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Schnitthecken-Vierteiler – Teil 1

Gerade oder geschwungen, gemischt oder nicht: schmal soll sie bleiben

 

Obwohl freiwachsende Hecken noch viel mehr bieten an Blüten, Früchten, interessanten Formen und Rückzugsräumen für die Tierwelt, erfreuen sich Schnitthecken auch im Naturgarten großer Beliebtheit, zumal meist nicht auf jeder Seite des Gartens genug Platz vorhanden ist für üppiges Wachstum in jede Richtung. Schnitthecken können als schmale Umgrenzung und Sichtschutz nach außen dienen oder auch zur Raumteilung und optischen Abtrennung unterschiedlich genutzter Flächen innerhalb des Gartens. Sie können Wind zwar nicht ganz abhalten, mildern ihn aber und schaffen durch Verdunstung ein angenehmeres Mikroklima an heißen Sommertagen. Oft besteht der Wunsch nach einer immergrünen Hecke. Es stellt sich aber die Frage, ob die Intimsphäre des Gartens im Winter gewahrt werden muss, wenn er kaum genutzt wird, ob also eine immergrüne Hecke notwendig ist. Sommergrüne Laubgehölze bieten nämlich oft wesentlich mehr Nahrung für Insekten und Vögel. Gehölzfreibrüter wie Amsel, Finken, Grasmücken, Hänfling, Heckenbraunelle oder Zaunkönig können Schnitthecken für die Aufzucht ihrer Jungen nutzen. Sind sie sehr blickdicht wie etwa Eibenhecken, schützt das die Gelege davor, von Beutegreifern entdeckt zu werden. Noch besseren Schutz, auch vor Hauskatzen, bieten dornige und stachelige Sträucher wie Berberitze, Feuer- und Weißdorn, die sich auch für Schnitthecken eignen. Dabei gibt es zwei Einschränkungen:

 

 

Die Berberitze fungiert als Zwischenwirt für den Getreiderost. Inmitten landwirtschaftlicher Felder sollte man auf diesen Strauch im Garten verzichten. Und wenn es in Ihrer Region ein Problem mit dem Feuerbrand gibt, einer Bakterienkrankheit an Kernobst, gilt der Verzicht auf Weißdorn, Feuerdorn, Apfeldorn und Co. da sie durch ihre relativ späte Blüte besonders starke Überträger für diese Krankheit darstellen. Die Weißdornblüte ist nämlich ein extremer Bienenmagnet, auch wenn er in Form einer Schnitthecke weniger zur Blüte kommt, was die Schnitthecke als Überträger wieder entschärft. Kommt er zur Blüte und fruchtet, sind die Beeren des Feuerdorns ein wunderschöner Herbstschmuck.

Da Schnitthecken möglichst schmal bleiben sollen, ist ein strenger Schnitt – wie der Name schon sagt - unumgänglich. Leider entfernt man dadurch meist auch zahlreiche Blütenansätze und damit auch Früchte. In der ersten Jahreshälfte blühende Sträucher könnten auch in einer Schnitthecke auf jeden Fall einige Blüten bilden, wenn einmal im Jahr unmittelbar nach der Blüte geschnitten wird – aber Achtung: die Vogelbrutzeit beginnt vielerorts schon im März. Der sommerblühende Strauch-Eibisch (Hibiscus syriacus) ist ein Ausnahmefall, weil er am diesjährigen Trieb blüht. Selbst als Schnitthecke kommt er zur Blüte, wenn bei ihm im zeitigen Frühjahr alle vorjährigen Triebe auf wenige Zentimeter eingekürzt werden. Besonders kompakten Wuchs erzielt man durch Rückschnitt des diesjährigen Austriebs im Juni oder Juli. In dieser Zeit könnten aber immer noch Vögel brüten. Eine Schnitthecke ist so gesehen eine ökologische Gratwanderung und Herausforderung.

 

 

Egal welche Tiergruppe wir betrachten: Heimische Pflanzen werden von einer größeren Zahl an Arten als Nahrungsquelle genutzt als Exoten. Deshalb sollten in einem Naturgarten heimische Pflanzen bevorzugt verwendet werden und jedenfalls einen höheren Prozentsatz ausmachen. Laubhecken dienen vielen Tieren des Gartens auch als Winterquartier - etwas Unordnung vorausgesetzt. Herbstliches Falllaub sollte nicht oder nicht zur Gänze weggeräumt werden, denn nicht nur Igel verwenden Laubhaufen als Unterkunft: auch wenn die Laubbedeckung unter Schnitthecken weniger dick und breit ausfällt, kann sie einen Überwinterungsplatz etwa für Marienkäfer oder Zitronenfalter bieten.

