Schnitthecken-Vierteiler – Teil 2
Immergrüne no go´s und Favoriten
Eines vorweg, weil ich es oft gefragt worden bin: Nein, es gibt bei der Plakettenvergabe keine Abzüge für bestehende Thujenhecken im Garten! Wenn der Garten ansonsten vielfältig, naturnah und torffrei ist und ökologisch gepflegt wird, steht der schönen Auszeichnung mit Igel und Löwenzahn auch mit einer Thujenhecke nichts im Weg. Denn bewertet wird alles, was an Vielfalt fördernden Elementen und gesunder Bewirtschaftung vorhanden ist. Und dabei gibt es nur Pluspunkte, keine Abzüge. Es gibt aber andere Gründe, auf Thujen-Schnitthecken zu verzichten…
No Go´s
Erstens bietet die Thuje der heimischen Tierwelt abgesehen von etwas Unterschlupf herzlich wenig und zweitens ist sie sehr empfindlich auf Trockenheit. Sollte drittens einmal ein paar Jahre die Pflege ausgeblieben sein und der Schnitt danach umso tiefer ausfallen - bis ins alte Holz, wird dort nicht viel Grün nachkommen. Die Thuje regeneriert sich nach solch einem radikalen Eingriff nicht, im Gegensatz zu beispielsweise Eibe und Stechpalme. Noch schlimmer aber als die Thuje soll die oft mit ihr verwechselte Scheinzypresse manche Gärten verunstalten. Sie verträgt ebenso keinen starken Rückschnitt und wird darüber hinaus viel zu hoch. Das ist angesichts immer kleiner werdender Gartengrundstücke nicht unwesentlich.
Den Buchsbaum kann man leider nicht mehr aus vollem Herzen empfehlen wegen der ewigen Leier um den Buchsbaumzünsler und noch perfidere Befallsmöglichkeiten aus dem Reich der Pilze.
Und auch der weithin beliebte Kirschlorbeer ist im Naturgarten nicht mehr so gern gesehen. Aus der Türkei bei uns als Zierpflanze eingeführt, gab es in den vergangenen Jahrzehnten eine Inflation dieser Sträucher. In Wäldern kann er auswildern, heimischen Pflanzen den Lebensraum abspenstig machen und damit die Nahrungsgrundlage für Insekten und in Folge auch für viele Vögel schmälern. Aus gärtnerischer Sicht ist ungünstig, dass er so schnell wächst, dadurch übers Ziel schießt und oft geschnitten werden muss. Außerdem ist der Kirschlorbeer stark giftig.
Evergreens heimischen Ursprungs
Giftig ist zwar auch auf die heimische Eibe (Taxus baccata) in allen ihren Teilen - ausgenommen die rote fleischige Samenhülle, der Arillus. Der wäre prinzipiell essbar. Wir wollen aber sicherheitshalber nicht damit experimentieren, ist doch die Gefahr zu groß, den hochgiftigen Kern zu zerbeißen. Da sie eine so schöne Heckenpflanze ist, schnittfähig, feinnadelig, dicht und immergrün, hat sie aber ihren Platz in unseren Gärten, nur nicht unbedingt in Kindergärten oder an Spielplätzen.
Wenn die Eibe einmal zu hoch oder zu breit wird, kann sie einfach auf die gewünschte Höhe und Breite geschnitten werden. Es braucht dann nur etwas Geduld, bis wieder eine grüne Wand entsteht. Insgesamt wächst die Eibe langsam. Dafür kommt sie auch mit Stadtklima sehr gut zurecht.
Es werden von ihr Sorten angeboten, die gelegentlich auch als Hecke gepflanzt werden wie Säuleneibe T. baccata ‘Fastigiata’, T. x media ‘Hicksii’ und ‘Hillii’, die sich aber nicht unbedingt für Schnitthecken eignen, da die Einzelpflanzen im Unterschied zur Art nur unzureichend ineinander wachsen, dadurch keine so geschlossene Wand bilden und vor allem an der Basis lückig bleiben können. Diese Sorten sind besser für locker-freiwachsende Hecken oder Einzelstand geeignet. Für eine Schnitthecke nehmen wir am besten einfach nur die heimische Eibe, Taxus baccata.
Die Stechpalme (Ilex aquifolium) und ihr noch anspruchsloserer Hybrid (Ilex meserveae) eignen sich ebenfalls für immergrüne Schnitthecken, erstere eher nur in schattiger bis halbschattiger Lage, zweiterer auch in voller Sonne. Für niedrige Einfassungen und damit als Buchbaumersatz dienen etwa Ilex aquifolium ‘Heckenzwerg’ und Ilex meserveae ‘Little Pirate’.
