Tanzende Gräser

für sonnige Flächen

 

Im Gräsermeer wiegen sich die Halme und tanzen sacht im Wind. Zart nehmen sie uns mit auf eine Reise ins Tal der Träume, wo alles leicht ist… Gräser transportieren wie keine andere Pflanzengruppe ein Gefühl von Schwerelosigkeit und Eleganz, erinnern uns an Ufer, Strände und Mußezeiten und sind darüber hinaus auch noch überaus robust, genügsam und pflegeleicht und – nicht zuletzt in Kombination mit Stauden und Zwiebelpflanzen - von unwiderstehlicher Schönheit.

 

 

Gerade die leichtesten Tänzer*innen unter ihnen stammen aus Steppengebieten. Diese Durstkünstler brauchen mageren, gut durchlässigen Boden. In zu nahrhafter Erde können sie sonst faulen oder ungesund wuchern, was zu schneller Überalterung und weniger Frosthärte führt.

 

Feste Sauergräser – weniger tanzfreudig

 

Von den Sauer- oder Riedgräsern wie Zyperngras, Binsen, Simsen und Seggen sind die meisten auf sumpfige Standorte spezialisiert. Es gibt auch ein paar Seggen und Simsen für schattige Waldstandorte.  Gemeinsam ist ihnen eine sehr feste Blattstruktur, weshalb sie als Viehfutter wenig brauchbar sind. Die Halme sind im Gegensatz zu den Süßgräsern sehr oft nicht hohl, sondern mit Mark gefüllt. Dieser Gruppe soll ein eigener Blog gewidmet werden.

 

Sonnentanz der Süßgräser – geschmeidig weich

 

Die Süßgräser mit ihren zarteren Blättern brauchen grundsätzlich viel Sonne – je karger und heißer oder extremer der Standort, desto härter wappnen natürlich auch sie sich dagegen.

 

 

Das Japanische Berggras (Hakonechloa macra) mit flächigen weichen Büscheln, seine gelb-gestreifte Variante, das Gold-Japangras, die Wald- oder Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) sowie das Pfeifengras (Molinia arundinacea) gedeihen auch im Halbschatten sehr gut.

Das Japanische Blutgras (Imperata cylindrica ‘Red Baron’) braucht wiederum volle Sonne.

 

Wir bitten zum Tanz: Partnerwahl fürs Beet

 

Für die optimale Auswahl bieten einige große (Stauden-)Gärtnereien auf ihrer Webpage Filtermöglichkeiten zur Suche an, beispielsweise www.praskac.at, wo man alle Einträge zum Stichwort „Gras“ in Hinblick auf die gewünschte Wuchshöhe, Standort (Lichtbedarf) und Boden (Wasserbedarf) sowie Blütezeit eingrenzen kann.

Bis Kniehöhe schaffen es beispielsweise Bärenfellgras, Blauschwingel, Gold-Japangras, Japanisches Berggras und Japanisches Blutgras. Bewegtere Tänzer aber finden sich vor allem in höheren Sphären: Über Kniehöhe wiegen sich etwa Feder-, Lampenputzer- und Silberährengras, Waldschmiele, Atlas-Schwingel, Blaustrahlhafer und Moor-Pfeifengras mit ihren zarten Blütenständen im sanftem Rhythmus des Windes. Andere Pfeifengräser, Reitgras, Chinaschilf, Pampasgras und Rutenhirse entfalten ihren Swing über Hüfthöhe, die letzteren drei großteils sogar über Kopfhöhe, um nur eine Auswahl zu nennen…

Unter www.gaissmayer.de/web/shop, der bayrischen Staudengärtnerei mit Versandservice und www.hameter.at, der größten österreichischen Staudengärtnerei, die allerdings nur an Profis und nicht an Private verkauft, kann man noch gezielter suchen, in einem Meer an Stauden und Gräsern schwelgen und passende Kombinationen zusammenstellen. Um alle Schönheiten mit langen Halmen  zu finden, reicht hier das Stichwort „Gras“ alleine aber nicht aus, da einige der schönsten Gräser stattdessen „Hafer“, „Hirse“, „Schmiele“ oder „Schwingel“ in ihrem Namen tragen.

