Was man Bäumen alles antun kann

aber bitte niemals tun sollte

 

Bäume gehören zu den geknechtetsten Organismen in der Kulturlandschaft. Der Tag des Baumes ist Anlass, unseren Umgang mit ihnen zu reflektieren.

 

Problem #1

 

Problem Nummer eins ist, dass wir bei der Pflanzung nur daran denken, wie es oberirdisch zugeht. Dass mindestens die Hälfte des Baumes unter der Erde ist, wird vernachlässigt. Vor allem im städtischen Grün ist das ein Grundproblem. Viel zu kleine Baumscheiben über dem, was als Wurzelraum gedacht und oftmals von der Struktur her gar nicht als Wurzelraum geeignet ist. Dann wundert man sich, dass der Baum jede Möglichkeit wahrnimmt, Wurzelraum zu finden. Wo das Substrat durch Rohrsanierungen gelockert wird, wachsen die Wurzeln hin und bilden ein Geflecht um die Verrohrung. Bei der nächsten Rohrsanierung werden die Wurzeln dann gekappt – oft genug der Großteil seiner aktiven Wurzeln. Und das war’s dann.

Dabei gibt es gute Möglichkeiten, Wurzelraum zu schaffen. Unterbauten, die beim Straßenbau mitgestaltet werden müssen. Sponge City ist der Überbegriff dafür. Dadurch wird der Straßenbau natürlich teurer, was sich aber sowohl wegen der Langlebigkeit der Bäume als auch wegen des geringeren Abwasseraufkommens über die Jahre rechnet.

 

Problem #2

 

Problem Nummer zwei betrifft im hohen Ausmaß auch private Baumbesitzer: Die Auswahl des Baumes richtet sich meist nach persönlichen Vorlieben, ohne zu bedenken, welche Ausmaße der Baum einmal annehmen wird. Nun wäre es oft sogar möglich, das Wachstum rechtzeitig durch regelmäßigen Sommerschnitt etwas einzuschränken. Allerdings lässt man meist Jahre vergehen und schädigt dann den Baum durch radikale Schnittmaßnahmen bis ins Kernholz unwiederbringlich. Auch im öffentlichen Raum ist das ein Problem. Sichtachsen, die frei bleiben sollen, werden erst dann wieder freigelegt, wenn alles zu spät ist. Die Frage ist, ob solche Sichtachsen wirklich nötig sind, wenn es jahrelang nicht gestört hat, dass sie verwachsen waren.

 

 

 

 

Problem #3

 

Und schließlich gibt es noch das Problem der Dauerprovisorien und der Unachtsamkeit. Baumpfähle etwa, an die die Bäume zum Anwachsen angebunden werden, scheuern am Stamm. Oder man vergisst die Anbindung rechtzeitig zu entfernen, bevor sie einwächst. Das Anfahren an den Stamm mit dem Rasenmäher hinterlässt am jungen Stamm Wunden, die „Schnürlmäher“ im öffentlichen Grünraum schaffen es auch ältere Stämme massiv zu schädigen, sodass Holzfäule am Stammfuß zum Verlust der Standfestigkeit führt. Den selben Effekt hat übrigens auch Hundeurin an Stadtbäumen. Täglich mehrmals mit Hundeurin in Berührung zu kommen zerstört die Rinde. Sie bekommt einen weißlichen Belag im Bereich der Hundetraufe und lässt Holzfäulepilze fast ungehindert durch.

 

 

Es gibt natürlich noch jede Menge weitere Probleme. Das aber sind die wichtigsten, die einem alltäglich begegnen.

 

 

 

Fotos: Dietrich

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