Sprossen keimen

Kraft für die kalten Tage

Regional, biologisch, gesund, in wenigen Tagen erntereif, ganz ohne Plastik, klima- und jahreszeitenunabhängig, platzsparend und dazu noch in Selbstversorgung vom Fensterbrett? Ja, das alles ist möglich.

Die Rede ist von Sprossen. Die angekeimten Samen bzw. wenigen Tage alten Jungpflanzen sind als solche wahre Vitaminbomben. Jede und jeder kann sich als Indoorgärtnerin oder Indoorgärtner probieren und Sprossen am Fensterbrett kultivieren.

Was braucht’s dafür?

Wasser, ein Keimglas oder eine Keimschale, passendes biologisches Saatgut, eine warme Stube, regelmäßige Zuwendung und zwei bis drei Tage Geduld. Dann bereits können nährstoffreiche Minipflanzen geerntet werden und als frische Vitalkost den Küchenalltag „versüßen“.

Was bringt’s?

Die kleinen Kraftpakete enthalten Ballaststoffe, Antioxidantien, Mineralien und zahlreiche Vitamine. Durch den Keimprozess werden nämlich Nährstoffe umgewandelt und freigesetzt. Sogar Säuren und Giftstoffe, die der Pflanze als Fraßschutz dienen, werden abgebaut. Im Vergleich zu ungekeimten Samen ist der Gehalt an Nährstoffen um ein Vielfaches höher. Auch sind die Nährstoffe der jungen Pflanzenteile aufgrund des Umwandlungsprozesses für unseren Körper besser bioverfügbar. Sprossen können (in Maßen) roh genossen werden, mit Ausnahmen mancher Hülsenfrüchte wie zum Beispiel der Kichererbse. Hier wird empfohlen, die Sprossen ca. 5 Minuten in kochendem Wasser zu blanchieren.

Was kann gekeimt werden?

Keimen kann man Samen von:

Gemüse (Alfalfa, Broccoli, Radieschen, Rucola, Rote Rübe)

Getreide (wie Dinkel, Gerste, Hafer, Weizen)

Pseudogetreide (Buchweizen, Hirse, Quinoa)

Hülsenfrüchte (Adzukibohnen, Käferbohnen, Kichererbsen, Linsen, Mungbohnen u.a.)

und Ölsaaten wie (Leinsamen, Sonnenblumenkerne, Senf)

Die Liste lässt sich beliebig erweitern, Experimentierfreude ist willkommen.  

Ob als Zugabe in Salaten, Gemüsegerichten, als Basis von Aufstrichen oder veganem Käse – einfach der Kreativität freien Lauf lassen. Je nach Sorte entwickeln Sprossen eine breite Geschmackspalette. Broccoli- und Radieschensprossen zum Beispiel sind eher würzig und scharf (erstere gelten übrigens als der Ferrari unter den Sprossen). Haferkeimlinge schmecken leicht süß und Linsenkeimlinge wiederum nussig.

Mein absoluter Geheimtipp: Kichererbsenhumus aus gekeimten Kichererbsen - ein himmlisch cremiger Gaumenschmaus mit dem positiven Nebeneffekt, um einiges bekömmlicher zu sein als der Humus normalo. (Das Rezept hierfür gibt’s am Ende)

Wie funktioniert’s?

1. Samen ankeimen

Jedem Samen wohnt ein Keim inne. Um den Keimprozess zu starten und den Samen aus der Keimruhe zu wecken, müssen die Samen zuerst in Wasser eingeweicht werden. Dadurch quillt der Samen auf, der Stoffwechsel der Pflanze wird aktiviert und die harte Samenschale bricht auf. Das Wasser wird nach einiger Zeit abgegossen. Die Dauer des Einweichens variiert von Pflanze zu Pflanze und beträgt zwischen 6 bis ca. 12 Stunden.

