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Keine Rose ohne Dornen?

Spitzfindigkeiten aus der Pflanzenwelt

 

„Warum ärgerst du dich darüber, dass Rosen Dornen haben? Freue dich lieber daran,
dass die Dornenbüsche Rosenblüten tragen." So ein arabisches Sprichwort. Doch stimmt es?

Mit der Mechanik von Dingen ist das so eine Sache. Rein mechanische Probleme bereiten uns im Pflanzenreich Dornen oder auch Stacheln. Meinen persönlichen Kontakt, einen Feigenkaktus als Sitzpolster zu nutzen und seine Dornen, nicht Stacheln! mit Widerhaken ganz hautnah kennenzulernen, möchte ich ganz sicher nicht wiederholen.
Um sich an Pflanzen nicht zu verletzen, helfen Ihnen ja meist schützende Handschuhe. Für Frauen von heute sicher nicht mehr adäquat ist der beherzte Spruch: „Vorsicht Mann, das Mädel sticht!“  als die Hutnadel noch tägliches Beiwerk war.

 

Stacheln …

 

Ein Stachel im Fleisch steht metaphorisch für ein ständiges Ärgernis. Stacheln als verstärkte Haare lassen sich mitunter leicht abstreifen. Sie sitzen nur an der Außenschicht des Stängels und sprießen aus dem Rindengewebe der Pflanze. Das Sprichwort „Keine Rose ohne Dornen“ können sie also getrost vergessen, da „Fast keine Rosen ohne Stacheln“ botanisch betrachtet richtig wäre.

 

 

Stachelig sind auch so manche Früchte. Die glänzenden, braunen Maroni sind von einem stacheligen Fruchtbecher umgeben. Anfänglich grün, später gelbbraun bestachelt, muss man sich zu den erlesenen Früchten erst vorsichtig vorarbeiten.  Beherzte aber treten sie im Herbst mit Füssen, bis sie ihr Innerstes freigeben. Leichter haben Sie es da, die Früchte der Rosskastanie in die Finger zu bekommen.

 

 

Die Früchte der namensgebenden Kastanien-Rose (Rosa roxburghii) sind zwar sehr interessant, aber auch sie machen beim Aufheben viel Aufhebens. Durch ihre Stacheln sticht die Stacheldrahtrose (Rosa sericea subsp. omeiensis pteracantha)  ins Auge. Ihre rund fünf Zentimeter großen Blüten wirken charmant: schlicht, fünfblättrig, reinweiß erinnern sie an Buschwindröschen. Die Blütezeit liegt zwischen Mai und Juni. Ihr gefiedertes, grünes Laub ähnelt Farnblättern und wächst sehr dicht und buschig. Im Herbst bildet der aus China stammende Wildstrauch hübsche, rote Hagebutten, die der tristeren Jahreszeit im Garten etwas Farbe geben. Zu wehren weiß sich auch die Kartoffel-Rose (Rosa rugosa).

 

 

Unter den weiteren nicht heimischen Pflanzen bleibt das Auge nur zu gerne an der Japanischen Aralie (Aralia elata) hängen.

Stacheln finden Sie aber auch auf Himbeeren und Brombeeren. Als besonders aparte Augenweide zeigt sich die weiß bereifte Tibetische Brombeere (Rubus thibetanus 'Silver Fern').

 

 

Der Stachelbeerstrauch (Ribes uva-crispa) dagegen zeigt Dornen, seine Beeren so feine Stacheln, dass dem Genuss nichts entgegensteht. Apropos Genuss: Katzen oder Marder können Sie von Eidechsenburgen und Vogelnistkästen auf Distanz halten, indem Sie Äste mit Stacheln und Dornen dort auflegen oder montieren.

 

 

Bei vielen Stechpalmen (Ilex) sind die Blattränder unten an der Pflanze beidseitig mit Stacheln versehen, abwechselnd aufwärts und abwärts geneigt, damit es auch Wirkung zeigt. Mit zunehmender Höhe aber gibt es vermehrt auch ganz stachelfreie Blätter. Auch den lederharten Laubblättern der Mahonien (Mahonia) kommt man besser nicht in die Quere.  Ihr Rand ist ebenfalls stark gewellt und auf jeder Seite mit 10 bis 20 Stachelzähnen bewehrt.

