Frühling

Die besten Balkonblumen

für Bienen und Schmetterlinge

 

Balkonkistchen können einen Beitrag zur Unterstützung unserer Insektenwelt leisten. Können – wenn man bei  der Pflanzenauswahl  sorgsam ist. Weil viele Balkonblumen für die heimische Insektenwelt völlig ungeeignet sind.

Ein kurzer Ausflug in die Evolution der Blüten

 

Die ursprünglichsten Blüten sind Pollenblumen, die keinen Nektar produzieren. Große Pollenmengen dienen Als Nahrung für Käfer, Fliegen und den Bienen zur Larvenaufzucht. Später wurde der Nektar erfunden. Der ist für die Pflanze billiger zu produzieren und für Flugkünstler ein guter Treibstoff. Vor allem Bienen und Schmetterlinge nutzen ihn, aber auch alle anderen Blütenbesucher. Die „billige“ Nektarproduktion führte zur Reduktion des Pollenangebots. Der wenige wertvolle Pollen wird den Bestäubern so appliziert, dass sie ihn nicht fressen können. Auch entwickelten sich Blüten-Bestäuber-Symbiosen. Das heißt, dass bestimmte Blüten und bestimmte Bestäuber in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen: Niemand anderer kann die Blüten bestäuben, niemand anderer die Bestäuber ernähren. Das heißt für uns: Je exotischer eine Blume, desto wahrscheinlicher ist sie für heimische Bestäuber unbrauchbar.

Übrigens gibt es auch unter den Blumen Betrüger. Solche, die weder Nektar noch Pollen als Belohnung bieten und ihre Bestäuber durch diverse Tricks hereinlegen. Etwa indem sie sich als andere Blumen tarnen oder Insektenweibchen vorgaukeln. Und es gibt Pflanzen, die andere Belohnungen bieten, etwa Öl, das für heimische Bestäuber unbrauchbar ist.

Die dümmste aller Bienen?

 

In den letzten Jahren wurde Bienenfreundlichkeit zum Verkaufsargument. Das Label Bienenfreundlich prangt uns von zahlreichen Pflanzen, Samen- und Knollenpackungen entgegen. Leider auch von solchen, die für heimische Insekten entweder nur mäßig (pollenfreie Sonnenblumen, Isotoma) oder so gut wie gar nicht (rote Lobelien und Montbretien) brauchbar sind. 2019 erforschte man an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim den Blütenbesuch von Bienen und Schmetterlingen an Balkonblumen. Die Honigbiene fliegt als einzige sogar betrügerische Täuschblumen (Nemesien) regelmäßig an. Dumme Honigbienen? Eigentlich nicht. Honigbienen fliegen fast alle Blüten an und sind daher extrem anpassungsfähig. Sie können viele exotische Blüten nutzen, die anderen Bestäubern nichts bieten. Die jungen Arbeiterinnen lernen rasch, „gute“ Blüten auszusuchen. Der beständige Nachwuchs aber muss noch lernen. Aus dem Grund ist der Blütenbesuch von Honigbienen kein Indikator für bienenfreundliche Blumen.

Wie Insekten Blumen sehen

 

Insekten sind rotblind. Rote Blumen sind entweder ultraviolett – eine Farbe, für die wir blind sind, die Insekten mit Ausnahme der Schmetterlinge aber sehen können – oder bienenschwarz. Bienenschwarze Blumen sind Vogelblumen. Deswegen Vorsicht mit roten Blumen! In Blüten mit langen Röhren gelangen nur Tiere mit langem Rüssel oder Schnabel zum Nektar: Schmetterlinge, Kolibris oder Nektarvögel, eventuell noch einzelne langrüsselige Bienen (Hummeln). Rote Blüten mit langer Röhre sind praktisch immer Vogelblumen.

Balkonblumen für zahlreiche Bestäuber

 

Sogenannte unspezifische Blumen können von Bienen, Faltern und anderen Insekten genutzt werden. Dazu zählen folgende Korbblütler:

Leberbalsam (Ageratum)

Strauchmargerite (Argyranthemum)

Dukatenblume/Goldtaler („Asteriscus“/Pallenis)

Zweizahn/Goldmarie (Bidens)

Blaugänseblümchen (Brachyscome)

Dahlie (Dahlia)

Kapringelblume (Dimorphotheca)

Spanisches Gänseblümchen (Erigeron karvinskianus)

Kapaster (Felicia)

Mittagsgold (Gazania)

Kapkörbchen (Osteospermum)

Husarenknöpfchen (Sanvitalia)

Studentenblume/Türkische Nelke (Tagetes)

Strohblume (Xerochrysum/„Helichrysum“)

Wichtig ist, dass es sich um ungefüllte/einfache Sorten handelt. Neben Korbblütlern sind auch „Zauberschnee“ (Euphorbia-Hybriden) und Skabiosen (Scabiosa) für zahlreiche Bestäuber nutzbar.

