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Lebendige Streuobstwiesen

Hohe Artenvielfalt - besondere Vöge

Über www.blühsterreich.at wurden bisher schon 1.750.516 m² Blühwiese gesät – ein wichtiger Beitrag angesichts sonst schwindender Blumenwiesen als wertvolle Lebensräume. Kombiniert mit größeren Obstbäumen und verzahnt mit der umgebenden Landschaft potenziert sich ihr ökologischer Wert sogar noch. Streuobstwiesen zählen mit über 5.000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas – darunter findet sich auch die aufsehenerregend schöne Blauracke.

Die ARGE Streuobst bemüht sich derzeit, den Streuobstanbau in Österreich als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO eintragen zu lassen, wie es in Deutschland in allen Bundesländern bereits schon erfolgt ist. Unter https://argestreuobst.at/blog/2022/05/16/immaterielles-kulturerbe-streuobstanbau/ kann man die Initiative noch bis Ende Oktober unterstützen. Bei sehr großem Interesse besteht dann die Chance, dass das Thema international verankert wird.

Höhlenbrüter auf Insektensuche

Vor allem Vögel, die gerne Baumhöhlen nutzen und auf ein reiches Insektenangebot angewiesen sind, profitieren vom Lebensraum Streuobstwiese.

Die Blauracke (Coracias garrulus) überwintert als Langstreckenzieher südlich der Sahara und ist in Mitteleuropa mittlerweile ein besonders seltener Gast halboffener Landschaften mit alten höhlenreichen Bäumen und vielen Insekten - ihrer Hauptnahrung. Nur noch ein einziges Brutpaar konnte in Österreich zuletzt nachgewiesen werden, und zwar in artenreichen Wiesenflächen der Südoststeiermark - aber es fragt sich: wie lange noch? Im nahen Ungarn brüten noch etwas größere Bestände dieses wunderschönen Vogels mit seinem leuchtend türkisblauen Gefieder an Kopf, Hals und Bauch, schön kontrastiert vom rotbraun-zimtfarbenen Rücken und umrahmt von dunkelblau-schwarzen Schwungfedern. Schon Albrecht Dürer war fasziniert von diesen Farben…

Durch das Verschwinden insektenreicher Viehweiden aus der Landschaft der Niederungen und die großflächige Umwandlung von Wiesengebieten in Ackerland, ihre Versiegelung und veränderte Bewirtschaftung findet der schöne Vogel immer weniger brauchbaren Lebensraum. Außerdem tritt der Dungkäfer – eine ehedem wichtige Nahrungsgrundlage für ihn - seit der systematischen Behandlung der Weidetiere mit Entwurmungsmitteln nicht mehr in so großen Massen auf, auch

wenn die Mittel gar nicht absichtlich gegen die harmlosen Käfer gerichtet sind, die sich von Rinder- und Pferdedung, aber auch von Aas ernähren.

Der mit bis zu 28 cm Körperlänge gut amselgroße Wiedehopf (Upupa epops) ist mit seiner langen Federhaube ebenfalls unverwechselbar und leider auch im Bestand gefährdet. Der Zugvogel und Insektenfresser brütet gerne in warmen Regionen mit offenen bis halboffenen insektenreichen Landschaften in verschiedensten Hohlräumen, besonders Baumhöhlen, und nimmt auch Nistkästen an. Sein meist dreisilbiger, manchmal auch zweisilbiger Ruf ‚up-up-up‘ hat ihm seinen wissenschaftlichen Namen eingebracht.

Auch die bis zu 20 cm große Zwergohreule (Otus scops) ist vom Aussterben bedroht. In Österreich gibt es nur mehr vier Brutgebiete, eines davon im südlichen Burgenland, wo der Vogel derzeit intensiv erforscht wird. Gefiedert in den Farben der Rinde, mit kleinen Federohren, die aber auch angelegt sein können, und gelber Iris ist sie der einzige Zugvogel unter unseren Eulen. Sie brütet ebenfalls in Höhlen und ernährt sich als eine der kleinsten heimischen Eulen v.a. von Insekten, die sie außer in Streuobstwiesen auch in offenen Laub‐ und Mischwäldern, Büschen im Kulturland, Alleen und größeren Gärten jagt. Nur der in den Nadel- oder Mischwäldern bergiger Lagen vorkommende Sperlingskauz ist noch kleiner, der Steinkauz wiederum etwas größer als die Zwergohreule.

Der langbeinige Steinkauz (Athene nuctua) bewohnt ebenfalls gerne offene Landschaft, z.B. eine Mischung aus Feldern, Wiesen, Wein‐ und Obstgärten, Gehölzen, Gebäuden und Baumhecken und brütet am liebsten in Gebäudenischen, Felswänden und Steinmauern.

