Schneckenkorn?
Wenn schon, dann bio und jetzt!
Die Wörter Schnecke und vor allem Nacktschnecke lassen viele Gärtner erschaudern. Dabei sind Schnecken durchaus nützlich. Die meisten jedenfalls. Aber die Spanische Wegschnecke als große Ausnahme prägt unser Schneckenbild. Und eine Handvoll weiterer Nacktschnecken bestätigt unseren Eindruck in einigen Fällen, etwa im Treibhaus, bei feucht kultiviertem Salat oder bei empfindlichen Glockenblumengewächsraritäten im Alpinum. Und so blüht auch das Geschäft mit den Schneckenvernichtern, wobei sie nicht nur gegen Schadschnecken zugelassen sind, sondern zum Teil sogar explizit gegen Heideschnecken. Die fressen Algen, Moos und abgestorbene Pflanzenteile. Das einzige Ungemach, das sie manch pingeligem Gärtner oder Hausbesitzer bereiten: Sie sitzen bevorzugt an sonnigen Hauswänden. Dafür gibt es nur die Todesstrafe.
Doch zurück zu den wirklichen Schadschnecken, den „Spaniern“. Also, was tun? Da gibt es Schneckenkorn. In giftig und in bio. Meist wird es dann gestreut, wenn die großen fetten Schnecken da sind und es nichts hilft. Das Gift, Metaldehyd, lähmt die Schnecken und führt zu plötzlicher übermäßiger Schleimproduktion, die zum Austrocknen führt. Bei genügender Feuchtigkeit (Regen, Tau, Nebel, Kulturen mit hoher Bodendeckung) nehmen die Schnecken Wasser wieder auf und kriechen davon, als wäre nichts gewesen. Auf Wiesen und unter Glas ist dieses Schneckenkorn daher kaum wirksam. Metaldehyd-Präparate werden als mäßig gefährlich für den Menschen eingestuft, können aber für kleinere Wirbeltiere bis hin zu Hunden tödlich wirken. Also Finger weg!
„Finger weg vom chemisch-synthetischen Schneckenkorn“
Das auch in der Natur vorkommende Eisen-III-Phosphat, die Biovariante, vertauscht das Kupferatom im Schneckenblut gegen Eisen und führt so zum Erstickungstod. Diese im biologischen Landbau zugelassenen Präparate sind sehr wirksam gegen Weichtiere, aber auch gefährlich für Tausendfüßer und Krebstiere. In der Praxis werden daher auch Nutzschnecken und Asseln getötet, die den üblichen Mehlköder fressen. Ohne Kollateralschäden ist also auch das Bio-Schneckenkorn nicht!
Bei beiden Varianten gilt: Einer ausgewachsenen Spanischen Wegschnecke kann ein einzelnes Korn nichts anhaben. Und im Sommer gibt es eine große Auswahl an Fressbarem. Sehr wirksam ist Eisen-III-Phosphat gegen Jungschnecken. Das heißt, dass wir im Sommer damit die Jungschnecken des nützlichen Tigerschnegels und der Weinbergschnecke töten, die Spanische Wegschnecke eher nicht treffen. Dabei macht sie es uns so einfach: Sie ist einjährig, schlüpft zwischen Schneeglöckchen- und Forsythienblüte aus dem Ei und stirbt im Herbst. Einzeltiere überleben den Winter, sterben dann aber im Vorfrühling. Zur Zeit der Forsythienblüte ist noch nicht viel da, das ordentlich Kalorien für ein rasches Wachstum liefert. Da ist der Mehlköder des Bio-Schneckenkorns sehr willkommen. Es ist also die beste – eigentlich einzig sinnvolle – Zeit, Bio-Schneckenkorn einzusetzen. Wenn Sie auf Schneckenkorn setzen sollten, dann streuen Sie mit beginnender Forsythienblüte und wiederholen die Behandlung nach 14 Tagen. Später zuwandernde Schnecken werden abgesammelt.
Die wirklich ökologische Methode, empfindliche Kulturen zu schützen, sind allerdings mechanische Barrieren (Schneckenzäune). Um allgemein im Garten weniger Spanische Wegschnecken zu haben, sollten Totholzhaufen und andere Lebensräume für Schneckenfresser nicht fehlen. Doch davon ein andermal.