Schneerosen auf Balkon & Terrasse
Immergrüne Blüher aus der Gattung Helleborus
Auf halbschattigen Balkonen macht die Schnee- oder Christrose (Helleborus niger) schon ab Dezember mit ihren reinweißen, großen Blütenschalen eine gute Figur und bietet mit ihrer goldgelben Mitte aus Staubgefäßen wertvolles Futter für Bienen oder Hummeln, die an warmen Spätwintertagen aktiv werden. Sie blüht etwa zeitgleich mit Winterjasmin (Jasminum nudiflorum), Japanischer Mahonie (Mahonia media), Frühlingsgeißblatt (Lonicera purpusii) oder Winter-Duftschneeball (Viburnum bodnantense). Im lichten Gehölzschatten auf ungestörten, kalkhaltigen Standorten im Freiland würde sie sich denn auch besonders wohlfühlen.
Auch auf Balkon und Terrasse sollte sie vor allem im Sommer keiner starken Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Die milde Wintersonne verträgt sie ohne weiteres. Und sogar auf lichten Nordbalkonen kommt sie zur Blüte, wenn sie nicht durch dichte Gehölze zusätzlich beschattet wird. Der Topf für die Tiefwurzler sollte ausreichend groß, zumindest 30 cm tief und mit einer Schicht aus Kies, Blähton oder Tonscherben am Boden gut drainagiert sein, sodass überschüssiges Wasser ablaufen kann. Als Substrat hat sich eine Mischung aus hochwertigem Kompost oder Blumenerde, lehmiger Gartenerde und Bims bewährt – für gute Durchlässigkeit bei ausreichend Wasserhaltevermögen. Ein Teelöffel Hornspäne oder eine Handvoll Wollpellets daruntergemischt oder andere organische Handelsdünger, zurückhaltend dosiert, sorgen für ausreichend Nährstoffe.
Die Christrose benötigt von September bis Juni zwar ausreichend Feuchtigkeit, überhaupt während sie blüht, mag es im Sommer aber relativ trocken, vorausgesetzt sie hat dann genügend Schatten. Staunässe verträgt sie zu keiner Zeit. Am besten wird immer erst dann gegossen, wenn sich die Erde oberflächlich trocken anfühlt, im Winter nur an frostfreien Tagen und mit Leitungswasser. Selbst wenn die Stauden im Freiland ausgesprochen winterhart sind, sollte der Wurzelballen von Topfpflanzen vor dem Durchfrieren geschützt werden durch dickere oder isolierte Töpfe oder etwa eine wärmende Umhüllung. Besonders schön macht sich Tannengrün in mehreren Lagen, das mit Draht befestigt werden kann – warum nicht den Christbaum nach dem Abräumen dafür zerlegen als Schutz vor etwaigen Frostphasen im Neuen Jahr? Die Kälte selbst bereitet den Pflanzen keine Probleme, aber die Wurzeln können aus dem gefrorenen Boden kein Wasser mehr aufnehmen und das trifft immergrüne Pflanzen besonders hart.
Mit einer Schicht aus Herbstlaub auf der Erde kann man ihren Naturstandort weiter nachahmen. Umgetopft werden brauchen die langsam wüchsigen Stauden nur selten, und wenn dann am besten im Frühjahr, bevor die neuen Blätter erscheinen – sollen sie noch größer werden, bekommen sie einen größeren Topf, ansonsten denselben Behälter mit frischer Erde. Bei dieser Gelegenheit könnten die Pflanzen auch durch Teilung vermehrt werden.