Er frisst außer Insekten und Regenwürmern auch Feldmäuse, Sperlingsvögel und kleine Amphibien – die sich ihm in Streuobstwiesen reichlich bieten.

Ein häufigerer Gast im Streuobst und ebenfalls Höhlenbrüter ist der Star (Sturnus vulgaris). Etwas kleiner und mit deutlich kürzerem Schwanz als die Amsel unterscheidet er sich von dieser auch noch durch den metallischen Glanz im Federkleid. Die weißen bis beigefarbenen Federspitzen seines Schlichtkleides lassen seinen ganzen Körper hell gepunktet erscheinen. Wenn sich die hellen Spitzen im Frühjahr abgenützt haben, erscheint der Körper im Prachtkleid insgesamt schwärzlich und metallisch glänzend und der Schnabel färbt sich zunehmend gelb.

Wichtige Wegbereiter: Spechte

Da Blauracke und Co. nicht selber Höhlen herstellen, sind sie auf verlassene Spechthöhlen angewiesen. Bunt-, Mittel- und Kleinspecht können in Streuobstwiesen vorkommen.

Bunt- und Mittelspecht erkennt man an den großen weißen Schulterflecken. Beim Buntspecht reicht der schwarze Bartstreif bis nach hinten in den Nacken und ist dort verbunden, beim Mittelspecht dagegen nicht.

Der Mittelspecht besitzt auch einen etwas kürzeren Schnabel als der Buntspecht.

Dem Kleinspecht mit noch kleinerem, spitzem Schnabel wiederum fehlen die großen weißen Schulterflecken und roten Unterschwanzdecken. Die Männchen der „bunten Spechte“ haben jeweils rote Flecken am Kopf.

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Besonders häufig aber findet man den Grünspecht (Picus viridis) am Streuobst, erkennbar am grünen „Mantel“, der roten „Kappe“, die Männchen und Weibchen tragen. Auch die schwarze „Maske“ mit Bartstreif und ein Schnabel, der fast so lang ist wie sein Kopf, sind typisch Das Männchen hat zusätzlich einen roten Fleck im Bartstreif unterhalb des Auges wie im Bild zu sehen ist.

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Dem Grünspechtweibchen fehlt dagegen der rote Streifen auf der Wange.

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Der Wendehals (Jynx torquilla) bildet eine Ausnahme in der Verwandtschaft der Spechte: Er brütet gerne in Baumhöhlen, stellt sie aber nicht selber her. Man kann ihn in strukturreichen Kulturlandschaften mit Gehölzen, Obstgärten, Parks sowie in offenen Wäldern finden, wo er u.a. nach Ameisen sucht. Männchen und Weibchen sehen einander ähnlich und erinnern mehr an Sperlingsvögel als an andere Spechte. Das rindenartige Tarngefieder weist dunklere Markierungen auf in Form eines Rückenstreifs, Schulterbandes und Querbinden an den Steuer- oder Schwanzfedern. Die Unterseite ist gebändert. Bei uns verbringt der Vogel April bis September und überwintert als Langstreckenzieher südlich der Sahara. Weil er den Hals sehr viel wendet, wird er manchmal auch als „Schlangenvogel“ bezeichnet. Durch dieses Halswenden erscheint sein langgezogener, monoton quäkend-klagender Gesang, lauter und leiser werdend.

Noch wesentlich häufiger finden sich unterschiedliche Singvögel in den halboffenen Landschaften der Streuobstwiesen: Höhlenbrüter wie Feldsperling, Kohl- und Blaumeise und eventuell auch mal ein Gartenbaumläufer, Halbhöhlenbrüter wie Gartenrotschwanz und Grauschnäpper, aber auch Goldammer und Grasmücke. Amsel und Elster beziehen viele Lebensräume, somit auch Streuobstwiesen, und auch die Misteldrossel lässt sich von etwaigen Mistelvorkommen in älteren Obstbäumen anlocken.

Die Biodiversität der Streuobstwiesen ist derartig groß, dass ein Blog gar nicht ausreicht. Wer diesen Artenreichtum unterstützen möchte, kann jetzt gleich einmal die Initiative für den Streuobstanbau in Österreich als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO unterzeichnen und anschließend ein paar Hochstamm-Obstbäume bestellen, um sie in bereits angelegten Blumenwiesen zu pflanzen. Die Bestellphase auf heckentag.at ist beispielsweise schon im Laufen. Und der Herbst ist die beste Pflanzzeit…

Fotos: Pixabay, Blauracke © AdobeStock

Anna Leithner

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