Herbst

Zurück zur Natur

Ökologische Grabgestaltung

 

Alpha und Omega (Α und Ω) sind jeweils der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Sie gelten einer alten Vorstellung nach als Schlüssel des Universums, symbolisieren das Allumfassende und Anfang und Ende. Oft finden sie sich auf Friedhöfen, die als Orte der Trauer, Stille und speziell der Erinnerung und des Gedenkens eng mit den Traditionen verknüpft sind. Fest in unserem Kulturkreis verankert unterliegt die Gestaltung und Nutzung dieser Grünräume einem stetigen Wandel. Je nach Zeitgeist und Gesellschaft ändert sich auch der Umgang mit dem Tod, der Bestattung und der Art und Weise des Gedenkens an die Verstorbenen.

 

 

Bäume sind hier Zeichen des Friedens, Segens, der Auferstehung und der Unsterblichkeit. Sie leben mehrere Menschengenerationen lang. Jedes Jahr wachsen ihnen neue Knospen, weshalb sie den beständigen Sieg über den Tod verkörpern.

 

 

Ohne mit Traditionen zu brechen, können Friedhöfe als eigentlich stille Orte vor Leben förmlich sprühen. Durch die Verwandlung in Biotope geben sie dem Tierleben mehr Raum. Insbesondere für das Kleinklima können Gräberanlagen einen wichtigen Beitrag leisten. Denn ökologisch gestaltete Friedhöfe werden zu Naturoasen, Begrünung und Bäume wirken an Hitzetagen kühlend, sie filtern die Luft und fangen Starkregenereignisse ab. Nicht nur das große Ganze, auch die einzelnen, individuell gestalteten Gräber leisten ihren Beitrag, wenn Grabflächen unversiegelt bleiben und der ökologische Gedanke im Vordergrund steht. Als Gedenkstätte leistet ein ökologisch gestaltetes Grab einen Beitrag gegen die Klimakrise.

 

 

Um am Friedhof Platz zu sparen, warb der legendäre Udo Proksch im vorigen Jahrhundert rund 300 Mitglieder für einen Verein der Senkrechtbestatteten - auch um die gebückte Haltung des Lebens aufzulassen. Wenig Platz brauchen aber ebenfalls Gemeinschaftsurnengräber, etwa in Form eines bepflanzten Trockenbiotops.

 

 

Umweltschonende, ökologische Grabpflege bedeutet auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, mineralische Dünger und Torf zu verzichten. Torffreie Erden gibt es in verschiedenen Farbtönen. Dunkle sind als Graberden beliebt, wobei Pflanzenkohle für die Farbgebung sorgt. Mit dem „Natur im Garten“ Gütesiegel zertifiziert sind sie torffrei und die Pflanzenkohle ist nachhaltig gewonnen (European Biochar Certificate / Europäische Pflanzenkohle Zertifikat / EBC zertifiziert).

 

 

Kombinieren Sie Dauerbepflanzungen mit einem kleineren Anteil an Wechselflor - üppig blühenden einjährigen Sommerpflanzen, können damit Energie und Biomasse eingespart werden.

 

 

Ein Grab mit Dauerbepflanzung und dicht eingewachsenen Bodendeckern oder Stauden verbraucht außerdem weit weniger Wasser als ein Grab mit reinem Wechselflor – und erspart Ihnen das Schleppen von Gießkannen. Eine Mulchschicht aus Hackschnitzel, Lavagranulat oder Kies zwischen den Pflanzen kann dekorativ sein, und reduziert zusätzlich den Wasserbedarf.

 

 

Bewährte Dauerbepflanzungen sind eine Kombination aus Kleingehölzen wie Eibe, Berberitze, Seidelbast oder niedrigen Wildrosen mit Stauden und Bodendeckern. Pflanzen mit ungefüllten Blüten sowie heimische Arten sind zu bevorzugen, um Bienen und anderen bestäubenden Insekten Nahrung zu bieten. Duftende Stauden, aber auch Kräuter können in die Gestaltung miteinfließen.

 

 

Als klassische Totenblumen und Grabschmuck gelten Chrysanthemen auf dem Friedhof als Symbol für Liebe und Treue über den Tod hinaus. Sie sind eng mit Allerheiligen verbunden, dem jährlich stattfindenden christlichen Fest zum Gedenken aller Heiligen am 1. November. In der Blumensprache kann dieses Gedenken über den Tod hinaus damit begründet werden, dass die Herbstblumen erst dann zu blühen beginnen, wenn andere Pflanzen sich bereits zurückziehen und verwelken.

 

 

Christrosen (Helleborus niger) stehen dagegen für das Prinzip der Hoffnung. Weil sie zu den wenigen Blumenarten zählen, die im dunklen, kalten und leblosen Winter blühen, wohnt ihnen ein spezieller Zauber und eine gewisse Symbolik inne. Wohl auch deshalb, weil sie ihren Blüten meist um Weihnachten zeigen, dem Geburtstagsfest von Jesus – als Symbol, das den Menschen die Angst vorm Tod nehmen sollen.

 

 

Auch die zierlichen, aber durchaus starken Hornveilchen (Viola cornuta) dienen als Dauerblüher. Sie symbolisieren in der Blumensprache Bescheidenheit, Unschuld, Demut, Erinnerung und Gedenken.

 

 

Die Schlüsselblumen (Primula elatior) haben als Frühblüher ebenfalls christliche Bedeutung. Wegen ihrer Blüten-Form symbolisieren sie den vom Himmel gefallenen goldenen Schlüssel von Petrus "zum Aufsperren des Himmels", den Himmelsschlüssel.

 

 

Rote Nelken symbolisierten im Mittelalter das Leiden und Opfer von Jesus Christus und die Liebe von Maria. Die christliche Symbolik kommt in Gemälden der Zeit zum Ausdruck, wo Bartnelken (Dianthus barbatus) als Nägel der Kreuzigung bzw. als Nagelblumen gedeutet werden. Durch ihren starken Duft eignen sich Nelken gut als Schnittblumen für eine Beerdigung ebenso wie Lilien. Auch ihre weiße Farbe, die für Licht, Reinheit und Tod steh,t ist hierzulande frei von negativen Besetzungen.

 

 

Um ein Grab persönlich zu gestalten, eignen sich speziell Pflanzen, die Erinnerungen an den Verstorbenen wiederaufleben lassen. Ob nun ein gewisser Duft sein, eine bestimmte Farbe, Form oder Pflanze - diese sind bleibende Zeichen der Erinnerung und Verbundenheit - über den Tod hinaus.

 

 

Fotos: Margit Beneš-Oeller, Robert Lhotka, Stefan Strobelberger, Anna Leithner

Margit Beneš-Oeller

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