Weitere Verwandtschaft – zum Verwechseln ähnlich
Die von Wildformen aus der Türkei bis in den Kaukasus abstammende Lenzrose (Helleborus orientalis) blüht etwas später, frühestens ab Februar bzw. im Vorfrühling - mit etwas mehr nach unten hängenden Blüten auf höheren Stielen von 30 bis 50 cm. Ansonsten sieht sie in reinweißer Ausführung der Christrose sehr ähnlich und hat auch ähnliche Ansprüche – mit der Ausnahme, dass sie bei ausreichender Bodenfeuchte nicht nur im Halbschatten, sondern sehr gut auch auf sonnigen Plätzen im Freiland gedeiht. Sonnige Balkone setzen ihr bei zu großer Hitze allerdings Grenzen. Ihre Blüten begeistern mit Farbabstufungen von Weiß und Creme über Rosa bis Purpur oder auch mit auffallenden Zeichnungen im Blüteninneren. Selbst wenn sich die Blüten nach einigen Wochen matter rot oder grün verfärben, sind sie noch attraktiv.
Noch vor der Lenzrose etwas höher hinaus will die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus). Mit ihren kleineren, oft rötlich gerandeten lindgrünen Blüten über dunkelgrün-ornamentaler Belaubung ist sie unverwechselbar. Ursprünglich auf licht-schattigen, mageren, kalkhaltigen, auch felsigen Standorten im Süden und Südwesten Europas zu Hause ist diese Staude gut winterhart und versamt sich am richtigen Platz reichlich, liebt das Verpflanzen aber nicht.
Gute Gesellschaft finden alle Nieswurzen neben lichten, laubabwerfenden Gehölzen in kleineren Frühjahrsblühern mit ähnlichen Ansprüchen wie Winterling (Eranthis hyemalis), Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum), Primel (Primula), Lungenkraut (Pulmonaria), aber auch in der Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus) und natürlich in anderen Helleborus-Arten. Auch die Gesellschaft von Farnen, wintergrünen Gräsern und später blühenden Stauden wie Storchenschnabel (Geranium), Elfenblume (Epimedium) oder Immergrün (Vinca) macht sich gut auf halbschattigen Terrassen mit ausreichend Platz für große Töpfe oder Tröge.
Achtung Giftig!
Das neue Laub erscheint bei der Nieswurz in der Regel erst nach der Blüte, bleibt bis zum Winter oder darüber hinaus grün und sollte vor allem bei den Lenzrosen im zeitigen Frühjahr vor dem Erscheinen der Blüten entfernt werden, um der Blattfleckenkrankheit vorzubeugen. Bei der Christrose können auch lediglich fleckige, welke oder schadhafte Blätter entfernt werden sowie Blütenstände nach dem Verblühen – am besten mit Handschuhen oder größerer Vorsicht. Denn auch wenn Nieswurzen in früheren Zeiten riskanter Weise in Schnupftabakmischungen enthalten waren, sind sie hochgiftig und der Kontakt mit Schnittstellen kann zu Hautreizungen führen. Zur Vorsicht geraten wird auch mit Kindern und Haustieren auf Balkon und Terrasse...
Wer eine Nieswurz im kleinen Topf geschenkt bekommt, sollte dieser Indoor einen möglichst kühlen Platz geben und sie nach der Blüte ins Freiland übersiedeln. Im Frühjahr oder im September ausgepflanzt blüht die Nieswurz meist im folgenden Winter erneut. Eine alljährliche zurückhaltende Düngung Ende August - etwa mit 1/2 TL Hornspänen pro Pflanze oder einem vergleichbaren organischen Dünger - fördert vor allem in Pflanzgefäßen neuen Zuwachs auch in den Folgejahren.
Helleborus Orientalis-Hybriden versamen sich im Garten gerne. Ihre Sämlinge unterscheiden sich von den Elternpflanzen meist in zahlreichen Farbnuancen. Auf dem Balkon - wo kein Platz ist für weitere Exemplare - empfiehlt es sich, die Samenkapseln frühzeitig zu entfernen, damit die Pflanzen keine unnötige Kraft in die Samenproduktion stecken und auch im nächsten Jahr wieder umso mehr Freude bereiten mit ihren wunderschönen Blüten in der kalten Jahreszeit.
Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Denk