Saatgutbibliothek NÖ & „Natur im Garten“
Wer anderen eine Blume sät, blüht selbst auf!
Am 7. September 2023 fand auf der GARTEN TULLN die Startveranstaltung für die neue Saatgutbibliothek in Niederösterreich statt.
Bibliotheksbedienstete konnten bei prachtvollstem Sommerwetter Information und Anregungen direkt aus den Gärten der ökologischen Gartenschau in Tulln holen. Mit allen Sinnen formierten sich vier Gruppen, je nachdem, ob die Teilnehmenden eine gelbe Kirschtomate, mexikanische Minigurke, ein Perilla-Blatt oder einen Rosmarinzweig gezogen hatten.
In den Themen-Stationen im Gemüse-, Bauern-, LAKO- und Musterschulgarten ging es dann um die Einteilung von Gemüse, um die Vermehrung über Samen oder Pflanzenteile und die Saatgutgewinnung und –reinigung. Auch der ökologische Pflanzenschutz und nicht zuletzt der Gemüseanbau in Mischkultur mit Fruchtfolge inklusive einer kleinen Verkostung durften nicht fehlen. So wurde etwa die erfrischend knackige Russische Netzgurke genossen, auch wenn Gurken nicht zum Einstiegsgemüse für die Saatgutvermehrung zählen. Denn hier sind selbstbefruchtende Gemüsearten wie Salate, Bohnen, Erbsen, Paradeiser, Melanzani, Physalis, Paprika oder Chili eindeutig zu bevorzugen. Mehr dazu erfahren Sie unter https://blog.naturimgarten.at/detailseite/samen-ernten.html oder unter https://www.treffpunkt-bibliothek.at/noe-saatgutbibliotheken/, etwa im Handbuch Saatgut-Bibliothek.
Die Saat wurde jedenfalls gelegt: Bereits 50 öffentliche NÖ Bibliotheken bieten bisher für ihre Besucherinnen und Besucher Saatgut an, das diese kostenlos abholen, selbst anbauen und vermehren können und danach ihr selbst vermehrtes Saatgut wieder zum Tausch in die Bibliothek bringen. Unter dem Motto: „Wir säen Zukunft – Nachhaltigkeit in den öffentlichen NÖ Bibliotheken“ arbeiten Land NÖ, Treffpunkt Bibliothek, Arche Noah und „Natur im Garten“ zu diesem Zweck zusammen.
Letztere hat in der Firmenbibliothek in Tulln für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Natur im Garten“ und der GARTEN TULLN eine entsprechende Kiste aus Holz zur freien Entnahme bereitgestellt, welche laufend mit Saatgut befüllt und von den beiden Mitarbeiterinnen Anna Leithner und Heidi Obermeyer betreut wird.
Wer Samen aus der Saatgut-Bibliothek mitnimmt, kann diese im eigenen Garten, auf dem Balkon oder auch auf der Fensterbank anbauen, den Pflanzen beim Wachsen, Blühen und Verblühen oder beim Reifen der ersten Frucht zusehen. Die daraus gewonnenen oder auch andere selbst geerntete Samen dürfen zurück in die Bibliothek gebracht werden, um sie mit den Kolleginnen und Kollegen zu teilen. Wer nur kleinere Saatgutmengen braucht, kann auch einfach einen Teil der Samen aus einem der abgelegten Behälter abfüllen und den Rest gut verschlossen wieder zurücklegen.
Vorgedruckte Klebe-Etiketten zum Ausfüllen, Beschriften und Verschließen selbst gefalteter Samensackerl werden ebenso wie für diesen Zweck quadratisch zugeschnittene Blätter bereitgestellt. Für einen guten Überblick werden Neuzugänge in eine Liste eingetragen und Abgänge ausgestrichen.
Nach dem Vermerk in der Liste, wird am besten gleich schon vor dem Verpacken das Klebe-Etikett beschriftet.
Für ein selbstgemachtes Samensackerl wird ein Papier-Quadrat in der Hälfte zu einem Dreieck gefaltet, dieses auf der langen Seite in drei gleiche Teile gedrittelt und ein Dreieck-Spitz von der einen Seite in die Papierlasche auf der anderen Seite gesteckt.
Zwischen die überstehenden Spitzen kommt das Saatgut, bevor beide Überstände auf eine Seite gefaltet werden, sodass ein quadratisches Kuvert entsteht.
Damit auch keine Samen herausfallen, wenn das Kuvert umgedreht wird, wird dieses auf der Oberseite noch einmal umgeschlagen und mit dem beschrifteten Klebe-Etikett fixiert. Fertig.
Alternativ können natürlich auch kleine Papiersackerl aus dem Handel oder Briefkuverts verwendet werden oder beschriftete Schraubgläser für größere Samenmengen, die dann jeweils in selbstgefaltete Sackerl umgefüllt werden, um etwas davon mitzunehmen.
Nun braucht das Behältnis nur noch in einem Bereich in der Box abgelegt werden, je nachdem ob es sich um Blattgemüse (wie Salate), Blütenpflanzen oder Fruchtgemüse (wie Bohnen, Erbsen oder Paradeiser) handelt. Die Samen von Wurzelgemüse sind meist schwieriger zu gewinnen.
Übrigens: Nur die schönsten Blüten und die ersten und prachtvollsten Früchte von gesunden Pflanzen werden idealerweise für die Saatgutgewinnung ausgewählt. Damit neues Saatgut geerntet werden kann, muss man die Pflanze auch verblühen und die Samen reifen lassen. Besonders leicht geht dies etwa bei Ringelblume, Sonnenblume oder Kosmea.
Wir freuen uns schon auf zahlreiche Samenspenden! Vielleicht auch für unseren Gemüsegarten „Quer gedacht“ auf der GARTEN TULLN...
Und wer in der Nähe Saatgut tauschen will, fragt am besten nach in der nächsten Bibliothek.
Fotos: „Natur im Garten“, Leithner