Schmetterlinge im Garten
Bezaubernd, faszinierend, schön…
Am 30.6.2021 veranstaltete „Natur im Garten“ den ersten internationalen Schmetterlings-Kongress als Hybridveranstaltung sowohl online als auch in Präsenz in Tulln, mit interessanten Vorträgen von Schmetterlingsexpertinnen und –experten wie etwa Martin Lödl vom Naturhistorischen Museum, Daniela Lehner vom Verein Austrian Butterfly Conservation oder Michael Altmoos aus Deutschland, Autor des Buches Besonders: Schmetterlinge.
Dabei zog sich durch mehrere Beiträge die Botschaft, dass es eigentlich so einfach sein könnte, Schmetterlinge zu fördern. Und es sind genau die Punkte, die Natur im Garten schon seit 1999 vertritt: verzichten Sie auf Pestizide, synthetische Dünger und Torf und gestalten Sie Ihren Garten vielfältig und pflegeleicht mit Wildstrauchhecken aus heimischen Arten, Blumenwiesen oder zumindest Säumen in Randbereichen, mit Staudenbeeten, Bäumen, Kletterpflanzen, mit wilderen oder auch schlammigen bzw. spärlicher bewachsenen erdig-sandigen Ecken sowie Nutzbereichen mit Kräutern, Gemüse, Obst und Beeren. Üben Sie ein wenig Toleranz, wenn Raupen in Erscheinung treten und lassen Sie den Garten vor dem Winter ruhig auch mal links liegen… Wer auf aufwendige Rasenpflege verzichtet, Kräuter einwandern lässt und schüttere Bereiche toleriert, hat bereits einiges getan für die bezaubernden Wesen, die sich als Raupe jede Menge Reserven anfressen, bevor sie die wunderbare Wandlung zum Schmetterling vollziehen und von denen ich hier ein paar vor den Vorhang holen möchte...
Falter leben sehr unterschiedlich
Zitronenfalter haben mit einer Lebensdauer von etwa einem Jahr die höchste Lebenserwartung aller mitteleuropäischen Schmetterlinge. Sie überwintern als Falter, wie verdorrte Blätter in der Vegetation hängend, wobei sie geschützte Plätze unter Immergrünen, vor allem Efeu, bevorzugen. Nach dem Frühlingserwachen suchen sie gerne Seidelbast und Primeln auf, aber auch andere frühe Blüher, um Nektar zu saugen. So erfreuen uns die Frühlingsverkünder schon zeitig - intensiv zitronengelb die Männchen, blass grünlich-weiß die Weibchen, mit typisch zugespitzten Flügeln und je einem orangen Fleck auf den Flügeloberseiten. Die Weibchen legen ein oder zwei Eier an die sich öffnenden Knospen von Faulbaum (Rhamnus frangula) und Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica). Zitronenfalter können durch diese beiden Straucharten im Garten gefördert werden.
Der Schwalbenschwanz ist einer der größten Tagfalter in Mitteleuropa. Er ernährt sich von Blütennektar, Frucht- oder Baumsäften und lebt nur wenige Wochen. Die erste Faltergeneration fliegt im April und Mai und eine Folgegeneration im Juli und August. Durch Duftstoffe (Pheromone) finden Männchen und Weibchen einander und beginnen mit dem Liebesflug. Bei der Gipfelbalz (hilltopping) sammeln sie sich zur Fortpflanzung an Hügelkuppen. Die Weibchen fliegen anschließend weit umher und heften einzelne Eier an Doldenblütler wie Dill oder Karotten als Raupenfutter. So wie die meisten Schmetterlinge überwintert der Schwalbenschwanz als Puppe, und zwar als Gürtelpuppe an Pflanzen befestigt.
Wanderfalter haben ein gänzlich anderes Konzept zur Überwinterung: sie fliegen wie Zugvögel in den Süden, nutzen Windströme für das Überfliegen des Meeres und wandern erst ab Mitte Mai in Österreich und anderen Teilen Europas ein, um ihr Sommerquartier zu beziehen. Einmal angekommen, vermehren sie sich und sterben. Ihre Nachkommen aber fliegen im Herbst wieder Richtung Südeuropa und vermehren sich dort. Die nächste Generation junger Falter wiederum zieht es weiter nach Afrika. Im Frühling geht die Reise dann über mehrere Generationen zurück nach Mitteleuropa.
