Wer lebt im kühlen Nass?
Tiere im Gartenteich
Gartenteiche sind oft ein Hotspot der Artenvielfalt im Garten. Oft – aber leider immer seltener. Denn der Trend geht hin zu Skimmern, Filteranlagen, Bachläufen etc. Die vernichten etwa 90 % des Lebens im Teich. Auch gartenteichübliche Fischarten sind ein Problem, zumal sie meist in viel zu großer Dichte gehalten werden. Viele Arten sind gar nicht für Teiche geeignet und brauchen schon darum Technik, die ein Fließgewässer simuliert. Selten ist die Haltung im Teich artgerecht.
Wenn wir auf Technik und unpassende Fischarten in zu hoher Dichte verzichten, dann können wir bald hunderte Tierarten finden. Am besten setzt man etwas Wasser aus verschiedenen anderen Teichen zu. Das schafft eine gute Basis für vielfältiges Plankton. Ein Mikroskop offenbart die sich je nach Wetter und im Jahreslauf verändernde Vielfalt vom Pantoffeltierchen bis zum Wasserfloh. Bald gesellen sich Larven von Insekten dazu. Von Mücken über Köcher- und Eintagsfliegen bis zu bunten Libellen. Keine Angst vor Mücken. Es gibt nur wenige stechende Arten. Diese bevorzugen ganz andere Gewässer als Teiche. Nur vereinzelte Larven von Stechmücken überleben im Teich manchmal bis zum Schlupf.
„Papa, was ist das für ein Tier?“ „Die Larve einer Waffenfliege.“ „Ein Fliegenbaby! Wie süüüüüß!“
Frühe Adonislibelle
Einige Insekten leben auch voll entwickelt im Wasser. Räuberische Schwimmkäfer und harmlose Wasserkäfer etwa, oder Wasserwanzen. Die häufigste Wasserwanze ist der Rückenschwimmer. Er schwimmt mit dem Bauch nach oben und hockt meist direkt unter der Wasseroberfläche. Seine vier kleinen Beine nehmen die kleinsten Wellen wahr. So kann er sofort orten, in welcher Richtung und Entfernung ein Tier von welcher Größe ins Wasser gefallen ist. Zwei kräftige Ruderbeine bringen ihn rasch ans Ziel. Ein Giftstich voller Verdauunssekret und schon wird die Beute ausgesaugt. Aber auch wer unter Wasser vor seinen großen Augen vorbeischwimmt und in der richtigen Größe ist, hat sein Leben verwirkt. Im Gegensatz zu den Rückenschwimmern stehen die meisten Schwimm- und Wasserkäfer auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Rückenschwimmer verwenden ihr Beine als Sinnesorgane
Larve des Furchenschwimmers, eines der häufigeren Schwimmkäfer.
Der kleine Kolbenwasserkäfer ist Vegetarier und kann nicht beissen. Mit seinen Beinstacheln ist er dennoch wehrhaft.
„Unterwasser-Gottesanbeterin“: die Stabwanze
Wanzen gibt es auch auf dem Wasser: Wasser- und Teichläfer. Ein paar Spinnen tun es ihnen gleich. Etwa die Piratenspinnen (Pirata) oder die großen Jagdspinnen (Dolomedes), die zur Jagd meist untertauchen und auch kleine Fische verspeisen.
Wasserläufer
Teichläufer sind recht langsam unterwegs und das nur in Ufernähe.
Die Gerandete Jagdspinne fängt ihre Beute meist unter Wasser.
Im Gegensatz zum Gemüsebeet sind auch Schnecken im Teich recht beliebt. Mitunter zu unrecht. Prinzipiell sind die meisten Wasserschnecken ein postiver Beitrag zur Biodiversität. Daher kann man größere Arten auch käuflich erwerben. Es gibt allerdings auch im Teich Schadschnecken. Und dabei handelt es sich um eine große, gern verkaufte Art. Die Spitzschlammschnecke ist eine Allesfresserin, die bevorzugt zarte Pflanzen frisst. Wasserstern und Co haben bei ihr keine Chance. Außerdem ist sie der Zwischenwirt der Entenbilharziose Auch Ohrenschnecken können in geringem Maß als Zwischenwirt fungieren. Bei starker Bededermatitis ist es aber immer die Spitzschlammschnecke. Und Badedermatitis wird von Mal zu Mal stärker, da der menschliche Körper ein Immungedächtnis hat. Spitzschlammschnecken haben daher in Teichen, in die man auch einmal hineinsteigt oder in denen man gar schwimmt, nichts verloren. Außerdem verdrängt die häufige Art seltenere Schnecken. Es gibt andere schöne Schnecken, wie die Posthornschnecke.
Spitzschlammschnecken sind problematische Teichbewohner.
Echt kein Spaß: Badedermatitis gibt es bei Wassertemperaturen von 24-26 °C, wenn Spitzschlammschnecken im Teich sind.
Und schließlich können auch Amphibien oder sogar Wasserschildkröten zuwandern. Bitte setzt diese Tiere nicht aus! Sie müssen von selbst zuwandern. Faunenverfälschung ist bei diesen Tieren ein großes Problem. Kammmolch ist nicht gleich Kammmolch. Drei Arten kommen in unterschiedlichen Teilen des Landes vor. Manchmal in unmittelbarer Nähe. Zwischen dem Wiener Leopoldsberg und dem Hagenbachtal beträgt der Abstand zwischen Donau-Kammolch und Alpen-Kammolch mitunter gerade einmal zwei Kilometer. Tiere aus der Au auf die angrenzenden Hügel zu verfrachten oder umgekehrt wäre mitunter katastrophal für die dortigen Populationen der anderen Art. Ähnliches gilt für Wasser- und Moorfrösche. Bei Sumpfschildkröten stellenauch Zuchttiere der heimischen Art ein Problem dar. Ja sogar der heimischen Unterat: Die ukrainischstämmigen Tiere stammen aus einer Gegend mit kilometerbreiten Überschwemmungszonen. Sie wandern mehrere Kilometer von Gewässern weg, um ihre Eier zu legen. Auch die Männchen vererben das ihren Mischlingsnachkommen mit heimischen Populationen. Die Wahrscheinlichkeit, bei uns den weiten Weg zur Eiablage zu überleben, ist gering, zu dicht das Straßennetz.
Posthornschnecke
Der Seefrosch ist das größte Amphib Europas.
Alle Bilder wurden auf der GARTEN TULLN gemacht.
Fotos: Gregor Dietrich