2. Keimlinge

Die Keimvorrichtung (siehe weiter unten) wird nun an einen hellen, warmen Platz gestellt und regelmäßig mit frischem Wasser gespült. Dafür das Keimglas mit frischem Wasser anfüllen, einige Minuten stehen lassen, kräftig schütteln und abgießen. Das Spülwasser ist reich an Nährstoffen und kann prima zum Gießen von Zimmerpflanzen verwendet werden. Den Vorgang 2- bis 3- mal täglich wiederholen. Durch das Spülen werden die Keimlinge mit Feuchtigkeit versorgt und auch einer Keimbelastung oder Schimmelbildung entgegengewirkt. Bereits nach kurzer Zeit zeigt sich ein heller, zarter Keimling, der langsam zu wachsen beginnt. Aus der Keimwurzel bildet sich der Keimstängel und schließlich beginnen sich auch die Keimblätter zu öffnen. Eine kleine Pflanze ist erkennbar.

3. Sprossen

Nach nur wenigen Tagen sind die Sprossen erntereif. Aus den Samen haben sich sehr schnell kleine Vital-Snacks entwickelt, der Gehalt an Nährstoffen hat sich vervielfältigt. Am besten schmeckt das „Junggemüse“ erntefrisch. Es kann aber auch wenige Tage bis einige Wochen gut verschlossen an einem kühlen und dunklen Ort, zum Beispiel im Kühlschrank, gelagert werden.  

Welche Keimvorrichtung?

Zum Keimen gibt es unterschiedliche Gefäße wie zum Beispiel Keimgläser, Keimsiebe oder Keimboxen. Auch hier kann nach Belieben experimentiert werden. Es gibt auch Keimgefäße aus Ton, der als lebendiges Material ein gartenbodenähnliches Klima erzeugt.

Der putzige Kresseigel zum Beispiel:

Ich bin ein großer Fan von Keimgläsern. Das Material, die Langlebigkeit, die einfache Handhabung und die guten Reinigungsmöglichkeiten sind mir sehr sympathisch. Allerdings können nicht alle Saaten im Keimglas gekeimt werden. Kresse, Rucola und Senfsaat zum Beispiel sind aufgrund der starken Schleimbildung nicht geeignet, hierfür gibt es Keimsiebe. Diese lassen sich auch übereinander stapeln und können so als kleine Türme platzsparend aufgestellt werden. Auch hier gibt es Varianten aus Ton.

Und jetzt geht’s ans Tun:

Kichererbsenhumus aus gekeimten Kichererbsen

1 Tasse Kichererbsen

2 EL Sesammus (Tahin)

3 EL Olivenöl

Saft einer Zitrone

Knoblauch

Salz

Pfeffer

Kreuzkümmel

 

Eine Tasse Kichererbsen mind. 12 Stunden in der fünffachen Menge Wasser in einem großen Keimglas einweichen.

Das Wasser abgießen und das Keimglas an einen hellen, warmen Ort stellen.  

Die Kichererbsen 2 bis 3 mal täglich mit frischem Wasser spülen.

Nach einem oder zwei Tagen öffnet sich die Erbse und der Keim zeigt sich.

Mit Freude beobachten, wie schnell sich die Erbsen entwickeln.

Erntezeit ist nach drei bis vier Tagen. Die Kichererbsen abspülen und in einen Topf mit siedendem Wasser geben. Circa 5 Minuten blanchieren und abseihen.

Die Kichererbsen abkühlen lassen. Gemeinsam mit zwei Esslöffeln Sesammus, drei Esslöffeln Olivenöl, ein paar Knoblauchzehen, Zitronensaft, etwas Pfeffer, Salz, und gemahlenem Kreuzkümmel in einen Mixer geben. Eine Tasse (Koch)Wasser dazugeben und alles gut mixen.

Frische Petersilie, Paprikapulver und eine Scheibe Zitrone geben dem Humus eine extrafeine Note.

Buon appetito!

 

P.S. Den übrigen Humus in einem Glas abfüllen und kühl lagern. Am besten bald genießen!

Fotos: „Natur im Garten“, Pardeller, AdobeStock, Pixabay

Marlis Pardeller

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