Nistkästen im Garten
Für viele Vögel
Ob sie nun bei uns den Winter verbringen oder im Frühling aus dem Süden wiederkommen: Singvögel sind große Sympathieträger in unseren Gärten. Und sie sind auch extrem nützliche Gartenhelfer, verfüttern sie an ihre Jungvögel doch jede Menge Schadinsekten, Raupen und Co, umso mehr, wenn diese im Übermaß vorhanden sind.
Das Aufhängen von Nistkästen ist also ganz in unserem gärtnerischen Interesse. Wir können damit den Mangel an einladenden Hohlräumen, Scheunen und Schuppen und vor allem an alten Bäumen mit darin befindlichen natürlichen Nisthöhlen im Siedlungsgebiet kompensieren. Wenn aber der entsprechende Lebensraum und das natürliche Nahrungsangebot für die gefiederten Besucher fehlen, reicht diese Maßnahme bei weitem nicht aus. Wie man Gärten für Vögel reichhaltig ausstattet, und Nistkästen vor Nesträubern schützt, darüber hat Margit Beneš-Oeller im Blog https://blog.naturimgarten.at/detailseite/und-die-ganze-vogelschar.html im Februar bereits berichtet. Heute soll es um verschiedene Bauweisen und weitere Tipps zur Aufhängung gehen.
Verschiedene Bauweisen - unterschiedliche Vogelarten
Rundum geschlossene Nistkästen mit unterschiedlich großen Einfluglöchern sind für Höhlenbrüter wie Meisen, Kleiber und Spatzen geeignet, die natürlicherweise in Baumhöhlen nisten. Auf der anderen Seite eignen sich vorne zur Hälfte oder Dreiviertel offene Nischenbrüterkästen für Arten, die gerne im Schutz von Dachvorsprüngen, Brücken oder anderen Strukturen nisten, wie etwa Hausrotschwanz, Grauschnäpper oder Bachstelze.
Nestlinge des Hausrotschwanzes
Abgesehen von diesen zwei Grundtypen gibt es Spezialnistkästen wie z.B. für Mauersegler, Baumläufer oder Eulen.
Man kann Nistkästen aus Holzbrettern selber bauen. Im Handel erhältliche Modelle aus Holzbeton kosten etwas mehr, bieten aber auch ein paar Vorteile: Sie können vom Buntspecht nicht aufgehackt werden und haben eine längere Lebensdauer. Da sich das Material nicht verzieht, fangen Türen und Klappen für Wartung und Pflege mit der Zeit nicht zu klemmen an. Wer einen Nistkasten nicht selber bauen möchte, findet die unterschiedlichsten Modelle zum Beispiel bei www.schwegler-natur.de oder www.vivara.at.
Freibrütern wie Amsel, Nachtigall oder Finken ist mit Nistkästen gar nicht gedient, sie bauen ihre Nester in Bäumen, Hecken oder in dichtem Staudengestrüpp. Ihnen ist mit einer naturnahen Gartengestaltung am besten geholfen.
Das Material – sägerau und nachhaltig
Ungehobelte, 2 cm starke Holzbretter bieten eine gute Isolierung gegen Kälte und Hitze und genügend Rauigkeit, dass die Jungvögel sich an der Wand festkrallen und am Ende der Nestlingszeit herausklettern können. Ausreichend Platz hat ein Nest ab einer Grundfläche innen von 12 x 14 cm.
Nischenbrüterkästen sind besonders leicht herzustellen. Als Schutz vor Eichhörnchen, Mardern und anderen Nesträubern können sie mit einem groben Maschengitter umhüllt werden, durch das die Vögel noch problemlos ein- und ausfliegen können.
Höhlenbrüter: Wer passt gerade noch durch?
Bei Höhlenbrüterkästen entscheidet die Größe des Einflugloches darüber, wer sich im Nistkasten ansiedelt. Kohlmeisen oder Spatzen bevorzugen Löcher mit Durchmessern von 32-34 mm, Blau-, Tannen- oder Sumpfmeisen passen auch noch durch 27-28 mm. Größere Vögel wie Star oder Sperlingskauz brauchen etwas größere Kästen mit Öffnungen ab 50 mm Durchmesser. Als Schutz der Jungvögel vor Buntspechten kann man die Einfluglöcher mit Zinkblech umgeben.
