Gehölze

Strauchpflege im Winter

Aufmerksame Zuwendung

Nach dem Aufstehen ein erster Blick aus dem Fenster, mit der Tee- oder Kaffeetasse in der Hand den Blick schweifen lassen - liebevolle Zuwendung und aufmerksame Betrachtung sind bereits Teil der Gartenpflege. Was tut sich Neues im Garten? Was hat sich verändert? Regnet oder schneit es? Gibt es Vogelbesuch, frischen Schnee, Spuren anderer Gäste?

 

Ein kleiner Rundgang durch den Garten in der klaren Winterluft ist für Leib und Seele wohltuend und kann nicht schaden, wenn wir uns wohlig warm einpacken. Erheben sich die Schneehauben auch auf den Zweigen bedenklich hoch, ist es Zeit zu handeln: sie zur rechten Zeit durch ein kräftiges Schütteln von der Schneelast zu befreien, kann ganze Sträucher retten.

Ab Februar startet man bei frostfreiem Wetter auch mit einer weiteren Maßnahme – dem Gehölzschnitt an speziellen Kandidaten.

 

 

Einige vertragen einen Radikalschnitt um wesentlich mehr als die Hälfte – meist auf Zapfen mit wenigen Augen. Dabei werden nur die Vorjahrstriebe zurückgeschnitten, das alte Holz aber bleibt unangetastet:

Kopfweiden werden jetzt geschnitten, um erneuten Wuchs anzuregen und wieder lange Ruten zu bekommen.

An Sträuchern mit auffälliger Rindenfarbe wie dem Roten Hartriegel Cornus alba sind die jungen Triebe besonders intensiv gefärbt und werden durch starken Schnitt gefördert.

 

Sträucher, die im Sommer am diesjährigen Holz blühen, also an jenen Zweigen, die im selben Jahr ab dem Frühjahr gewachsen sind, werden ebenfalls stark eingekürzt, und zwar die Vorjahrestriebe auf ein bis zwei Augen oder grüne Austriebspitzen an der Basis – in vielen Fällen sogar einfach eine Handbreit über dem Boden. Durch einen frühen Schnittzeitpunkt ab Februar beginnt auch die Blüte zeitgerecht im Sommer. Schneidet man etwas später, erscheinen die Blüten ein wenig verzögert. Schneeball-und Rispenhortensie, Großblumiges Johanniskraut, Bartblume, Sommerflieder, Fiederspiere, Sommer- und Zwerg-Spierstrauch kann man bei frostfreiem schönem Wetter nach und nach in Angriff nehmen, beim Mönchspfeffer warten wir bis März und bei den Bodendecker- und Beetrosen am besten bis ihre Knospen schwellen, etwa wenn die Forsythien blühen.

 

 

Bei größer werdenden Sträuchern wie dem Sommerflieder wird dabei auf ein lebendiges Schnittbild geachtet. Stehen die Schnittstellen nicht alle in einer horizontalen Linie, sondern höhengestaffelt und in der Mitte höher als am Rand, sorgt das für einen natürlicher wirkenden Aufbau. Damit der Strauch mit den Jahren nicht zu dicht wird, werden einzelne Triebe und dünnere  Zweige

zur Gänze entfernt. Es entstehen nämlich aus jedem Stummel mindestens zwei neue Triebe.

Frühlingsblüher, die vor Johannis schon verblühen - wie etwa der Flieder, Schneeball und viele andere beliebte Gartensträucher -  sollten nicht einfach zurückgestutzt werden wie die Sommerblüher, weil sonst die Blüte in diesem Jahr verlorengeht. Geschnitten werden tote und überalterte Zweige möglichst nah am Boden, Äste, die nach innen wachsen oder einander kreuzen - für mehr Licht und Luft. Sie werden am besten erst nach ihrer Blüte geschnitten – oder auch schon währenddessen, wenn man ein paar Zweige für die Vase benötigt.

