Wiesenmahd
und Staudenschnitt
Juni und Juli bieten sich an für die Wiesenmahd – je nach Wüchsigkeit unserer Wiese versteht sich. Aber was hat das Staudenbeet damit zu tun? Stauden schneidet man doch im Frühling, bevor sie neu durchtreiben. Ja schon, aber nicht nur.
Trocken- und Magerrasen besitzen je nach Standort speziell angepasste, besonders interessante Artengemeinschaften mit meist niedrigeren Gräsern und den verschiedensten Kräutern. So manche Dachbegrünung erinnert an einen solchen Standort mit Gräsern wie Blau- und Schafschwingel (Festuca), Feder-, Perl- oder Zittergras (Stipa, Melica, Briza) und zahlreichen Kräutern wie zarten Nelken (Dianthus), Magerwiesen-Margerite (Leucantemum vulgare), Habichtskraut (Hieracium), Thymian (Thymus), Schnittlauch (Allium), Kuhschellen (Pulsatilla) und durchaus auch hier wieder den breiter aufgestellten Kräutern wie diversen Glockenblumen, Schafgarbe und Wiesen-Salbei. Damit so eine Dachbegrünung wirklich ohne Gießen über den Sommer kommt, sollte ihr Wurzellebensraum nicht unter 16 cm Schichtdicke ausmachen. Eine Magerwiese in der freien Natur hat zwar geringere Humusauflagen, aber dafür können die Pflanzen darüber hinaus tiefer wurzeln. Zurückschneiden kann man eventuell sogar erst im Frühjahr, damit geschützte Pflanzenbüschel und Rückzugsbereiche für Marienkäfer und Co. über den Winter erhalten bleiben.
Juni und Juli bieten sich an für die Wiesenmahd – je nach Wüchsigkeit unserer Wiese versteht sich. Aber was hat das Staudenbeet damit zu tun? Stauden schneidet man doch im Frühling, bevor sie neu durchtreiben. Ja schon, aber nicht nur.
Gegen den Hochsommer hin können wüchsige Stauden bereits ziemlich darniederliegen – überhaupt nach einer andauernden Regenperiode wie heuer. Oder welke, von Insektenfraß oder Pilzbefall gezeichnete Blätter machen unser Beet unansehnlich. Anstatt Einzelpflanzen umständlich zu stützen oder mühsam einzelne Blätter zu entfernen, was in Summe ohnehin nicht das gewünschte ästhetische Resultat bringt, machen wir es wie mit der Wiese: Wir schneiden kurzerhand radikal ab, was uns stört und noch etwas mehr: Frauenmantel (Alchemilla), manche Storchenschnäbel (Geranium) und Katzenminze (Nepeta) bieten sich regelmäßig für diese Prozedur an und treiben nach einem radikalen Sommerrückschnitt wieder wunderbar buschig aus, um erneut zu blühen.
Sehr viele unserer geliebten Beetstauden haben ohnehin Verwandtschaft in der Blumenwiese: Schafgarbe (Achillea), Margerite (Leucanthemum), Glockenblume (Campanula), Storchenschnabel (Geranium), Frauenmantel (Alchemilla), Salbei (Salvia), Nelken (Dianthus) und Witwenblumen (Knautia) etwa können uns da wie dort in der einen oder anderen Art mit ihrer fröhlichen Erscheinung erfreuen. Manche Gemeinden mit ausgedehnten Staudenpflanzungen halten es dementsprechend bei ihren Beeten genauso wie mit der Wiese und verwenden gleich einen Balkenmäher, um flächige Pflanzungen wieder in Form zu bringen.
Erneute Blütenpracht & nutzbare Kräuter
Damit Rittersporn (Delphinium) remontiert, also im Herbst nochmals blüht, schneidet man ihn nach der Blüte bodennah zurück. Hat das Laub unansehnliche Flecken und Schäden, dient ein solcher Radikalrückschnitt zudem der Pflanzengesundheit.
Nutzbare Kräuter können im Zuge eines Rückschnitts gleich geerntet werden, Minze (Mentha) und Melisse (Melissa) am besten noch bevor sie blühen, also jetzt. Lavendel (Lavandula) schneidet man zusätzlich zum Frühjahrsschnitt nach der oder auch in der Blüte, wenn man ihn zu Trockensträußen weiterverarbeiten will. Um ihn kompakt zu halten, darf es ein Stück mehr sein als nur die Blütenstände mit ihrem langen Stiel zu entfernen.