Der Distelfalter ist ein Wanderfalter, der bei uns gerne Brennnesseln für die Eiablage und somit auch als gesundes Raupenfutter nutzt.
Das Taubenschwänzchen mit seinem auffällig langen Rüssel zählt eigentlich zu den Nachtfaltern, wandert ebenfalls aus südlichen Gefilden bei uns ein und labt sich im Sommer gern am Schlingenden Geißblatt, liebend gern auch wie auf dem Foto an Disteln oder wie viele andere Falter etwa am Wasserdost, und zwar nicht nur nachts.
In Südeuropa, aber auch im Weinbauklima in Österreich findet man das Aufsehen erregende Wiener Nachtpfauenauge. Es ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 16 cm der größte heimische Falter. Seine Augenflecken sollen Fressfeinde abschrecken. Der erwachsene Schmetterling besitzt keine Mundwerkzeuge, kann also keinerlei Nahrung aufnehmen. Nach der Paarung und Eiablage verhungern die Falter. Die Raupen fressen auf verschiedenen Laubbäumen und Sträuchern, unter anderem an Obstbäumen wie Apfel oder Zwetschke oder an Him- und Brombeersträuchern.
Das Rote Ordensband - ebenfalls ein Nachtfalter vom Spätsommer bis in den Herbst - bekommt man selten zu Gesicht, weil es von künstlichen Lichtquellen kaum angezogen wird. Dank seiner Gehörorgane zur Wahrnehmung von Geräuschen und selbst Ultraschallrufen von Fledermäusen kann es Fressfeinden gut ausweichen. Tagsüber ist es durch seine braun-grau-gemusterten Vorderflügel auf Baumstämmen sitzend gut getarnt. Wird der Falter dennoch von Vögeln entdeckt, entfaltet er blitzschnell die Flügel und zeigt die roten Hinterflügel. Den kurzen Moment der Irritation des Angreifers nutzt das Rote Ordensband zur Flucht. Zu der ist es jederzeit bereit, weil es sich als Eulenfalter nicht vor dem Flug „warm zittern“ muss wie das bei anderen Nachtfaltern der Fall ist. Seine Raupen ernähren sich von den Blättern verschiedener Weiden- und Pappelarten. Durch die Pflanzung einer Sal- oder Kätzchenweide (Salix caprea) im Garten als Blütennahrung und Raupenfutterpflanze fördert man nicht nur Bienen, sondern auch diverse Falter und ihre Raupen.
Den Kreuzenzian-Bläuling hingegen wird man wohl kaum in einem Garten antreffen, es sei denn dieser befindet sich im Gebirge in der Nähe von Kalkmagerrasen. Der Falter ist als sogenannter K-Stratege extrem standorttreu, fliegt maximal 2,5 km weit und tritt nur von Mitte Juni bis Mitte Juli in Erscheinung. An der einzig möglichen Raupennahrungspflanze, dem Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) legt er seine Eier ab. Nachdem sich die Raupen von der Blüte ernährt und dreimal gehäutet haben, lassen sie sich im Spätsommer zu Boden fallen. Knotenameisen der Art Myrmica schencki tragen die Raupen in ihr Nest und füttern sie bis zur Verpuppung im nächsten Jahr, weil die Schmetterlingslarven zur Anpassung den Geruch der Ameisenlarven imitieren, zwischen denen sie liegen. Durch diese Lebensweise und seine geringe Mobilität ist der Kreuzenzian-Bläuling so wie auch viele andere Bläulinge stark bedroht.
Wer noch mehr über die faszinierende Welt der Schmetterlinge erfahren will und wie man sie im Garten fördern kann, erhält kurz gefasste Informationen in unserer neuen Broschüre "Schmetterlinge entdecken und fördern"
Fotos: Natur im Garten (Benes-Oeller, Liehl-Rainer, Mayrhofer, Streicher, Brocks) sowie Opuntia auf wikimedia.commons