 

 

Das Federgras (Stipa pennata) ist auch bei uns heimisch, zum Beispiel in den Weinbergen der Wachau, wo es als Steinfeder Hüte schmückt und Pate stand für die Qualitätsbezeichnung besonders leichter, duftiger Weine.

 

 

Das beliebte Lampenputzer- oder Federborstengras (Pennisetum alopecuroides) mit seinen attraktiven flauschigen Blütenwalzen stammt aus Ostasien und Westaustralien und liebt durchlässige, eher nährstoffreiche Böden. Da es spät austreibt, ist die Kombination mit Zwiebelblühern wie Narzissen empfehlenswert. Ab August übernimmt es eine tragende Rolle im Beet. Durch regelmäßige Teilung kann man verhindern, dass es blühfaul wird.

 

 

Das Silberährengras (Achnatherum bzw. Stipa calamagrostis) ist in den letzten Jahren zunehmend im Einsatz als Solo- oder Ensembletänzer im städtischen Grün, zum Beispiel in Staudenmischungen der Stadt Wien. Es versamt sich kaum und macht sich auch gut in Pflanzgefäßen ab 15 Liter oder sogar einzeln auf Gräbern. Im südlichen Mitteleuropa auf durchlässigen, schottrigen Böden heimisch, sind Silberährengräser mit ihrer langen Blütezeit, die bereits im Juni beginnt und dem locker überhängenden horstigen Wuchs wertvoll für trockene Standorte.

 

 

Der aus den SW-Alpen stammende Blaustrahlhafer (Helictotrichon sempervirens)  und der Atlas-Schwingel (Festuca mairei) sind ebenfalls prädestiniert für trockene, magere, steinige Freiflächen in voller Sonne, insbesondere für Kiesgärten und sogar für Dachbegrünungen. Beide blühen im Juli und August.  Der Blaustrahlhafer ist besonders elegant in Kombination mit silberlaubigen, mediterranen Halbsträuchern und Sedum-Arten.

 

Gräser für Töpfe

 

So malerisch sich der zarte, bogig überhängende, ausladende Wuchs im Beet macht, so schwierig kann er Trogbepflanzungen gestalten - beim Atlasschwingel empfiehlt die Gärtnerei Gaissmayer für eine Pflanze ein Gefäß mit mindestens 60 cm Durchmesser. Für den Blaustrahlhafer reichen 30 cm Durchmesser und Höhe.

Besser in Pflanzgefäßen und Umgebung unterzubringen und dadurch auch immer öfter als transparente Randgestaltung mit modernem Touch auffindbar, sind die etwas stärker nach oben strebenden Windtänzer: Pfeifengras und Rutenhirse beispielsweise machen auch in Trögen eine äußerst gute Figur.

 

 

Von der Rutenhirse (Panicum virgatum) mit aufrechtem und doch filigranem Wuchs und wunderbar schleierartiger Wirkung gibt es Sorten mit kräftig rotbrauner bis rötlicher Herbstfärbung wie `Rehbraun´ und `Rotstrahlbusch´. Sie wird deshalb manchmal auch als Kuperhirse bezeichnet. Ihr Ursprung liegt im Wilden Westen, genauer gesagt in den Hochgrasprärien des mittleren und östlichen Nordamerikas und sie schätzt einen nicht zu trockenen Boden. `Cloud Nine´ ist ein mit über 2 m Höhe zart besaiteter Hühne für Freiflächen, der erst blaugrün und im Herbst tiefgelb gefärbt das Tanzbein schwingt - und in den Regenbogenbeeten auf der GARTEN TULLN derzeit ein gefragter Star.