Noch etwas Zeit haben wir, bis gegen Ende der Saison die Herbstastern (Aster) blühen. Wer ihr Aussamen verhindern will, weil sie sich erfahrungsgemäß sonst im ganzen Beet verbreiten, sollte sie ebenfalls nach der Blüte zurückschneiden.
Kurzlebige Stauden, Zweijährige und immergrüne werden nicht geschoren
Alles was gerade mit sattgrünem Laub in voller Blüte prachtvoll dasteht, wird natürlich im Beet belassen, um die Lücken nach dem Rückschnitt direkt zu füllen. Auch Immergrüne kommen nur dann unter die Schere, wenn das Laub stark in Mitleidenschaft gezogen ist.
Nicht zu empfehlen ist ein verfrühter Rückschnitt außerdem bei kurzlebigen Stauden wie Akelei (Aquilegia) und zweijährigen Pflanzen wie Fingerhut (Digitalis), Wilder Karde (Dipsacus fullonum), Königs- und Nachtkerze (Verbascum, Oenothera). Sie sollten auf jeden Fall noch Samen produzieren und abwerfen können, bevor sie entfernt werden, nicht zuletzt auch weil gerade die Zweijährigen mit fortschreitender Saison oft zu immer stattlicheren Exemplaren heranwachsen. Die Wilde Karde kann auch im Winter noch mit ihren Kandelabern das Beet optisch bereichern.
Schlussendlich sollte man deshalb Staudenbeete auch nicht im Herbst, sondern erst nach dem Winter durchputzen. Vertrocknete Büschel bieten Überwinterungsmöglichkeiten für viele Insekten und einen Winterschutz für die Pflanzen selbst. Standfeste Stängel - etwa der Karde - können sogar über den Frühling hinaus als Brutraum für Wildbienen stehen bleiben, oder man schneidet sie und lagert sie an geeigneter Stelle im Garten einzeln oder locker gruppiert und aufrecht stehend. Die Brut jener Bienen, die ab August solche hohlen Stängel zur Eiablage nutzen, schlüpft frühestens im darauffolgenden Juli. Trockene Blütenstände der Wilden Karde oder vom Brandkraut (Phlomis) erfreuen zudem den Distelfink mit nahrhaften Samen.
Blumenwiesen - wie oft und stark mähen?
Blumenwiesen sind ebenso vielgestaltig wie unterschiedlich zu pflegen: gut gedüngte Fettwiesen werden aufgrund ihrer Starkwüchsigkeit etwa zweimal im Jahr gemäht, ein günstiger Zeitpunkt für die erste Mahd klassischer Glatthaferwiesen ist das Verblühen der Margeriten. Bei einer Mager- oder Trockenwiese reicht oft eine einzige Mahd im August. Die Schnitthöhe sollte möglichst über 8 cm liegen.
Gut gedüngte, fette Wiesen werden dominiert von wüchsigen Gräsern wie Glatthafer und Knäuelgras und zumeist gelb oder weiß blühenden Kräutern wie Löwenzahn (Taraxacum), Scharfem Hahnenfuß (Ranunculus acris), Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) und Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium).
Mäßig gedüngte, etwas trockenere Fettwiesen können bereits sehr blütenreich und bunt sein mit Kräutern wie etwa Schafgarbe (Achillea), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Fettwiesen-Margerite (Leucanthemum ircutianum), Großem Sauerampfer (Rumex acetosa), Weißem Labkraut (Galium album), Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedris), Wiesensalbei (Salvia pratensis) und Acker-Witwenblume (Knautia arvensis).
Bei allen Arten von Blumenwiesen wird das Mähgut erst einmal zum Trocknen liegengelassen, damit Blumensamen noch ausfallen können, und dann abtransportiert. Das Heu eignet sich als Viehfutter, aber auch als Mulch unter Hecken und fürs Gemüsebeet, insbesondere für die Kultur von Erdäpfeln. Durch das Entfernen des Pflanzenmaterials wird die Fläche allmählich abgemagert.
Mit der Sense zu mähen schont die Tierwelt, bei größeren Wiesenflächen kann ein Balkenmäher zum Einsatz kommen. Wer die Lebewesen, die die Blumenwiese bevölkern, schonen möchte, mäht nicht die gesamte Fläche auf einmal, sondern abschnittsweise, damit die Insekten immer noch eine Zuflucht und Nahrungsquellen finden. Nicht verblühte Wiesenblumen können auch gezielt stehen gelassen werden - als Nützlings- und Augenweide.
Fotos: Leithner, Brocks, Haiden,