Frühling

Naturgartenrosen schneiden

Der Schritt zum Schnitt

 

 

 

Naturgartenrosen sind robust wie pflegeleicht und insbesondere daran erkennbar, dass sie viele Hagebutten ansetzen. ADR- und ÖRP-Rosen beispielsweise sind in Deutschland bzw. Österreich auf ihre Robustheit geprüfte Gartenrosen. Auch ältere Rosensorten können sehr widerstandsfähig sein - umso mehr, je näher sie mit heimischen Wildrosen verwandt sind. In einem sind sie unschlagbar: Ungefüllte bis wenig gefüllte Blüten bieten der Insektenwelt mehr Pollen und Nektar als dicht gefüllte Rosen: Wildrosen und ihnen nahestehende Gartenrosen sind einfach gut für Naturgärten geeignet, auch wenn sie in der Regel nur einmal im Jahr für etwa drei Wochen blühen – je nach Art im Mai und/oder Juni.

 

Schnitt verschiedener Rosengruppen: Beet- und Bodendeckerrosen

 

Und damit sind wir schon beim springenden Punkt für den Schnitt: öfters blühende Rosen - wie die etwa tischhohen Beetrosen und die noch niedrigeren Bodendecker- oder Kleinstrauchrosen - setzen über den Sommer auf den diesjährigen Trieben immer wieder Blüten an, auch wenn sie im Frühjahr radikal eingekürzt werden. Und auf diesen verbleibenden wenigen, aber starken Trieben, die genug Raum, Licht und Ressourcen haben, entsteht so eine noch schönere Blütenfülle in der gewünschten Höhe.

 

 

In unseren Schnittkursen heißt es deshalb: Bei Beetrosen lässt man die drei bis fünf schönsten (dicksten), auf den Standraum gut verteilten Triebe stehen und kürzt diese auf jeweils drei bis fünf Augen oder Knospen ein. Aus den Augen entstehen ab April die neuen Triebe. Auch schlafende Augen dürfen mitgezählt werden – erkennbar an einem vielversprechenden Punkt auf hervorgehobener Rinde, aber noch ohne echte Knospe. Wird ein Triebstück über ihnen entfernt, setzt sie das an prominente Stelle und kann sie zu ungeahnten Höhenflügen animieren.

 

Schlafendes bzw. schwellendes Auge

 

Dicke Triebe sollte man länger lassen, dünne Triebe schneidet man stärker, die dünnsten kommen ganz weg. Idealer Weise wird der Schnitt ca. 5 mm oberhalb einer nach außen weisenden Knospe leicht schräg gesetzt, sodass austretender Pflanzensaft nicht zur Knospe läuft, sondern weg von ihr. Wer nicht zählen will, kappt einfach die dicksten Triebe um etwa die Hälfte und schneidet alles andere weg.

 

 

Da Hochstammrosen meist nichts anderes als auf einen hohen Stamm veredelte Beetrosen sind, werden sie ebenso behandelt und pro Veredelungsstelle wie Beetrosen geschnitten. – Im Zweifelsfall lassen wir hier zumindest 5 Triebe mit ca. 5 Augen stehen.

Bei den Bodendeckerrosen - auch als Kleinstrauchrosen bezeichnet - darf es etwas mehr sein, nämlich 5 bis 9 Triebe mit jeweils ebenso vielen Augen.

 

Bodendeckerrose vor und nach dem Schnitt

 

Unter den Kleinstrauchrosen gibt es übrigens geradezu unverwüstliche Exemplare mit sattgrün glänzendem Laub und wiederkehrender Blütenfülle bis in den Spätherbst – leider meist ohne Duft und mit zum Teil recht langen Ranken. Werden sie im Frühjahr nicht radikal eingekürzt wie für Bodendecker üblich und gerade beschrieben, sondern in die Höhe oder noch besser in die Breite gezogen (wie im folgenden Bild `Magic Meidiland´ als „Wanddecker“ auf der GARTENTULLN), eignen sie sich auch als niedrige Kletterrosen. Diese sind besonders hart im Nehmen - sogar auf extremen Standorten, wie zum Beispiel auf Dachterrassen.

 

Schnitt bei der Forsythienblüte

 

Wenn die Rosenknospen zu schwellen beginnen und die Witterung es zulässt, geht es los. Aber keine Sorge: auch wenn die Knospen bereits längere Austriebe haben, braucht man sich beim Schneiden keineswegs zurückhalten.

