Vergissmeinnicht

Muttertag in himmelblau…

Englisch „Forget-me-not“, französisch „Ne m'oubliez pas“… „Vergiss mich nicht“ heißt die zarte Blume selbst in China. Der deutsche Name besteht bereits seit dem 15. Jahrhundert. Aber erst im19. Jahrhundert mutierte die Wild- zur Gartenpflanze. Myosotis, griechisch Mäuseohr, deutet auf ihre kleinen Blätter.


Über die Herkunft des Namens des Vergissmeinnichts ranken sich viele Mythen und Geschichten. Das zarte blaue Blümchen mit dem winzigen gelben Auge kam auch der nachfolgenden Sage entsprechend als Symbol der aufrichtigen Liebe und Treue zu seinem bedeutungsvollen Namen: Als ein Liebespaar ehemals am Fluss spazieren ging, entdeckte das Mädchen am Ufer eine blaue Blume. Ihr Liebster stieg hinab, um sie zu pflücken, fiel ins Wasser, wurde fortgerissen und konnte ihr bloß noch zurufen: „Vergiss mein nicht! “ Ganz so dramatisch muss es aber nicht werden, will man das Kleinod zum Muttertag verschenken. Blau gilt aber als Farbe der Treue und der Sehnsucht. Als unsichtbare Ketten der Treue wirkten deren magische Kräfte nur, wenn Wurzeln oder Blütenkränze um Hals oder am Herz des geliebten Menschen ruhten.

Das zweijährige Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) sät sich an halbschattigen Standorten gerne von selbst aus. Es gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) mit weltweit über 50 Arten. Ob Alpen-Vergissmeinnicht (Myosotis alpestris), Acker-Vergissmeinnicht (M. arvensis), Rasen-Vergissmeinnicht (M. laxa) oder das mehrjährige Sumpf-Vergissmeinnicht (M. scorpioides) - die zarten, aber harten Pflanzen kommen mit vielen Standortansprüchen zurecht. Beliebt sind sonnige bis halbschattige Plätze auf durchlässigen, frischen Böden. Das Wald-Vergissmeinnicht mag es dabei halbschattig, das Sumpf-Vergissmeinnicht liebt nasse Füße. Beide präferieren lockere, durchlässige Böden mit einem pH-Wert von mindestens 6,5 bis 7.

Porzellanblau zeigen sich aber auch die Blütchen von Gedenkemein (Omphalodes) und Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla). Beide bleiben dem Garten als Stauden dauerhaft erhalten. Sie bevorzugen lehmig-humosen, frischen Böden. treiben zunächst früh ihr Laub aus. Von April bis Mai an zeigen sich dann die Streublümchen auf fein wirkenden, dennoch festen drahtigen Stängeln.

Das Gedenkemein ist bestens als Bodendecker unter lichten Gehölzen geeignet, denn es breitet sich durch Ausläufer rasch aus. Während Omphalodes eiförmige, etwas zugespitzte Blätter entwickelt, trägt Brunnera am liebsten von Sonne und Halbschatten, besonders schönes Laub, das an Pfeilspitzen erinnert. Die fünfzähligen Blüten erscheinen meist im bekannten Blau.

Sowohl bei den Zweijährigen wie bei den Stauden sind im Handel auch weiß blühende Selektionen erhältlich. Rosa Farbtöne bleiben hierzulande nur dem Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) vorbehalten. So erweitern `Pompadour´, `Rosylva´ oder `Victoria Rosea´ in dieser Farbpalette.

Das Kaukasus-Vergissmeinnicht hat noch mehr aufzuwarten: Sorten mit hellen Blattzeichnungen. Blattränder in Cremefarben weist `Hadspen Cream´auf, bei `Dawson’s White´ sind diese weiß gefärbt. Auf `Langtrees´ zeigen sich wie an der die Wildform silbrige Tupfen auf dunkelgrünem Laub. `Jack Frost´ hat noch grüne Blattadern und schimmert insgesamt frostig silbrig weiß. Noch blasser wirken `Looking Glass’ und `Silver Wings´. Weniger Blattgrün macht diese Brunnera-Sorten nicht weniger wüchsig, solange Sie von einem Standort in der prallen Sonne absehen. Züchtungen und Sorten blauer Blüten gehen spätestens bis Ende Mai auf. Wenn Sie weiße Blüten bevorzugen: `Betty Bowring´ blüht über grünem Laub, das von `Mrs. Morse´ ähnelt dem von `Jack Frost´.

Wer Vergissmeinnicht verschenken will, aber nicht kaufen möchte, muss früh starten. Für diesen Muttertag bleibt es dann beim Vorsatz. Denn um Pflanzen selbst vorzuziehen, müssen Sie im Herbst auf der Fensterbank starten, um die Jungpflanzen dann ab Mitte Mai im nächsten Jahr mit 20 cm Abstand ins Freiland zu setzen. Direkt aussäen können Sie diese ebenfalls - von Juni bis Juli direkt ins Freiland. Zuvor sollten Sie den Boden auflockern, von Unkraut befreien und gut angießen. Bei Verwendung hochwertiger Blumenerde braucht es keine zusätzlichen Kompost- oder organische Düngegaben. In kälteren Regionen empfiehlt sich ein Winterschutz. Im nächsten Frühling blühen sie dann verlässlich. Vergissmeinnicht sind generell sehr pflegeleicht. Nur regelmäßiges Wässern und das Entfernen verwelkter Blüten stehen auf dem Programm.

Fühlen sich Wald-, Kaukasus- und Sumpf-Vergissmeinnicht an ihrem Standort wohl und dürfen sie Samen ausbilden, vermehren sie sich vor Ort. Unter den Frühlingsblühern zählen ja gerade blaue Blüten zu den Schönsten, sie sind aber Raritäten. Besonders beliebt ist das Vergissmeinnicht in großen Gruppen. Himmlisch ist dann nicht nur seine Farbe, sondern auch die Wirkung der Blütenpolster von März bis in den Juni.

Auch die Vermehrung durch Teilung oder Stecklinge ist möglich. Bei der Teilung wird nach der Blüte ein großer und gesunder Horst mit dem Spaten ausgegraben und mit einem scharfen Messer so zerteilt, dass jedem Teilstück genügend Wurzelmasse bleibt. Die Teile werden an ihrem neuen Standort eingepflanzt. Bei der Vermehrung durch Stecklinge sollten diese immer über ein Stückchen der Wurzel verfügen. Sie werden mit einem scharfen Messer zwischen Stängel und Wurzelansatz geschnitten. Die Stecklinge kommen in ein Glas mit (Regen)Wasser und bilden bei etwas Geduld Wurzeln. Holzkohle auf den Schnittstellen und Holzasche im Wasser schützen vor Krankheitsbefall. Ausreichend bewurzelt geht es in die Erde. Die Stecklinge können im Herbst gewonnen und im Warmen überwintert werden. Haben sie genügend Kraft, geht es ab ins Freie.

Tulpen, Lungenkraut (Pulmonaria), Blauglöckchen (Mertensia virginica), Traubenhyazinthe (Muscari) oder Stiefmütterchen (Viola) sind nicht nur in Buketts eine schöne Ergänzung. Wenn alle Arten zusammen den Garten oder Balkon in ein himmelblaues Blütenmeer verwandeln, ist das garantiert ein unvergesslicher Anblick. Dann können nicht nur Mama und Oma ihr blaues Wunder erleben...

Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Haiden, Mayrhofer, pixabay

Margit Beneš-Oeller

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