Frühling

Loch im Zaun?

Ein igelfreundlicher Garten

Einst lebte der Igel auf dem Land und fühlte sich in den kleinstrukturierten und vielfältigen Lebensräumen wohl. Damals gab es noch viele Hecken mit einem dichten Bewuchs und sanfte Übergänge zwischen offenen Wiesenflächen und dichten Wäldern. Waldsäume und Wildstrauchhecken bieten den Wildtieren noch heute zahlreiche Nahrungs-, Nist- und Versteckmöglichkeiten.  

Die Lebensräume hierzulande verändern sich aber und zeigen die Tendenz, eintöniger zu werden. Mit der Verarmung der Strukturlandschaft wird auch der Lebensraum und parallel dazu die Häufigkeit mancher Wildtiere geringer. So wurden einige Wildtiere, wie auch der Igel, zum Kulturfolger.  Als Kulturfolger bezeichnet man Wildtiere, die sich aufgrund von Lebensraumverlusten in menschlichen Siedlungen niederlassen, weil sie dort auf günstige Lebensbedingungen treffen.

Das ist also der Grund warum wir den Igel häufig in Parkanlagen und in unseren (Privat)Gärten in Dörfern und Städten antreffen. In Österreich ist der Igel auf der Roten Liste als potenziell gefährdet eingestuft (2017) und durch EU-Recht und naturschutzrechtlich besonders geschützt.

Grund genug, dem Igel ein komfortables (Teil)Zuhause im eigenen Garten zu bieten. Doch was braucht es dafür?

Eine Anleitung für einen igelfreundlichen Garten:

Loch im Zaun!

Der Igel nimmt gern ein Revier bzw. Streifgebiet von 8 ha bis zu 100 ha Größe ein, das sind umgerechnet mindestens 8 Fußballfelder! Nächtliche Wanderungen von mehreren Kilometern sind möglich. Daher ist es wichtig, dass der Igel eine Öffnung im Zaun findet, damit er den Garten problemlos passieren kann.

Das sogenannte Loch im Zaun sollte eine Mindestgröße von 10 mal 10 cm haben und kann situationsbedingt einfach eine Öffnung bis hin zu einem Durchgang sein. Ein spezieller Durchgang mit einem Knick von 90° im Inneren bringt den Vorteil, dass evtl. unerwünschte bellende oder miauende Besucher aus dem Nachbarsgarten draußen bleiben.

Nahrungs-, Nist- und Versteckmöglichkeiten!

Weil der Igel dämmerungs- und nachtaktiv ist, hält er sich untertags gern im dichten Gebüsch zum Ausruhen auf. Ein Ast- und Laubhaufen oder eine Wildstrauchhecke aus heimischen Gehölzen werden hierfür sehr gern angenommen. Auch für den Winterschlaf, den der Igel von Oktober/November bis Februar/März hält, sind solche Strukturen gut geeignet, vorausgesetzt man weckt ihn nicht. Das Nest für den Winterschlaf baut sich der Igel gern aus selbst gesammelten Materialien, wie Gräsern, Laub und Moose.

Zum Fressen ist der Igel auf ein reichhaltiges Nahrungsangebot angewiesen. Der Insektenfresser mag Insekten aller Art, doch nicht nur. Insbesondere (Lauf)Käfer, Schmetterlingslarven, Regenwürmer, Ohrwürmer und Käferlarven landen auf seinem Teller.

Ein Ast- und Laufhaufen, ein Komposthaufen oder eine Totholzansammlung bieten wertvolle Lebensräume für Insekten und andere Kleintiere und können daher den Speiseplan des Igels optimal abdecken. Gleichzeitig bieten all diese Elemente dem Igel auch wunderbare Nist- und Rückzugsmöglichkeiten.

Gefahrenstellencheck!

Wildtiere brauchen Wasser zum Trinken. Gibt es im Garten eine Wasserstelle mit einer Flachwasserzone, so ist das großartig, auch für zahlreiche durstige Insekten. Bei steilen Ufern sollte aber unbedingt eine Ausstiegshilfe (parallel zum Beckenrand) angebracht werden, diese stellen eine Gefahr (nicht nur für den Igel) dar.

Eine alternative Trinkmöglichkeit für Wildtiere kann auch eine Wasserschale sein, die regelmäßig gereinigt und mit frischem Wasser gefüllt wird.

Steile Treppen sind für den Igel nicht oder nur schwer passierbar. Stufen von einer Höhe über 10 cm sollten mit einer Zwischenstufe versehen werden. Dies kann zum Beispiel auch durch einen Ziegelstein gelöst werden.

Weidezäune können dem Igel mitunter gefährlich werden, da dort die Gefahr des Hängenbleibens besteht. Hier bitte täglich kontrollieren.

Weitere Gefahren für den Igel im Garten sind Giftstoffe aller Art, da sie auch die Nahrungsquellen des Igels vergiften und reduzieren. So ist es unabdingbar auf chemisch-synthetische Pestizide und Kunstdünger zu verzichten.

Fazit: Unordnung willkommen!

Ein naturnah gestalteter Garten mit vielfältigen Strukturen, ruhigen und wilden Ecken bietet nicht nur vielen Wildtieren einen wertvollen Lebensraum, sondern auch uns Menschen eine Oase zum die Seele baumeln lassen. Her mit der Wildnis!

Mehr Infos zum Igel finden Sie unter www.naturimgarten.at/igel.

Fotos: „Natur im Garten“, Kathi Weber, Beneš-Oeller, Lhotka, Brocks, AdobeStock, Pixabay, Fotolia

Marlis Pardeller

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