„Schaut bei der Auswahl der Balkonblumen auch auf unsere Insekten!“

Balkonblumen für Bienen

 

Bienen lieben Lippenblütler. Vor allem die Gattung Salbei (Salvia) hat hier einige blau bis violett blühende Arten parat, die auch von Solitärbienen („Wildbienen“) und Hummeln gern besucht werden. Kurzröhrige Arten in Rot sind meist ultraviolett und so auch für Bienen nutzbar. Langröhrige rotblühende Arten sind allerdings bienenschwarz.

Gute Bienenblumen sind:

Präriekerzen („Gaura“/Oenothera)

alle Arten von Basilikum (Ocimum)

Mehl-Salbei (Salvia farinacea)

Enzian-Salbei (Salvia patens)

Buntschopf-Salbei (Salvia viridis, Syn. Salvia horminum).

Balkonblumen für Schmetterlinge

 

Tagfalter bevorzugen „stieltellerförmige“ Blüten, die außer ihnen nur langrüsselige Bienen (bei uns sind das vorwiegend Hummeln) nutzen können. Außerdem sehen Schmetterlinge weitesten von allen Insekten in den Rotbereich hinein.

Gute Tagfalterblumen sind:

Scheinmyrthe (Cuphea hyssopifolia)

Hängeverbene (Glandularia)

Vanilleblume (Heliotropium arborescens)

Wandelröschen (Lantana)

Eisenkraut (Verbena).

Auch ungefüllte Tagetes sind bei Tagfaltern sehr beliebt. Falterbesuch an Balkonblumen ist allerdings in verbautem Gebiet nicht häufig.

Nachtfalter mögen:

Ziertabak (Nicotiana)

Nachtkerzen (Oenothera) und helle Petunien (Petunia).

Balkonblumen mit eingeschränktem Blütenbesuch

 

Die klassischen Balkonblumen werden nur von sehr wenigen Arten besucht, denen ungefüllte Sorten aber ausreichend Nahrung bieten.

Fuchsie (Fuchsia-Hybriden)

Männertreu (Lobelia erinus)

Pracht-Lobelie (Lobelia ×speciosa)

Geranien (Pelargonium)

Petunien (Petunia)

Kardinals-Salbei (Salvia fulgens)

Kapuzinerkresse (Tropaeolum)

Die Unbrauchbaren

 

Kaum für heimische Bestäuber interessant sind Schiefblatt/Begonie (Begonia) und Fleißiges Lieschen (Impatiens).

Bienenschwarze Vogelblumen sind:

Zigarettenblümchen (Cuphea ignea)

„Mickey-Maus-Pflanze“, Köcherblümchen (Cuphea llavea)

Korallen-Fuchsie (Fuchsia triphylla)

Kardinals-Lobelie (Lobelia cardinalis, syn. L. fulgens)

Samtpfoten-Salbei (Salvia buchananii)

Scharlach-Salbei (Salvia coccinea)

Guaven-Salbei (Salvia darcyi),

Ananas-/Honigmelonen-/Mandarinen-Salbei (Salvia elegans, syn. S. rutilans)

Feuer-Salbei (Salvia splendens)

 

 

Kanaren-Hornklee (Lotus berthelotii, L. maculatus und Hybriden) wird in der Natur von Eidechsen bestäubt und ist ebenso unbrauchbar für unsere Insektenwelt.

Maskenblume (Alonsoa), Engelsgesicht (Angelonia), Pantoffelblume (Calceolaria) und Elfensporn (Diascia) sind für heimische Bestäuber völlig unbrauchbare Ölblumen.

Elfenspiegel (Nemesia)ist eine Täuschblume, die ebenfalls keinerlei Nahrung bietet.

 

Also schaut bei der Auswahl der Balkonblumen auch auf unsere Insekten!

 

 

Fotos: Gregor Dietrich

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