliebte Erziehungsform für Pfirsiche. Der Luftraum in der Mitte sorgt für bessere Belichtung und Ausreifen der Früchte und geringe Krankheitsanfälligkeit, weil das Laub schnell abtrocknet. Für die Erziehung einer Hohlkrone wird bereits beim Pflanzschnitt der senkrechte Leittrieb entfernt und drei bis vier gut verteilte seitliche Leitäste auf 5 bis 6 Augen zurückgeschnitten. In den beiden folgenden Jahren werden die Leitäste weiter aufgebaut durch einen Rückschnitt um ca. die Hälfte des Jahreszuwachses.

Man kann Pfirsiche aber auch als Spalier oder annähernd säulenförmig als Spindel ziehen. Die Baumschule Schreiber bietet anschauliche Videos zum richtigen Schnitt solcher Baumformen, die sich fast wie ein Tannenbaum nach oben hin verjüngen sollten – z.B. unter www.youtube.com/watch?v=HAdLqX09bXY.

Wer ein Pfirsichspalier unter einem Dachvorsprung an einer regengeschützten Südostwand zieht, beugt damit der Kräuselkrankheit (mit blasig deformierten, rötlich verfärbten Blättern) vor, da die Pflanze kaum benetzt wird. Die Infektion mit dem dafür verantwortlichen Pilz Taphrina deformans erfolgt ab Ende Jänner bzw. im Februar, wenn die Temperaturen über 10°C steigen und ausgerechnet zu dieser Zeit reichlich Regen die Pilzsporen in die sich gerade öffnenden Knospen hineinspült. Bei Temperaturen über 16° C ist die Infektionsgefahr wieder vorbei. Je haariger die Frucht – etwa beim Weingartenpfirsich - desto weniger anfällig ist der Baum in der Regel, weißfleischige Sorten sind besser gewappnet als gelbfleischige. Eine Bekämpfung ist nur sinnvoll kurz bevor sich die Knospenschuppen öffnen – je nach Lage etwa Ende Jänner bis Mitte Februar – mehr dazu auch unter https://blog.naturimgarten.at/detailseite/obstbaumschutz-im-winter.html.

Ein Pfirsichstandort an der Mauer sollte sich aber auch nicht extrem heiß und trocken aufheizen im Sommer, weil das wiederum Spinnmilben begünstigt. Und wo die Wintersonne vorzeitiges Blühen fördert, hat der Spätfrost wiederum leichtes Spiel. Das spricht  eher für die Ost- als die Südwand. Leichte Luftbewegung ist von Vorteil.

Pfirsich Ertragsschnitt

Die kurz gestielten Pfirsichblüten mit Durchmessern zwischen 2 und 4 cm entfalten sich noch vor den Blättern. Auch wenn die Pfirsiche am 3. März bei uns noch nicht blühen, kann man schon sehr gut erkennen, wo sie sich öffnen werden. Der Ertragsschnitt wird gerne erst im „Ballonstadium“ der Blüten vorgenommen, wenn die rosaroten Kronblätter schon etwas aus der Knospe herausschauen und die Temperaturen schon milder werden.

Sollte man allerdings doch einmal die Säge brauchen, ist beim schnittsensiblen Steinobst der Sommer (August bis Mitte September) die beste Zeit – und gerade beim Pfirsich nicht zu früh, weil dieser nach einem sommerlichen Rückschnitt dazu neigt, nochmals stark auszutreiben, und dann die jungen Triebe bis zum Winter womöglich nicht ausreifen. Profis schneiden ihre Pfirsiche gerne nach der Ernte bzw. in der ersten Septemberhälfte. Zu dieser Zeit sind sogar die Knospen bereits klein und dunkel in den Blattachseln des grünen Jungtriebes (im Foto unten) erkennbar: An Langtrieben sind Knospendrillinge aus drei nebeneinanderliegenden Knospen besonders beliebt als Zeichen für wahre Fruchttriebe…

Ist das Grundgerüst der tragenden Äste einmal definiert, werden beim Ertragsschnitt dürre Partien, kroneneinwärts wachsende und zu dicht stehende Triebe des Vorjahres entfernt und die verbleibenden Langtriebe eingekürzt.

Kurztriebe unter 20 cm mit Blüten und Blattknospen hingegen werden gar nicht geschnitten, sondern bleiben zur Gänze stehen.

Links spitze Holzknospen, Mitte einzeln stehende Blütenknospen und rechts Knospendrilling Anfang März 2022

Unterschiedliche Langtriebe

Bei den Langtrieben unterscheidet man zwischen Holztrieben, falschen und wahren Fruchttrieben:

Wahre Fruchttriebe besitzen an der Basis und an der Spitze einige Blattknospen und dazwischen eine größere Anzahl Knospendrillinge aus jeweils zwei rundlichen Blütenknospen links und rechts einer spitzen Blattknospe in der Mitte. Diese Anordnung ist ideal, da die Blätter, die aus den Blattknospen zwischen den Blüten entspringen werden, die heranreifenden Früchte gut ernähren. Wahre Fruchttriebe werden auf 6 Knospendrillinge zurückgeschnitten und im Folgejahr auf die beiden Blattknospen an der Basis.

Falsche Fruchttriebe tragen nur an Basis und Spitze Blattknospen, dazwischen einzelnstehende Blütenknospen. Weil an ihnen nur kümmerliche Früchte zu erwarten sind, werden sie auf zwei Augen zurück - (für starken Neuaustrieb) oder auch ganz weggeschnitten.

Holztriebe, die gar keine Blüten tragen, sondern nur spitze Blattknospen, werden auf 2 Knospen zurückgeschnitten, um einen kräftigen Neuaustrieb zu fördern.

Am obigen Trieb sind nur in der Mitte zwei Knospen-Drillinge (mit Doppelblüten) erkennbar. Man könnte ihn ganz bzw. auf die Blattknospen ganz links im Bild zurückschneiden oder die beiden Knospen-Drillinge erhalten und den Teil mit den Einzelblüten rechts davon entfernen.

Bei Spindelbäumen kann man sich das Knospen zählen sparen, sondern es wird nach der Ernte vor allem dort stark angeschnitten, wo Wachstum erwünscht ist – meist im unteren Drittel der Spaliere. Bei diesem „Klickschnitt“ bleibt knapp die Hälfte der Trieblänge stehen. In den oberen Etagen werden steile Langtriebe entfernt und auf schwachwüchsiges, nach außen wachsendes Holz abgeleitet. Die einzelnen Triebe werden aber nicht eingekürzt, damit nicht üppiges Wachstum die unteren Etagen beschattet. Da hängende Zweige meist schlechtere Fruchtqualität liefern, kommen auch sie tendenziell weg.

Hoher Zierwert

Pfirsiche punkten nicht nur mit ihren Früchten, sondern auch mit ihren zierenden Blüten in verschiedenen Größen und Rosaschattierungen und sind zierliche Bäume für Garten und Balkon.

Links im Bild Nektarine `Big Ben´, rechts Weingartenpfirsich `Mireille´

Geschmacklich bin ich ein großer Fan des weißfleischigen Weingartenpfirsichs – zum Beispiel `Mireille´, einer großfrüchtigen Auslese der Obstbaumschule Schreiber. Ihre Blüten sind nicht allzu groß, aber intensiv dunkelrosa. Am meisten aber besticht sie durch ihr unvergleichliches Fruchtaroma.

Fotos: „Natur im Garten“, Leithner, Buchinger, pixabay

Anna Leithner

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