Essbares aus dem Garten

Frost-, Kalt- oder Kühlkeimer anbauen

Die Natur sorgt gut vor

 

Die Samen vieler Wiesenblumen und Stauden und zum Beispiel vom Steinobst reifen bei uns oft schon im Sommer. Wie kommt es, dass wenn sie dann ausfallen und auf fruchtbaren Boden treffen, nicht alsbald Keimlinge daraus entwachsen, sondern erst im nächsten oder gar übernächsten Frühling?

 

 

Die Natur hat sich etwas einfallen lassen, um zu verhindern, dass junge Pflänzchen vor einem Winter aufschießen, dem sie womöglich noch gar nicht gewachsen sind: die Samen brauchen einen Kältereiz über mehrere Wochen, bevor sie keimen. Wie kalt genau der sein muss, variiert. In der Regel reichen Temperaturen zwischen -4 und +4 °C für zumindest fünf Wochen bereits aus, um keimhemmende Stoffe abzubauen. Auch wenn Kaltkeimer idealer Weise bereits im Oktober angebaut werden, so geht sich deshalb eine Freilandaussaat im Februar also auch noch aus.

Es würde übrigens nichts nutzen, die trockenen Samen vor der Aussaat auf Eis zu legen. Nein: sie müssen feucht gebettet sein, etwa in Sand, ein Sand-Erde-Gemisch oder einfach draußen im Gartenboden verweilen. Diese  gezielte Vorbehandlung nennt man Stratifizieren.

 

Ansaat von Kaltkeimern im Freien – auch noch im Februar

 

 

 

Wer nicht direkt ins Beet säen will, füllt eine Saatschale oder mehrere Anzuchttöpfe mit torffreier Aussaaterde - nicht ganz bis zum Rand. Denn nach dem Aufstreuen der Samen, siebt oder streut man noch eine feine Schicht Erde darüber, in der Regel doppelt so dick wie die Samen selbst oder zumindest 1-2 mm. Am besten hält man sich an die Empfehlungen auf dem Samenpäckchen, da es Licht- und Dunkelkeimer gibt. Mit einem Maurerbrett wird das Ganze leicht angedrückt.

 

 

Zum Angießen verwendet man am besten eine Sprühflasche, mit der die Erde sehr gezielt angefeuchtet werden kann, ohne die Samen wegzuschwemmen.

 

Wer die Schale bereits an einen dafür vorgesehenen Platz im Freien stellt, kann auch eine Gießkanne mit Brauseaufsatz verwenden. Beginnt man mit dem Gießen neben der Schale und schwenkt dann vorsichtig darüber, geht der erste Schwall nicht ins Anzuchtgefäß.

Zu guter Letzt sollte man nicht aufs Beschriften vergessen und die Saat mit Maschendraht zur Vogel- und Mäuseabwehr umhüllen. Dann heißt es warten und bei Bedarf nochmals gießen, damit das Ganze nicht austrocknet. Die Keimung sollte bei steigenden Temperaturen im März oder April starten. Manche Pflanzen lassen sich aber auch Zeit bis in den Mai

 

Bei Hasel-, Pfirsich- und Mandelkern kommt zum erforderlichen Kältereiz eine weitere Herausforderung hinzu: die dicke, harte Schale muss erst einmal aufgeweicht werden. Gerade Pfirsichkeimlinge lassen deshalb oft lang auf sich warten und kommen meist erst, wenn man die Hoffnung schon aufgegeben hat. - Die Zaubernüsse sollen  besondere Spätzünder sein und bis zu drei Jahre brauchen, bis sie keimen.

 

 

Zur Beschleunigung werden solche Samen im Herbst an einem schattigen Platz in Eimer mit grobem Sand geschichtet und gegen Mäusefraß mit Hasendrahtgitter abgedeckt. Den Inhalt gleichmäßig feucht zu halten und einmal pro Woche mit einer Schaufel zu durchmischen, fördert die Quellung der Samenschale.

Es wird übrigens kaum mehr zwischen Frost-, Kalt- und Kühlkeimern unterschieden, sondern sie werden unter dem Begriff Kaltkeimer zusammengefasst. Auch viele heimische Bäume wie die Buche zählen dazu.

 

 

Mohn, Kornblumen, Kornrade und Dill sind eher Kühlkeimer, stammen sie doch aus etwas milderen Gegenden. Eine Freilandaussaat ab Anfang März sollte bei ihnen ausreichen. Ist man zu spät dran, keimt nur wenig. Keimt der Dill aber beispielsweise zu früh, sind die jungen Pflanzen anfällig für Spätfröste.  Schnittlauch keimt am besten bei  1 bis 10 °C und bis allerhöchstens 18 °C.

Und sogar ein paar wenige Salat- und Gemüsearten keimen am besten bei  und nach kühlen Temperaturen: Feld- oder Vogerlsalat, Winterportulak, Kerbelrübe und Meerkohl. Die beiden letzteren sind Ausnahmeerscheinungen, sind doch fast alle anderen Gemüsearten aus milden, mediterranen, suptropischen bis tropischen Gefilden zu uns gelangt und benötigen absolut keine Kälteperiode – auch nicht als Samen.

Die Kerbelrübe (Chaerophyllum bulbosum), auch Knolliger Kälberkropf, Knollenkerbel oder Erdkastanie genannt, ist ein heimischer Doldenblütler. Da ihr Saatgut maximal ein Jahr haltbar ist, wird sie am besten direkt nach der Samenreife von September bis Dezember angebaut – oder auch  jetzt noch, im Februar.

 

Hier noch eine Aufstellung kaltkeimender Stauden:

 

 

Akelei

Frauenmantel Silberdistel
Alpenveilchen Glockenblume Silberkerze
Anemonen Ireis Scheinmohn
Asternarten Königskerzen Schleifenblume
Stilbe Kuhschelle Schlüselblum
Blaudistel Lampionblume Einjähriges Silberblatt
Christrose Lichtnelken-Arten Steinbrech
Diptam Lilie Steppenkerze
Edeldistel Lungenkraut Tränendes Herz
Eisenhut Pfingstrose Veilchen
Enzian Phlox (großblumig) Zierlauch

 

Man könnte das Saatgut übrigens auch im Kühlschrank für die Aussaat präparieren und so auch bei ausgeprägten Kältekeimern Anfang März noch nach folgendem Rezept vorgehen:

 

·         4 Handvoll Anzuchterde + 2 Handvoll Sand mischen

·         Samen mit dem Substrat vermengen und gut befeuchten

·         in Gefrierbeutel oder Tupperware füllen

·         eventuell zunächst 1 Woche bei Zimmertemperatur  feucht halten (Für manche Pflanzenarten ist es nämlich vorteilhaft, wenn dem Kältereiz eine Wärmephase vorausgeht)

·         mit Datum beschriften und 3 – 12 Wochen im Kühlschrank zwischen -4 und 4 °C lagern – auf kühlster Stufe, aber nicht im Gefrierfach!

·         Anzuchtgefäß(e) mit Anzuchterde vorbereiten,

·         Erdgemisch aus dem Gefrierbeutel flach obenauf schichten

·         Für die Keimung bei 5 bis 12 °C hell aufstellen

 

Wer schnell handelt, dem kommt die derzeitige Witterung entgegen und der Kühlschrank bleibt frei für Leckereien. Gutes Gelingen!

 

 

 

Fotos: Buchinger, Leithner, Heiden, Benes-Oeller, Pixabay

Anna Leithner

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