Gartengeschichten

Konzert im Garten

Mit vollem Klang und leisen Tönen

Unter dem Einfluss des traditionell beflügelnden Neujahrskonzerts können Sie sich schon heute darauf freuen, mit welchen Pflanzen Sie wohl im kommenden Gartenjahr der Flora lauschen können.

Ob auf dem Pferdeschlitten, im Weihnachtsfilm oder in der TV -Werbung - Schellen haben rund um Weihnachten ihren großen Auftritt. Nicht allzu lange dauert es bis auch die Kuh- oder Küchenschelle (Pulsatilla) ihren Einsatz hat. Küh-chen kommt von den Kälbern, die dann auf die Welt kommen und hat in der Küche eigentlich gar nichts verloren.

Tschinellen, also zwei gegeneinander zu schlagende Becken, dürfen am 1. Jänner niemals fehlen. Im Buddhismus treffen dagegen in religiösen Zeremonien Zimbeln laut aneinander. Beim Zimbelkraut spielt der Gattungsname Cymbalaria, griechisch „Gefäß“ auf die vertieften Blätter der Pflanze an. Muralis steht für „Mauer“, dem bevorzugten Standort des Mauerblümchens, das als besondere Eigenheit nicht der Sonne entgegenwächst. Zimbeln als Musikinstrumente in Form kleiner Gefäß-Becken-Paare werden mit einem sehr hohen und durchdringenden Ton in Verbindung gebracht.

Narzissen heißen bekanntermaßen auch Osterglocken. Glockenhell läutet das Gartenkonzert aber auch mit den zarten Glöckchen verschiedenster Campanula-Arten. Ihren Namen verdanken die  Glockenblumen den hübschen glockenförmigen Blüten, welche sich je nach Art und Sorte zwischen Juni und September zeigen. Sie sind meist lila oder blau in unterschiedlicher Intensität, daneben gibt es auch weiße Sorten. Ob Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) mit 30 bis 80 cm langen Blütenstängeln oder die anspruchslose Hängepolster-Glockenblume (Campanula poscharskyana)... Glockenblumen, die vermeintlich zarten Wesen, haben es mir von Kindheit an wirklich angetan.

Ihrem Bild entsprechen auch die Trompetenblumen, die nach dem französischen Bibliothekar J. P. Bignon (1662–1743) benannt wurden. Mit den Engelstrompeten (Datura) und ihren großen weißen, rosafarbenen oder cremegelben Blüten hat der Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) nur gemein, dass auch seine Blüten an Trompeten erinnern (bignonioides = Trompetenblumen ähnlich). Wenn die Blüten sich zu Kapselfrüchten verwandeln, ändert sich auch der Name des schnell wachsenden Baumes in Zigarrenbaum…

Auf Trompetenpfaden unterwegs sind Sie ebenfalls mit der Amerikanischen Klettertrompete (Campsis radicans), der Chinesischen Klettertrompete (C. grandiflora) oder der Hybride aus beiden Arten, der Großen Klettertrompete (C. s × tagliabuana). Klettertrompeten sind auch als Trompetenblume, Jasmintrompete, Trompetenwein oder Trompetenwinde bekannt und bestechen alle durch ihre große Blüten. Ihre Dschungel-Linie zieht sich quer durch Beete, Rasenflächen und selbst zwischen Gehölzen und Hecken wachsen sie gerne empor.

Rätselhaft hypnotisch können Sie dagegen die archaischen Trommeln beschwören oder vielleicht gar in Trance versetzen? Ganz ohne Trommelstöcke funktioniert dies aber im Neujahrskonzert nicht und auch im Garten dürfen sie nicht fehlen: So etwa der außergewöhnliche Trommelstock, ein Korbblütler Craspedia globosa , der für „Trommelwirbel“ und mehr Rock ’n‘ Roll auf Balkonen, Terrassen und im Garten sorgt. Er ist allerdings nur als Sommerblume erhältlich. Auch die Dahlie `Berbertrommel´ kann nur in der warmen Jahreszeit zwischen Beeten in der Vorstadt und der – außerhalb liegenden, vielleicht aber auch in uns Menschen schlummernden Wildnis wachsen. Der rhythmische Sound zeigt uns den Weg über weitere Felder aus Trommeln. So etwa aus dem sommerblühenden Trommelstock-Lauch (Allium sphaerocephalon), dessen Zwiebeln ebenso aussehen. Schon im Frühlingsgarten stehen mit der `Drumstick´ Primrose (Primula denticulata) und der gefüllten Tulpe `Drumline´ wunderschön geformte Blüten im Beet, mit denen Sie auf ein Schlagzeug schlagen könnten. Ob diese Tulpe ihren Namen wirklich einer Trommel zu verdanken hat, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Aber möglich ist alles.

In einen verzauberten Garten entführt uns ebenfalls der Europäische Pfeifenstrauch (Philadelphus coronarius). Auch Falscher Jasmin, Sommerjasmin oder Bauernjasmin wird die mit den Hortensien verwandte Pflanze aus Südosteuropa und Italien genannt. Ihren Namen erhielt sie wohl über die langen, geraden Zweige, die besonders zäh und elastisch sind. Sowohl für Tabakpfeifen wie auch für Holzflöten wurden diese verwendet. Der „Pfeifenstrauch“ ist nebenbei ein beliebter Duftstrauch in unseren Gärten. Mein absoluter Favorit ist die Sorte `Silberregen´. Nicht nur weil er nach frischen Erdbeeren duftet, deshalb „Erdbeerjasmin" genannt wird, sondern mit einer Höhe von bis zu 80 cm zu den kleineren Pfeifensträuchern zählt - piccolo eben.

„Wie der Wind so traurig fuhr
Durch den Strauch als ob er weine;
Sterbeseufzer der Natur
Schauern durch die welken Haine“, so Nikolaus Lenau (1802-1850) in seinem Herbstlied.

Vielleicht kann der Harfenstrauch (Coleus comosus syn. Plectranthus ornatus) ja auch solche Assoziationen hervorrufen. Woher sein Name eigentlich stammt, erschließt sich mir trotz versuchter Recherche leider immer noch nicht ganz.
Einen Lösungsansatz hält vielleicht die deutsche Staudengärtnerei Gaissmeyer bereit. Sie hat eine völlig andere Pflanze, nämlich die Japanische Buschnessel (Isodon effusus) mit dem selben Namen im Sortiment. Bei ihr hängen namensgebend hunderte oder gar tausende kleine Röhrenblüten, reizende tiefenzianblaue, Glöckchen an den filigranen langen Rispen. Diese bescheren uns einen wunderschönen herbstlichen Ausklang im Garten.
Dass der zuvor erwähnte Harfenstrauch (Plectranthus fruticosus) als eingetragene Marke auch den weniger charmanten Namen „Verpiss-dich-Pflanze“ trägt, weil seine ätherischen Öle Hunde und Katzen fernhalten sollen, hält mich nicht davon ab, es weiter zu versuchen.

Dieses Gartenjahr wird bestimmt ein langes und fruchtbares. Das zumindest wünsche ich Ihnen und Ihrem Garten, der hoffentlich ein Lied davon singen kann.

Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Brocks, Haiden, Pixabay

Margit Beneš-Oeller

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