Spuren in Garten und Landschaft

Auf Fährte und Geläuf

Was für jagende Naturvölker eine Notwendigkeit war, ist für uns moderne Gärtner*innen ein spannender Zeitvertreib und eine Freude: Das Lesen von Spuren. Manchmal gereicht es vielleicht auch zum Schutz unserer Pflanzen und Lieblinge, wenn wir Rindennager, Knospenfresser und Hühnerdiebe entlarven, um fürs nächste Mal entsprechende Schutzvorkehrungen zu treffen…

Hund, Baummarder und Fuchs

Wer besucht unseren Garten?

Abgesehen von den eigenen Haustieren und unseren höchst willkommenen gefiederten Besuchern, die ein anderes Mal im Fokus stehen werden, besuchen vor allem Allesfresser wie Fuchs und Dachs, aber auch der mehr auf Fleisch erpichte Marder nachts mitunter unsere privaten Grünoasen, wenn sie entlang ihrer üblichen Routen - ihrer Wechsel - liegen. Wer derlei Besuch vermeiden möchte, findet unter https://www.wien.gv.at/gesellschaft/tiere/wildtiere/garten.html ein paar nützliche Tipps.

In der Nähe von Wald und Flur kann sich in seiner Gier nach Rosenknospen auch schon mal ein gefräßiges Reh in einen Garten verirren oder Meister Lampe mit seiner unliebsamen Vorliebe für Obstrinden, vorzugsweise mit Apfelaroma, die er in erreichbarer Höhe fast flächendeckend abschälen kann. Frischer Gehölzschnitt als Hasenfutter zu Füßen der lebenden Bäume kann die Tiere von diesen ablenken. Ein Stammschutz durch Maschendrahthosen oder andere für Hasen undurchdringliche Materialien tut das Übrige.

Zurück zum Thema: Schau genau!

Heute aber soll es um die spannende Spurensuche gehen. Besonders eindrucksvoll zeichnen sich Fußabdrücke ab, fachlich als Trittsiegel bezeichnet, in einer nur wenige cm dünnen frischen Schneeschicht auf gleichmäßigem, hartem Untergrund - etwa auf Wegen oder älteren Schneedecken. Ist die lockere Schicht zu dick, werden sie unklar.

In der folgenden Grafik, angelehnt an das BLV-Bestimmungsbuch “Tierspuren” von Bang/Dahlström sind einige Trittsiegel möglicher tierischer Gartenbesucher dargestellt. Wenn nicht anders angegeben ist es jeweils die rechte Vorderpfote:

Bei den einzelnen Trittsiegeln von Hund, Katze und Fuchs sind jeweils vier Zehenballen ersichtlich, bei allen Marderartigen (in der Abbildung oben Baummarder und Dachs) sowie beim Waschbär hingegen fünf.

Da Katzen ihre Krallen einfahren, sind in den Spuren im Normalfall keine Krallen zu sehen im Gegensatz zu den anderen. Der etwa 5 cm lange Abdruck vom Fuchs ist länglicher als der vom Hund. Zieht man eine gedachte Linie vor den hinteren Zehenballen, liegt diese beim Fuchs hinter den vorderen Ballen, beim Hund schneidet sie durch die vorderen Abdrücke durch, da hier Ballen und Zehen näher beisammen liegen. Hundeabdrücke unterscheiden sich je nach Hunderasse natürlich ganz stark in der Größe.

Marderhund, Waschbär mit markanter „Augenbinde“ und zwei Dachse

Die Trittsiegel vom Marderhund zeigen noch deutlicher eine Spreizung der Zehen als beim Hund. Er wird auch Enok oder Obstfuchs genannt, stammt ursprünglich aus Asien und hat als Pelzfarmflüchtling begonnen, sich bei uns einzubürgern. Trotz seiner Ähnlichkeit mit  Waschbären (Einwanderern amerikanischen Ursprungs) ist er näher mit dem Hund verwandt als mit dem lustigen Kerl mit der durchgehenden Augenbinde. Ebenso wie der Dachs hält er Winterruhe und kommt im Winter nur zur Nahrungssuche aus seinem Bau, wenn es die Witterung erlaubt und vorzugsweise nachts. Der Dachs unterbricht seine Winterruhe angeblich dann, wenn Regenwürmer aus der Erde zu holen sind. Die bei der Suche nach ihnen entstehenden Wühlspurenfallen aber wesentlich kleiner und punktueller aus als die vom Wildschwein, das die Erde durchpflügt.

Wer noch mehr Trittsiegel kennen lernen möchte, findet unter www.naturimbild.at eine größere Auswahl an Zeichnungen und ein Quiz dazu.

Vom Gang zum Sprung

Mehrere Trittsiegel hintereinander ergeben eine Spur, auch Geläuf bzw. beim Wolf,  bei Raubvögeln und bei Schalenwild (Reh, Hirsch, Wildschwein und Hornträger) als Fährte bezeichnet. Die Spur einer Tierart kann unterschiedlich ausfallen, je nachdem wie schnell sie unterwegs ist und ob sie geht, trabt, sich in wildem Galopp oder springend fortbewegt.

In der folgenden Abbildung haben sich zwei Rehe, ein Hase, ein Fuchs, ein Marder und ein Eichhörnchen von unten nach oben bewegt:

Beim Reh drücken sich die zwei harten scharfen Klauen relativ deutlich ab, die weiter oben liegenden Afterklauen aber erst, wenn die Tiere schneller laufen oder springen - als zwei zusätzliche Punkte. Dann spreizen sich die Klauen auch mehr auseinander. Im entstehenden Spurbild vom Viersprung, das oben dargestellt wird, stammen die vorderen Abdrücke der 4er-Gruppe (unmittelbar vor dem Sprung) von den Hinterbeinen.

Dieses Reh dürfte locker von rechts nach links galoppiert sein.

Spuren vom Hasen (oder kleineren Kaninchen) mit ihrem einprägsamen Bild sind auch wohlbekannt. Die nebeneinandergesetzten Hinterfüße hinterlassen einen etwas längeren Abdruck als die hintereinander gesetzten Vorderfüße.

Typisch für Füchse (und Katzen) sind Schnüre oder Perlenketten von Fußstapfen, bei denen immer nur der Abdruck vom Hinterfuß zu sehen ist, weil dieser die bereits entstandenen Stapfen vom Vorderfuß nutzt. Marder bewegen sich mit Vorliebe springend vorwärts. Deshalb findet man hier oft das Bild vom „Zweisprung“ (nebeneinander oder übergreifend), wobei auch hier nur die Abdrücke der Hinterpfoten genauer erkennbar sind, da diese in die Spur der Vorderpfoten springen. Der sogenannte „Dreisprung“ kommt hauptsächlich beim Baummarder vor. Bei Marder oder Fuchs können aber auch  der Hasenspur ähnliche Muster auftauchen.

Das Eichkatzerl schlussendlich hinterlässt durch seine ebenfalls hüpfende Fortbewegung W-förmige Spuren am Boden - wieder mit den größeren Hinterfüßen vor den vierzehigen kleineren Vorderpfoten. Diese vier Zehen sind im Zweifelsfall auch eine Hilfe, um seine Trittsiegel von den größeren des Waschbären zu unterscheiden, der auch eine andere Gangart einlegt.

Vielleicht schneit es ja noch einmal. Dann heißt es nichts wie los: Auf Spurensuche im Schnee!

Fotos und Abbildungen: Beneš-Oeller, Leithner, pixabay

Anna Leithner

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