 

 

Die Wald-Schmiele (Deschampsia cespitosa) mit Sorten wie `Bronzeschleier´, `Goldtau´ oder `Tauträger´ umschmeichelt ebenso weichzeichnerisch das herbstliche Staudenbeet. Einen schönen Kontrast dazu bietet beispielsweise das pfeilgerade nach oben schießende Reitgras (Calamagrostis x acutiflora) – z.B. die klassische Sorte `Karl Foerster´, das auch gerne linear gepflanzt wird – als Gräserstreifen hinter flächigeren Gräsern.

 

 

Vom allseits bekannten Chinaschilf (Miscanthus sinensis), das in seiner Heimat Ostasien aufgrund seiner Wuchskraft an eher feuchten Standorten oft in großen Beständen vorkommt, gibt es unterschiedlichste Sorten, die alle nährstoffreiche, humose Böden lieben.

Der etwa zwei Meter hoch werdende Klassiker `Silberfeder´ beispielsweise ist eine 1955 eingeführte Sorte mit sicherer Blüte, im Aufblühen erst rosa getönt, dann silbern. Er samt sich dementsprechend reichlich aus.

 

 

Ebenso hoch wird `Zebrinus´ mit gelben Querstreifen.

 

 

Mit feinem, elegant überhängendem Laub und etwas zierlicher tritt `Variegatus´ im gelbgrünen Nadelstreif zum Tanz an. `Gracillimus´ mit noch filigranerem Laub zeichnet sich durch seine grüne Erscheinung aus. Er kommt nur bei sehr warmem Klima zur Blüte und samt sich daher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht aus.

 

Das Tanzjahr neigt sich dem Ende zu

 

Im Hochsommer bekommen die Ziergräser „Oberwasser“ im Beet, um im Herbst in warmen Farbtönen zu erstrahlen und ihre Pracht mehr und mehr zu entfalten. Schließlich wird es Zeit, die höchsten Schöpfe vor dem ersten Schnee locker zusammenzubinden. Dann können wir interessante Gebilde daraus kreieren – Einzelsäulen, Rund- und Spitzbögen – gebunden, gewunden oder sogar geflochten, mit Hanf oder Jute, natur oder bunt für den Adventzauber verschnürt… Mehr Winterschutz brauchen sie nicht - abgesehen vom Pampasgras (Cortaderia selloana), das untenherum zusätzlich trockengelegt wird - mit Vlies oder Jute ummantelt und mit Reisig oder anderen Isolierschichten abgedeckt.

In Töpfe gepflanzt bedarf allerdings jedes Gras besonderer Vorkehrungen, um das Durchfrieren des Ballens zu vermeiden – Heranrücken an eine Hauswand, Abstellen auf Holzbrettern, Gruppieren mehrerer Töpfe und Ummantelung mit isolierenden Schichten wie etwa Jutebahnen oder Vlies. Zwischenräume kann man mit Laub oder Stroh locker befüllen und zu guter Letzt mit Reisig abdecken.

 

 

Zurückschneiden darf man die Süßgräser auf keinen Fall vor dem Winter. Sie bestehen aus hohlen Halmen mit Zwischenwänden im Bereich der Internodien. Schneidet man sie ab, kann Wasser in den feinen Röhren stehenbleiben und der ganze Schopf fault unter Umständen zurück. Erst wenn die Frühlingsblüher beginnen, ihre Spitzen hervorzuschieben oder spätestens wenn die Gräser selbst sich wieder grün hervorwagen, ist es Zeit, sie zu rasieren, auf maximal zehn Zentimeter hohe Stoppelflächen - eine Handbreit über dem Boden.

 

 

Früher empfiehlt sich der Schnitt nicht, denn so bringt man sich um zauberhafte Reif- und Schneeaspekte . Der Herbst und der Winter können somit kommen…

 

 

 

Fotos: Leithner, Haiden, Benes-Oeller, Schrattenholzer, Streicher

Anna Leithner

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