Essbares aus dem Garten

Heilkraft aus Wiese und Rasen

Gesundes Grün und freundliche Blüten

 

Was wir mit Füßen treten, ist kostbarer als gedacht: Denn viele Kräuter aus Rasen und Wiese sind essbar und haben gesundheitsfördernde oder sogar heilende Wirkungen, und das nicht nur, wenn sie – wie der Löwenzahn (Taraxacum officinale) – in ihrem Artnamen „officinale“ tragen, was bedeutet „für medizinische Zwecke geeignet“.

 

Hände weg von Hahnenfuß und Schierling!

 

 

Ausnahmen bestätigen aber wie so oft die Regel: der scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris), englisch buttercup, der ab Mai gut gedüngte Fettwiesen in ein Meer aus dottergelben Blüten verwandeln kann, ist nicht nur für Menschen, sondern im frischen Zustand auch für das Vieh giftig. Getrocknet im Heu hingegen vertragen ihn Pferd und Rind. Für uns Menschen bleibt er tabu, ebenso wie der gefleckte Schierling (Conium maculatum), der jedoch kaum in der Wiese zu finden ist. Dieser ist hochgiftig, aber gut erkennbar an seinem widerlich intensiven Geruch nach Mäuse-Urin. Die runden, hohlen Stängel dieses 80 cm bis 2 Meter hohen weiß blühenden Doldenblütlers sind kahl, längs gerippt, von blauem Reif überhaucht und im unteren Teil rot gefleckt. Er kommt auf Ruderalflächen mit offenen, nährstoffreichen Lehmböden vor - auf Schuttplätzen, Brachen, manchmal auch Rübenäckern, an Ackerrainen und Straßenrändern. Nur wo sich Wiesenstandorte mit solchen Flächen verzahnen, könnte er eventuell mit seinen schmackhaften Verwandten der Wiese wie Bärenklau, Wiesenkerbel und Wilder Karotte verwechselt werden. Wegen dieser Verwechslungsgefahr wird unerfahrenen Kräuterfans generell davon abgeraten, Doldenblütler zu sammeln. Und es gibt in der Tat so viel anderes schmackhaftes und heilsames, eindeutig erkennbares gesundes Grün in der Wiese, dass wir uns mit den Giftpflanzen nicht belasten müssen. In Summe sei es aber allen ans Herz gelegt: sammelt nur das, was ihr ganz sicher erkennt und auch das nur in moderaten Mengen und keinesfalls geschützte Pflanzen oder Pflanzenteile! Wer unsicher ist dem helfen  Wildkräuterbestimmungskurse dabei.

Oder noch besser: holt euch die Apotheke in den Garten: in Rasen und Wiesenbereiche, an sonnige Gehölzränder und –säume oder in gemischte Rabatten, in den Kräuter- oder Gemüsegarten.

 

Echtes Johanniskraut für Frohgemut und Munterkeit

 

Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum) findet man eher am Rand nährstoffarmer Wiesen, an Gehölzsäumen und Wegrändern, aber auch auf Brachflächen mit durchlässigen Böden.  Wie der Name schon sagt, erscheinen seine sonnig-gelben Blüten mit den auffallenden Staubblättern, etwa ab Johannis – zur Zeit der Sommersonnenwende - bis September. Wir haben also noch ein wenig Zeit bis zum Sammeln. Sowohl Blüten als auch Blätter enthalten zahlreiche Öldrüsen – erkennbar als markante rötliche bis dunkle Punkte.

Das Kraut wird vor allem wegen seines stimmungsaufhellenden Effekts medizinisch verwendet, hilft als Badezusatz, Wickel oder Öl aber auch gegen schwere Beine, Muskelkater und Sonnenbrand.

Nach jedweder Anwendung von Johanniskraut sollte man jedoch die pralle Sonne meiden, da es die Haut lichtempfindlicher macht.

 

Johanniskrautöl selber herstellen

 

Für die Herstellung von Johanniskrautöl werden etwa 200 g Blüten - am besten in der Mittagszeit – gesammelt, unmittelbar danach mit einem Mörser zerquetscht, in ein 1l-Schraubglas gefüllt und mit 750 ml Oliven-, Weizenkeim- oder Sonnenblumenöl aufgegossen. Die Pflanzenteile sollten, damit es nicht zu Schimmelbildung kommt, mit gut 1 cm Öl bedeckt sein. Noch unverschlossen lässt man das ganze 5 Tage lang dunkel an einem warmen Ort gären. Dann erst wird das Gefäß zugeschraubt und etwa 5 Wochen dem Sonnenlicht ausgesetzt, bis eine rötliche Färbung eintritt. Nun wird der wässrige Teil vom Öl abgeschieden und die Blüten abgeseiht oder weggefiltert. Abgefüllt in eine Braunglasflasche und an einem lichtarmen Platz aufbewahrt ist das Johanniskrautöl etwa ein Jahr lang haltbar.