 

Ob kastenförmig, gerundet oder spitz zulaufend: die Hecke muss unten breiter sein als oben, damit sie unten nicht verkahlt wie ganz rechts dargestellt:

 

Auch streng geschnittene Hecken können aus mehreren Gehölzarten bestehen, wobei eine regelmäßige Gehölzabfolge eingehalten oder die Arten blockweise gepflanzt werden sollten. Das vermeidet ein zu unruhiges Bild. Ein unschönes Bild bei strengem Formschnitt ergeben auch großblättrige Pflanzen. Die erforderliche Breite ist abhängig von der gewünschten Höhe. Als Standard sollte man ca. 1 m Heckenbreite rechnen sowie zusätzlich etwa 75 cm Abstand zwischen Grundgrenze und Hecke für Pflegearbeiten – etwa für das Aufstellen einer Leiter.

 

 

Heimische Gehölze für Schnitthecken im Naturgarten (immergrüne fett gedruckt):

  • Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum) – für niedrige bis halbhohe Hecken
  • Berberitze (Berberis thunbergii, B.buxifolia ´Nana´) – niedrige bis halbhohe Hecken
  • Buche/Rotbuche (Fagus sylvatica)
  • Efeu in der Altersform (Hedera helix)
  • Eibe (Taxus baccata)
  • Feldahorn (Acer campestre)
  • Hainbuche (Carpinus betulus)
  • Kirschpflaume (Prunus cerasifera)
  • Kornelkirsche, Dirndl (Cornus mas)
  • Liguster (Ligustrum vulgare und Sorte `Atrovirens´)
  • Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)
  • Stechpalme (Ilex aquifolium)
  • Weißdorn (Crataegus monogyna, C. laevigata)

 

Nicht heimisch, aber ökologisch interessant oder zumindest vertretbar:

  • Blut-Buche (Fagus sylvatica f. purpurea) – Mutation der Rotbuche
  • Echter Roseneibisch (Hibiscus syriacus)
  • Feuerdorn (Pyracantha-Hybriden in Sorten)
  • Glanzmispel (Photinia fraseri)
  • Gold-Johannisbeeren (Ribes aureum) – für niedrige bis halbhohe Hecken
  • Portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica `Angustifolia´)
  • Ölweide (Elaeagnus)
  • Zierapfel (Malus-Hybriden in Sorten) oder auch Kulturapfel

 

 

Glanzmispel und Portugiesische Lorbeerkirsche sind ein neuer Trend. Anders als der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) ist die Portugiesische Lorbeerkirsche derzeit noch nicht in so vielen Gärten zu sehen, soll aber ebenso schnittverträglich und sogar noch frosthärter sein bzw. regeneriert sich gut nach Frostschäden. Vor allem aber ist sie nicht so invasiv wie der Kirschlorbeer, der in manchen Gegenden die freie Wildbahn erobert.

 

Schnitthecken im Naturgarten – 3 Pflegetipps zum Schluss

 

  • Auch wenn die Jahresmitte schnitttechnisch der optimale Zeitpunkt wäre für eine kompakte Hecke, sollte aus Rücksicht auf brütende Vögel bereits im Februar bzw. erst wieder im September geschnitten werden oder aber mit größter Vorsicht: Belassen und schonen Sie Nester in der Hecke, indem Sie großzügig den Schnitt dort aussetzen.
  • Lassen Sie Laub unter Hecken und Sträuchern und auf Beeten als schützende Abdeckung über den Winter liegen.
  • Zur Bodenverbesserung, Pflanzenstärkung und Düngung können Sie im Frühjahr Kompost mit etwa 1 cm Schichtstärke unter Ihrer Hecke ausbringen. Sie wird es Ihnen mit gesundem Wachstum und farbschönem, glänzendem Laub danken.

 

 

Fotos, Skizze: Natur im Garten (Benes-Oeller, Brocks, Denk, Haiden, Leithner)

Anna Leithner

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