Um die Vorderwand von Höhlenbrüterkästen für Reinigungszwecke im Herbst öffnen zu können, wird diese - einige cm von der Oberkante entfernt - beiderseits auf genau gleicher Höhe mit Nägeln in den Seitenwänden verankert, nicht zu hoch oben, damit vom Brett nichts abbricht und das Türchen beim Öffnen nicht oben anstreift. Unten am Rand bringt man zum Verschließen einen Reiberhaken oder ähnliches an:
Es gibt auch andere Bauweisen, bei denen die Vorderseite zum Beispiel hinter zwei vorgeknickte Metallhalter eingeschoben wird. Ein in den Luftraum zwischen Brett und Blechdach gestecktes Holzstück oder Steckerl dient als Keil, damit das Brett festsitzt:
Von der Rückseite, seitlich und oben betrachtet:
Zwei der Flächen bestehen nicht aus Holz, sondern nur aus dem Dachblech. Dadurch ist das Modell sehr leicht. In die zwei Löcher vorne und hinten an der Kante des Blechdaches werden die Drähte für die Aufhängung geführt. Aufgehängt wird es an waagrechten Ästen:
Aufhängen für freien Anflug und sichere Brut
Die Einflugöffnung sollte ungehindert angeflogen werden können und zur wetterabgewandten Seite zeigen, also nach Osten oder Südosten. Wenn der Kasten nicht den ganzen Tag in der prallen Sonne hängt, vermeidet man Überhitzung im Inneren. Mehrere Nistkästen desselben Typs sollten mit Abständen von zumindest 10 m zueinander angebracht werden, ausgenommen sind Nisthilfen für Koloniebrüter wie Mehlschwalben, Haussperlinge, Stare und Mauersegler.
Nischenbrüterkästen hängt man in 3 m Höhe an Haus- oder Schuppenwänden, Spalieren oder Mauern auf.
Für die Montage eines Höhlenbrüterkastens an einem Baumstamm im Garten sind 2 m Höhe ausreichend - also in Griffweite. Dies erleichtert auch die Wartungsarbeiten im Herbst. Im Astgewirr der Krone braucht man sonst eine Leiter zum Abnehmen. Außerdem haben Marder, Katzen oder andere Feinde der Vögel dort viele Ansitzmöglichkeiten, um die Altvögel abzufangen.
Mittels einer Aufhängeleiste an der Rückseite des Nistkastens kann dieser auch direkt am Stamm angenagelt werden. Rostfreie Alunägel schaden dem Baum weniger als einwachsende Drähte und stellen auch bei Sägearbeiten in hoffentlich ferner Zukunft kein Problem fürs Werkzeug dar. Noch bequemer auf- und gegebenenfalls abhängen lässt sich der Kasten, wenn man einen Holzklotz mit einem daran befindlichen Schraubhaken am Stamm befestigt. An diesem Haken kann der mit einem Drahtbügel versehene Nistkasten mittels einer Hakenstange bequem und ohne Leiter aufgehängt werden.
Wird der Nistkasten direkt am Stamm an dicken Ästen aufgehängt, hindert ein kleines Spitzdach über dem Flugloch Katzen oder Marder daran, am Dach des Nistkastens sitzend in das Loch hinein zu langen. Ein weit vorgezogenes Dach erfüllt diesen Zweck aber ebenfalls.
Durch Blechmanschetten oder Katzenabwehrgürtel können Nesträuber gar nicht erst auf den Baum hinaufklettern. Ein ausrangierter Lampenschirm - Foto im letzten Blog - kann auch wirkungsvoll sein. Denken Sie jedoch daran, ringförmige Befestigungen jährlich zu lockern, damit die Konstruktion nicht einwächst oder den Baum „würgt“. Besonders katzensicher und einfach ist eine Aufhängung mittels Drahtbügel auf einem waagrechten Ast – wie im Foto oben vom Baumodell mit dem Blechdach.
Auch wenn Ihr Nistkasten nicht sofort von Vögeln als Brutplatz angenommen wird, kann er dennoch eine sinnvolle Investition sein. Er kann zum Beispiel auch den unter Naturschutz stehenden Bilchen - Haselmaus und Siebenschläfer - als Rückzugsort für den Winterschlaf dienen oder von Hummeln oder Hornissen besiedelt werden. Lassen Sie die Kästen am besten ganzjährig hängen. Erst im Oktober, wenn sicher kein Vogel mehr brütet, sollten Sie diese öffnen und entleeren. Locken sie die gefiederten Freunde weiterhin mit einer vogelfreundlichen Gestaltung an - mit dornigen, Früchte tragenden Wildsträuchern, Hecken, Bäumen und krautigen Säumen an und halten Sie Augen und Ohren offen nach möglichen Besuchern in Garten und Nistkasten…
Der Siebenschläfer nutzt Vogelnistkästen für die Überwinterung.
Tipps zu Nistkästen und zur Förderung von Vögeln im Garten finden Sie auch in unserem neuen Infoblatt unter www.naturimgarten.at/files/content/files/infoblatt-nistkaesten-web.pdf.
Fotos und Abbildungen: pixabay, Leithner, Haiden, „Natur im Garten“