Und die ganze Vogelschar

Wer im Naturgarten zwitschert

Wohl kaum jemand kann sich einen Frühling ohne den Gesang von Amsel & Co vorstellen. Früher hat die Ansiedlung einer ganzen Vogelschar ganz wie von selbst funktioniert, wie uns Vogelnamen wie „Haussperling“, „Zaunkönig“ oder „Gartenrotschwanz“ zeigen. Mit unserer Hilfe können Vögel auch heute harmonisch in unserer Lebenswelt ein Zuhause finden. Vögel brauchen zunächst einmal Futter und Bruträume, in denen sie ihre Nester bauen und Nahrung für ihren Nachwuchs finden können. Hecken und Sträucher sind für diese Ansprüche ideal: Nicht nur sind sie ideal für Freibrüter wie Goldammern oder Drosseln. Auch Früchte heimischer Sträucher wie Schwarzer Holunder, Liguster, Hartriegel oder Hundsrose locken als herbstliche Nahrung. Im Frühling ziehen diese reichblühenden Gehölze Insekten an - ein wichtiger Beitrag zur Aufzucht der Jungvögel.

In Siedlungsräumen kann für unsere gefiederten Gartengäste noch viel mehr getan werden. Vielfältige Strukturen locken nicht nur Waldbewohner wie Kleiber oder Buchfink in menschliche Siedlungen, sondern auch Vögel aus offenen und halboffenen Lebensräumen wie Wiese und Feld. Dazu zählen etwa Grauschnäpper, Girlitz oder Goldammer. Wollen wir verstehen, was Vögel zum Leben brauchen, müssen wir uns in ihre Lage versetzen und versuchen, den Garten aus der Vogelperspektive zu betrachten. Den Holunder nutzen bis zu 62 Tierarten als Nahrungsquelle. Viele Kleinsäuger und 112 Insektenarten favorisieren dagegen die Haselnuss. Bis zu 163 verschiedene Insektenarten finden sich beim Weißdorn ein. Exotische Sträucher wie Thuje, Forsythie oder Kirschlorbeer sind hingegen für die heimische Tierwelt wertlos. „Unsere“ Tiere haben eine lange gemeinsame Entwicklungsgeschichte mit heimischen Pflanzen durchlaufen und auf diese Weise gelernt, deren Nahrungsangebot zu nutzen. Bei uns weniger beliebte Sträucher mit Stacheln oder Dornen bieten zudem Sicherheit vor Feinden wie Katzen oder Mardern. Heckenrosen zählen ebenso dazu wie Schlehen.

Buchfink, Girlitz oder Pirol wollen weiter hinaus. Bäume stellen ihnen Nistmöglichkeiten zur Verfügung. Diese klassischen Freibrüter nutzen Astgabeln in lichten Höhen zum Nestbau. Und bevorzugen ebenfalls heimische Baumarten wie Mehlbeere, Traubenkirsche oder Vogelbeere.
Auch mit Kletterpflanzen begrünte Wände oder Gerüste sind potenzielle Nistplätze. Oft merken wir nur aufgrund des Gezwitschers, das sie belebt sind. In früheren Zeiten sorgten vor allem Obstbäume wie Birne, Apfel oder Zwetschke für räumliche Struktur und dienten der Eigenversorgung. Dieser Trend wird mit Vogelgezwitscher begrüßt, weil gerade alte Obstbäume oft Astlöcher für Höhlenbrüter bereitstellen - ein Magnet für Kohlmeisen, Kleiber oder Gartenrotschwanz.

Sind die Bäume noch jünger, können Sie Nistkästen als Brutraum zur Verfügung stellen, diese baumschonend mit Hilfe einer Manschette aufhängen und jedes Jahr im Spätwinter pflegen und warten. Meisen etwa bauen ihr neues Nest über das alte. Nicht nur, dass der Kasten nach 4-5 Jahren „voll“ und damit unbrauchbar wäre, hat die Entfernung des Materials und das Auswaschen mit heißem Wasser den Vorteil, dass Dauerstadien von Vogelflöhen oder Lausfliegen vernichtet werden. Das steigert in Folge den Bruterfolg. Das sollte nie vor dem Herbst passieren, damit Sie die Tiere nicht bei der Brut stören. Leichter funktioniert die Pflege mit unten abnehmbaren Brettern oder aufklappbaren Vorderseiten an den Vogelnistkästen.

Hängen Sie Ihre Nistkästen katzen- und mardersicher auf. Ausgediente Lampenschirme, auskragende Wände oder ein unüberwindlicher Ring aus dornigen Ästen ist unüberbrückbar. Auch Raubvögel wie Sperber sollten nicht allzu leichtes Spiel haben, auch wenn sie weit seltener sind als so mancher Singvogel. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn ihr selbst gebauter Nistkasten nicht sofort als Brutplatz angenommen wird. Oft dient er ihnen als Schlafplatz oder es nutzen ihn andere Tiere. Lassen Sie ihn am besten ganzjährig hängen, oder beginnen Sie mit der Aufhängung möglichst schon jetzt, damit die Vögel noch ausgiebig in Augenschein nehmen können.

Damit ein Garten auch eine Einladung für die gefiederten Freunde ausspricht, sollte er nicht mit einem aufgeräumten Wohnzimmer verwechselt werden. Hier wurde der Nistkasten mit einem Drahtbügel ebenfalls sicher vor Marder und Katze auf einem waagrechten Ast aufgehängt, und schwebt so förmlich wie ein sicheres Baumhaus in der Luft.

Rotkehlchen oder Zaunkönig brauchen wilde Strukturen wie Asthaufen oder Bereiche, in denen Stauden höher wachsen dürfen. Weil sie in bodennahen Bereichen brüten, brauchen sie solche „wilden Ecken“ ebenso wie die Zaungrasmücke, die ihr filigranes Nest oft in Brennnesseldickichten baut. Laubmulch unter Hecken beherbergt außerdem zahlreiche Kleintiere als Nahrungsgrundlage. Bei einem Verzicht auf Herbizide und intensive Düngung auf Rasenflächen kann sich nach und nach ein Blumenrasen zunächst mit Gänseblümchen, Gundelrebe und Löwenzahn entwickeln. Davon profitieren Vögel direkt oder indirekt über blütenbesuchende Insekten, die ihnen wiederum als Nahrung dienen. Der Girlitz füttert ähnlich wie wir seine Jungen mit einem Brei, allerdings aus unreifen Samen von „Beikräutern“, wie dem Breitwegerich. Ein Naturgarten hält also für jeden Geschmack etwas bereit.

Infos zur naturnahen Gartengestaltung gibts auch hier.

Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Leithner, Mayrhofer, Haiden

Margit Beneš-Oeller

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