 

Gundelrebe – kraftvolles Aroma in Küche und Garten

 

Die Gundelrebe oder Gundermann (Glechoma hederacea) wird bisweilen auch Erd-Efeu genannt. Das beschreibt aber nur annähernd die liebliche Art, wie sich diese Pflanze mit ihren rundlichen Blättchen an langen Ranken durch Rasen und Beete legt und so in recht kurzer Zeit grün bedeckt. Als Rasen(un)kraut wird sie manchmal missbilligt, obwohl sie betretbar und schnittverträglich fröhlich vor sich hin grünt, wo Rasengräser auf verdichteten bis schattigen Plätzen keine besondere Performance mehr bieten. Beim Drübermähen kündet ein würziger Geruch von ihren weiteren Stärken: in Kräuterbutter oder –topfen, Wildsalaten und Kartoffelgerichten aus der Pfanne entfaltet sie ihr temperamentvoll-kräftiges, beinahe harziges Aroma hervorragend. Als Küchen-, Würz- und Heilkraut wirkt sie antioxidativ und entzündungshemmend.

 

Gundelrebentee oder -Limonade zur Entschlackung

 

Gundelrebentee wird unter anderem zur Linderung von Erkältungs- und Verdauungsbeschwerden eingesetzt, wirkt blutreinigend und beseitigt Energiestaus. Schon Michelangelo soll sich so von den Resten seiner giftigen Farben befreit haben. Für eine Teekur werden zwei bis drei Tassen über den Tag verteilt ungesüßt in kleinen Schlucken getrunken. Dafür gießt man pro Tasse 1 TL getrocknetes oder frisches Kraut mit heißem Wasser auf und lässt es einige Minuten ziehen. Tinkturen, Salben sowie Kompressen aus Gundelrebe können bei schlecht heilenden Wunden helfen. Gundelrebenöl wirkt gegen starke Akne und lindert kleinere Brandblasen. Der Begriff Gund stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie Eiter oder Beule. In der traditionellen chinesischen Medizin wird Gundelrebe zur Stärkung der Leber eingesetzt.

Gundelrebenlimonade ist ein köstliches Frühlings-Reinigungsgetränk und wirkt über den Tag verteilt getrunken entschlackend. Man setzt dafür am Vortag in einem Krug eine Handvoll Gundelrebenblätter mit dem Saft einer Zitrone und 1 Liter Wasser an und lässt das ganze über Nacht stehen.

 

 

Aber Vorsicht. Trotz aller Heilwirkung ist Gundelrebe für manche Tiere giftig, wobei natürlich wie so oft die Dosis das Gift macht. Daher gilt auch für jedwede Teekur – nicht nur mit Gundelrebe: nach drei Wochen sollte man wechseln. Sprich dich mit Arzt, Ärztin oder Apotheker*in ab.

 

Schafgarbe – noch ein Tausendsassa

 

Über die Schafgarbe (Achillea millefolium) gibt es ein modernes Märchen, in dem Gott fünf Samen herstellen lässt für fünf verschiedene Zwecke. Durch ein Missgeschick landen sie aber alle auf ein und derselben Stelle und es entsteht eine einzige Pflanze, die sozusagen gegen alles hilft - die Schafgarbe. Ähnlich wie die Gundelrebe wirkt sie entzündungshemmend, ist gut für die Verdauung und Wundheilung, gegen Husten und Müdigkeit, bei Menstruationsbeschwerden und für die Küche - als wesentliche Zutat der Gründonnerstagssuppe. Ihre jungen Blätter sind nur leicht herb und auch in Wildsalaten und Kräuterlimonaden köstlich. Je reifer die Pflanze aber wird, desto bitterer werden die Blätter.

Für Tee wird die Schafgarbe in voller Blüte zwischen Mai und August zur Mittagshitze geerntet, gebündelt und zum Trocknen kopfüber an einen gut belüfteten, schattigen Platz aufgehängt.

Für ihren lateinischen Namen stand der griechische Held Achilles Pate, der mit der Kraft der Schafgarbe seine Wunden geheilt haben soll. Der Zusatz „millefolium“ – Tausendblatt –  bezieht sich auf die fiedrig-feine Aufteilung ihrer Blätter.

Auch Gänseblümchen, Hirtentäschel, Löwenzahn, Rotklee, Spitzwegerich und viele andere Kräuter der Wiese haben einiges an Heilwirkung zu bieten. Weil aber heuer der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) zur Blume des Jahres gekürt wurde, möchte ich anlässlich des Ehrentags der Pflanze am 13. April abschließend auch diese pflegeleichte, heimische Staudenart schon einmal näher vorstellen.

 

Großer Wiesenknopf – Blume des Jahres

 

Im Garten wurde er früher als Heilpflanze zur Blutstillung geschätzt, entsprechend der Verwendung als Arzneipflanze ist auch sein botanischer Name („sanguis“ für Blut und „sorbere“ für einsaugen) kennzeichnend. Natürliche Standorte sind vor allem Feucht-, Nass- und Moorwiesen sowie extensiv genutztes Grünland, doch der Lebensraum des Großen Wiesenknopfs schwindet rasant. Wiesen mit ihrer Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten zählen zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Kulturlandschaft. Deshalb widmet sich „Natur im Garten“ heuer ganz besonders dem Thema Blühwiesen. Unter www.bluehsterreich.at laden wir herzlich dazu ein, gemeinsam für eine reich blühende Heimat Sorge zu tragen – in welcher auch der Große Wiesenknopf prächtig gedeihen kann.

 

 

 

Fotos: Fotos: Weber, Tüchler, Ulisi auf wikimedia.commons, Pixnio, Pixy.org und Pixabay

Anna Leithner

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