 

… und Dornen

 

Dinge, die uns nicht passen, sind uns ein Dorn im Auge.  Als besonders stechende Auswüchse der Pflanzen treiben Dornen aus dem Holz der Pflanzentriebe heraus. Die Gebilde sind fest mit dem Spross verbunden und von Leitbündeln durchzogen. Das heißt, hier werden auch Wasser und gelöste Stoffe wie organische Substanzen hin transportiert. Dornen sind entweder Kurztriebe mit begrenztem Wachstum wie sie etwa Weißdorn (Crataegus), ein Bienenmagnet, oder der Sanddorn (Hippophae rhamnoides) im botanischen Sinne als umgewandelte Seitentriebe zeigen.

 

 

Berberitzen (Berberis) gelten als besonders einbruchhemmend: ihre Dornen machen im Garten näheren Kontakt unmöglich. Besser gelingt dieser mit den Langtrieb-Dornen vom Kreuzdorn (Rhamnus cathartica).

 

 

Seine langen Sprossdorne schützen den Schlehdorn (Prunus spinosa) gut vor dem Fraß größerer Pflanzenfresser. Die Kurztriebe bilden Dornen aus, im botanischen Sinne umgewandelte Seitentriebe. Die Schmetterlingspflanze dient zur Blütezeit im Frühling zahlreichen Schmetterlingen als Nektarquelle.

 

 

Der Stechende Mäusedorn (Ruscus aculeatus) ist ein seltener kleiner immergrüner Halbstrauch, der flächig verbreiterte Kurztrieb-Dornen in Blattform zeigt. Früher wurden aus den stabilen Teilen Gestecke und Besen gefertigt.

 

 

Acan·tha,  bedeutet auf neulateinisch:  Stachel, Dorn, Borste. Der Weiche oder Wahre Bärenklau (Acanthus mollis) ist nicht nur für sein Laub auf Steinsäulen bekannt. Immer wieder vergisst man auf seine schönen verdornten Fiedern oder Blüten und sticht sich daran. Die  im Mittelmeerraum verbreitete Zierpflanze ist nicht näher verwandt mit dem Bärenklau (Heracleum), einem starken  Doldenblütler. Dieser ruft wie der Feuerdorn allergische Reaktionen hervor.
(Siehe Blog Hautreizungen)

 

 

Auch Zierquitten (Chaenomeles) zeigen sich je nach Sorte mit sehr kräftigen Dornen durchaus wehrhaft. Und eine imposante Citrusart, die im Weinbaugebiet draußen Quartier beziehen kann, hält uns mit langen Dornen auf gebührenden Abstand: Dreiblättrige Orange, auch Bitterorange (Poncirus trifoliata). Vorsicht ist da allemal geboten, denn Sie können sich an ihren Dornen schmerzhaft verletzen.

 

 

Das Zeug dazu  hat auch die Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos), auch Lederhülsenbaum oder Falscher Christusdorn genannt, die sich an ihren Stämmen dornenbewehrt zeigen. Man vermutet, dass früher Präriemammut, Mastodon  und Riesenfaultiere  an der Verbreitung dieser Baumart beteiligt gewesen sein sollen. Heute werden dornenlose Sorten gerne dort angebaut, wo nur wenige Baumarten gedeihen. Auch der städtische Raum mit seinen Straßen (Wiener Mariahilferstraße) und Parks zählt dazu. Bei einer weichen Schuhsohle hat sich ein imposanter Dorn einmal zwischen meinem großen Zeh und der Zeigezehe durchgebohrt, wobei nur der Schuh zu Schaden gekommen ist.
Auch in anderen Ländern haben sich manche Pflanzen auf schmerzhafte Verbreitung durch Dorne spezialisiert. Die Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) oder Trampelklette verbreitet ihre Früchte mit kräftigen Widerhaken auf Tieren als Transportmittel. Der botanische Namen verweist auf ihre Enterhaken. Wie wohl fühlt man sich da mit unseren Gartenschätzen…

 

 

 

Fotos: Benes-Oeller, Haiden, Brocks

Margit Beneš-Oeller

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