Werden sie im Ganzen brutal gekappt, produzieren sie im ersten Jahr unverzweigte lange Ruten, die noch keine Blüten ansetzen. Erst im zweiten Jahr blühen sie an den ersten Verzweigungen und im dritten Jahr noch üppiger an den weiteren. Wird das Zweiggewirr an einem Ast aber nach einigen Jahren zu dicht, nimmt die Blühfreudigkeit wieder ab. Deshalb werden auch bei Ribiseln und Stachelbeeren die jeweils ältesten, knorrigsten Triebe – erkennbar an der dunkleren Rindenfarbe - möglichst nah am Boden abgeschnitten, und zwar jetzt oder bei der Ernte.

 

 

Eine Ausnahme von der Regel ist das sogenannte „Auf Stock setzen“. Ab März - kurz vor dem Austrieb – werden völlig überalterte Sträucher, die unten greis und verholzt sind und nur mehr weit oben Blattwerk austreiben, in 30 - 50 cm Höhe radikal gekappt oder noch tiefer auf Stock gesetzt. Dadurch können überalterte und durch falschen Schnitt aus der Form geratene Sträucher sich neu aufbauen. Gefahrlos funktioniert das bei Gehölzen, die sich gut von unten verjüngen wie Flieder, Liguster oder Wildrosen.

 

 

Naturhecken sollten aber nur über mehrere Jahre hinweg verjüngt werden. - Nicht die ganze Hecke auf einmal, sondern nur jeder 3. bis 4. Strauch wird in einem Jahr auf Stock gesetzt. Wichtig ist dabei, keine Verlegenheitsschnitte in 1 bis 2 m Höhe zu setzen. Auch sollte man in den Jahren danach die Sträucher weiter betreuen, auslichten und nicht düngen. An Bäumen aber wird eine grobe Verjüngung wenn dann im Sommer (August) durchgeführt -  wegen der besseren Wundheilung.

Abgeschnittene Zweige dienen als Dekoration zum Antreiben in der Vase.

Was ist sonst noch zu tun?

 

Immergrüne brauchen auch im Winter Wasser, vor allem wenn einmal die Sonne einen Tag lang aus heiterem Himmel herauslacht, während der Boden - noch eisig - keinen Tropfen Wasser abgibt.  An einem solchen Tag zur Aktivität angeregt, kann es sinnvoll sein,  immergrüne Sträucher zu gießen oder vorsorglich zum Schutz vor zu viel Sonne in Vlies einzuhüllen, wie ich es in einer Baumschule beobachtet habe. Besonders wichtig ist dies, wenn sie in einem Topf stehen oder aus anderen Gründen nicht tief wurzeln können.

 

 

Auch Hochstammrosen werden übrigens nicht zum Schutz vor der Winterkälte luftig ummantelt, sondern ebenfalls um sie vor frühzeitiger Aktivität zu schützen – aber bitte auf keinen Fall in Plastik, denn sonst hat man den gegenteiligen Effekt – wie im Glashaus. Und vorzeitige Jungtriebe sind ein leichtes Opfer für Spätfröste. Mögen sie also in Frieden ruhen, bis es sie zur rechten Zeit heraustreibt!

 

 

Sobald der Boden offen ist, ist auch wieder Pflanzzeit: im März und solange die Pflanzen nicht ausgetrieben haben, kann man sie sogar wurzelnackt ausgraben und umsetzen. Danach darf man natürlich nicht auf den Pflanzschnitt vergessen: denn so viel wie unten an Wurzeln wegfällt, muss auch oben entfernt werden. Aber diesem Thema gebührt ein eigener Blog.

Also viel Freude beim Winterspaziergang, beim Einwickeln, Schnee abschütteln und beim ersten Schnitt!

 

 

 

Fotos: Leithner, Hirner, Benes-Oeller, Haiden, pixabay

Anna Leithner

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