Als Hilfestellung dient der Zeitpunkt der Forsythienblüte oder für Naturgärtnerinnen vielleicht besser der für Insekten sinnvolleren Palmkätzchen. Robuste Rosen können auch schon lange vorher geschnitten werden, sensible Rosen möglichst spät. Bei öfters blühenden Rosen wird dann auch im Sommer nach der Blüte immer wieder einmal geschnitten. Bei einmalblühenden und insbesondere Wildrosen hingegen lässt man die erste (und einzige) Blüte auf jeden Fall zu Hagebutten reifen.

 

Über Strauchrosen und Kletterrosen

 

Von Strauchrosen gibt es öfter und einmal blühende Sorten. Damit sie ihre natürliche Wuchsform voll entfalten und ihr jeweils typisches lockeres Grundgerüst über Hüfthöhe aufbauen können, werden sie nicht gekappt, sondern es werden vereinzelt alte Triebe möglichst nah am Boden zur Gänze herausgeschnitten. Dadurch entsteht Platz für Jungwuchs. Überlange Triebe kann man einkürzen auf etwa 1/3 unter dem „Umriss“ der gefälligen Form des Strauches.

Starkwüchsige Rosen sollten möglichst schwach und schwachwüchsige Rosen stärker geschnitten werden. Setzte man aber alle Triebe einer einmal blühenden Strauch- oder Wildrose auf 30 cm Höhe auf Stock – ähnlich wie beim Beetrosenschnitt – brächte man sich um eine Blühsaison. Die Pflanze würde anschließend lange, unverzweigte Triebe ohne Blüten entwickeln, die sich im Folgejahr verzweigen und an den Seitentrieben erstmals blühen. Ein Jahr später wäre die Blüte an den weiteren Verzweigungen noch üppiger. Aber mit der Zeit wird dieses Zweiggewirr dichter und dürrer. Um eine üppige Blüte zu erhalten, muss dann wieder Platz für neuen Austrieb aus der Basis geschaffen werden – durch Auslichten.

 

In dieser Skizze wird die Blühfreudigkeit der unterschiedlich entwickelten Triebe mit Blütensymbolen dargestellt. Der unverzweigte einjährige Zweig ist blütenlos:

 

Ebenso wie die Strauchrosen werden Kletterrosen verjüngt, indem vereinzelt alte Triebe möglichst weit unten herausgenommen und mit Hilfe von Astschere, Säge und meist auch einer Stehleiter stückweise herausgeholt werden. Sie sind erkennbar an der dunkleren Rindenfarbe und am kleinteiligen Geäst weiter oben. Um nicht zu große Lücken im grünen Dach zu verursachen, sollte man die Triebe und all ihre Verzweigungen vor dem definitiven Schnitt weiterverfolgen. Manchmal setzt man den Schnitt besser etwas höher oben, knapp oberhalb einer Verzweigung zu einem üppigen Seitenast und kappt nur weniger vielversprechende, überalterte Teile.

Kräftige Langtriebe mit frischer grüner Rindenfarbe sollten erhalten bleiben.  Bei öfter blühenden Rosen kürzt man zusätzlich die Seitentriebe auf 4 bis 5 Augen ein.

Möglichst flach bis waagrecht gezogene Triebe setzen besonders bereitwillig Blüten an.

 

Kletterrose vor und nach dem Schnitt

 

 

Auf diesem Foto niedrige Kletter- oder höhere Strauchrosen an Rankhilfen, dahinter noch verhüllte Hochstammrosen am 21.März 2021 in Wien: Die Jutesäcke sind ein Schutz vor der Kälte und verhindern, dass die Rosen frühzeitig austreiben. Denn junge Triebe sind anfälliger für Frosttrocknis.

Im Zuge der Schnittmaßnahmen werden bei allen Rosen grundsätzlich auch abgestorbene, abgebrochene und scheuernde Triebe entfernt sowie übrige Blütenstände vom Vorjahr. Man könnte sogar damit starten und sich so erst einmal an die Pflanze annähern.

Nach der Kaltfront ist es Zeit - wenn die Forsythien blühen. Also schleifen wir die Gartenschere, richten uns die Rosenhandschuhe, kratzfeste Kleidung und vielleicht sogar eine Schutzbrille und freuen uns auf üppige, duftende freudig umsummte Rosenblüten Ende Mai.

 

 

 

Fotos und Abbildungen: Benes-Oeller, Leithner, Haiden

Anna Leithner

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