Die kleinen weißen Blüten der Stechpalmen erscheinen im Mai. Da sie zweihäusig sind, setzen nur weibliche Pflanzen Früchte an, die für den Menschen leider auch wieder stark giftig sind. Dafür brauchen sie dann aber zumindest einen Pollenspender: für die Sorten ’Blue Angel’ und ’Blue Princess’ wäre das dann ’Blue Prince’. Da man nur im Herbst, falls Früchte angesetzt wurden, sicher zwischen männlichen und weiblichen Exemplaren unterscheiden kann, wäre das auch ein guter Zeitpunkt für Kauf und Pflanzung der Container- oder Ballenpflanzen. In besonderes rauen Gegenden wartet man damit aber vielleicht besser auf den Frühling. In den ersten zwei Jahren nach der Pflanzung kann die Stechpalme noch etwas zögerlich anwachsen. Ihre Langsamwüchsigkeit schlägt sich auch im Anschaffungspreis nieder.
Der optimale Schnittzeitpunkt für Ilex aquifolium ist im Mai zur Vermeidung von Winterschäden. Dann sieht man auch genau, wie viele Blüten und damit Beeren man wegschneidet. Natürlich muss vor jedem Heckenschnitt erst kontrolliert werden, ob auch keine Vögel dort nisten und im Fall mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden.
Hier noch einmal ein paar Gemeinsamkeiten von Eibe und Stechpalme: Ihre Wildformen sind bei uns heimisch. Sie wachsen langsam, haben aber ein hohes Ausschlagsvermögen nach Rückschnitten. Gut geeignet für niedrige bis hohe Hecken, vertragen sie auch schwere lehmig-tonige Böden sowie Schatten und Wurzeldruck umgebender Altbäume, sind dann aber weniger wüchsig und dicht.
Heckenplanung und Hilfestellung
Auch wenn „Immergrün“ oft die oberste Anforderung an eine Schnitthecke als Begrenzung und Sichtschutz ist, so wäre dies in vielen Fällen vielleicht gar nicht notwendig. Gerade in der kalten Jahreszeit kann die Lichtdurchlässigkeit der laubfreien Hecken ein Vorteil sein, während die Notwendigkeit Blicke abzuschirmen gar nicht vorhanden ist, weil wir uns dann ohnehin nicht leicht bekleidet im Garten aufhalten. Deshalb empfehle ich allen, die eine Hecken planen, noch einmal in sich zu gehen. Wäre nicht sogar etwas mehr Platz im Garten für eine freiwachsende oder zumindest nicht ganz streng geschnittene Hecke? Wie wäre es statt der Schnitthecke als Hintergrund und einzelnen Sträuchern davor vielleicht mit einer teilweise schmäler, teilweise breiter gehaltenen Wildstrauchhecke mit Buchten und Schwüngen und einem blühenden Saum vor den Schmalstellen? Singende Vögel, schwirrende Falter, Hummeln und andere erfreuliche Gartenbesucher*innen würden es Ihnen danken!
Für schnellentschlossene gibt es in Niederösterreich bis 14.10. wieder die Bestellmöglichkeit regional vermehrter Sträucher und Bäume unter www.heckentag.at. Die vorbestellten Pflanzen können am 6.11. an 7 Orten in NÖ abgeholt oder gegen Liefergebühr in den ersten zwei Novemberwochen zugeschickt werden. Die vom Verein Regionale Gehölzvermehrung (RGV) angebotene Mischung für eine Sichtschutzhecke enthält zwar keine Immergrünen, aber neben Feldahorn und Rotem Hartriegel auch Liguster und Hainbuche, deren Blätter, obwohl sie dürr werden, teilweise bis ins Frühjahr an den Sträuchern bleiben, vor allem wenn zuvor ein Sommerschnitt erfolgt und das Trenngewebe an der Blattbasis nicht vollentwickelt ist. Der ebenfalls im Sichtschutzpaket enthaltene Gewöhnliche Schneeball allerdings eignet sich besser für eine freiwachsende als für eine Schnitthecke - ein Indiz dafür, dass man diese Mischung auch weniger streng geschnitten als Sichtschutz einsetzen kann.
Fotos: Natur im Garten (Beneš-Oeller, Leithner, Haiden, Brocks)