Psst, hörst du es auch?

Poltergeister rund ums Haus

Sie kennen das Haus der “ Munsters”? Unseres scheint der 1313 Mockingbird Lane der 1960er Sitcom mitunter zu ähneln: Sturmumtost, während rundum die Sonne scheint… und von so manchem Geist bewohnt. Oder auch das Schloss von Hogwarts, in dem sich allerlei herumbewegt, Harry Potter miteingeschlossen. Aber immer der Reihe nach. Nahe des Hirschfeldes, wo bis vor kurzem possierliche Nagetiere, nämlich Ziesel, um die Aufmerksamkeit der Gärtner*innen buhlten, herrscht auch in der Großstadt reges Treiben. Hasen habe ich in unserer Gasse zwar noch keinen getroffen, aber Fuchs und Marder schon persönlich Gutenacht sagen dürfen. Auch Waldohreulen singen uns beruhigende Schlaflieder. Denn nachtsüber möchte man ja eigentlich die wohlverdiente Ruhe genießen, was meiner Familie und mir allerdings irgendwann erschwert bzw. unmöglich gemacht wurde.

Jahrelang waren wir uns nicht sicher, wer zwar nur temporär, aber mit gewohnter Regelmäßigkeit in die Zwischendecke zum ausgebauten Dachboden - direkt über unserem Bett - einzog. Auf der Suche nach unserem Gast, haben wir besagten Hohlraum an der Dachbodentreppe angebohrt, um schließlich mittels Endoskop-Kamera Fotos von angeknabberten Haselnüssen zu erhaschen. Den Poltergeist selbst bekamen wir nie zu Gesicht, immer wieder aber zu hören. Zur Sicherheit war uns die Anschaffung einer Lebendmarderfalle ein Anliegen. Sie wurde allerdings niemals ausgepackt. Immerhin besitzen wir heute das Wissen, dass diese Tiere gut fünf km weit entfernt ausgelassen werden müssten, um nicht den Weg zurückzufinden.

Der nächste Schritt war das Telefonat mit dem Kammerjäger. Dabei brachte ich in Erfahrung, wer wie in die Deckenkonstruktion, die mit wärmedämmendem Füllmaterial ausgestattet ist, gelangen kann. Eine Öffnung so groß wie 1 € Münze irgendwo am Dach genüge als Einstiegsöffnung, war die aufbauende Conclusio. Denkbar waren demnach ein Siebenschläfer, eine Maus oder eine Ratte, die ihrem Spieltrieb, mit Nüssen über unseren Köpfen zu kicken, bevorzugt zwischen 1 und 4 Uhr in der Nacht nachgaben. Diese wurden unüberhörbar kreuzweise über dem Bett - wie auf einem Fußballfeld - hin- und hergerollt. Von Tennisbällen und klopfenden Besenstielen war das unheimliche Wesen nicht zu beeindrucken. Die professionelle Bekämpfung war dennoch nicht von Nöten, klärte sie mich doch darüber auf, dass dafür Jäger zuständig wären.

Nach einigen Ohms waren wir schließlich so weit unseren Gast zu akzeptieren und vor dem Seufzer ein: „Schön, er spielt wieder, es geht ihm gut.“, in den unendlichen Raum zu raunen. Um unseren Störenfried oder zumindest seine Nachkommen aufzuspüren und als Muntermacher zu identifizieren, hat es dann noch gefühlt vier Jahre und vier Wildkameraeinstellungen gebraucht.

Marder oder Siebenschläfer? Bei unserer Spurensuche sind wir nicht nur diesen possierlichen Tierchen begegnet, sondern auch den häufigsten Vögeln, die gerne in unserer Nähe sind.

Tagsüber war noch viel mehr los als nachts. Auf dem Dach gab das eine lustige Versammlung, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Zwischenlandungen gab es viele: ein neugieriges Rotschwänzchen turnte auch am Abend auf dem Dach.

Kohlmeisen brüten hier gerne und holen uns die Apfelwickler von den Bäumen.

Auch eine hungrige Nebelkrähe mit ihrem Nussschatz tummelt sich auf der Regenrinne und zeigt sich riesig von ihrer besten Seite, die ebenfalls fotografisch festgehalten wurde.

Unter den Fluggästen sind daneben auch einige Insekten anzutreffen. Zumindest bei Fliegen, Wespen und Grabwespen hat die Wildbildkamera ausgelöst.

Wer hätte gedacht, dass es schließlich nur eine Maus war…

In der Regenrinne, die uns schlussendlich diesen Übeltäter präsentierte, war unserem Spukhaus gemäß auch eine Spinne unterwegs, die aber nicht näher definiert werden kann.

Mit uns hierher übersiedelt sind Zitterspinnen, die ich gestern bei ihrem abendlichen Tête a tête nicht stören wollte. Wie es scheint, sind im Jahreslauf aber auch seltenere Lebewesen in unsere Heimstatt gelangt. Im und am Katzenfutter offenbarte sich mir eine Springspinne, die etwas an einen winzigen Skorpion erinnert, als Mitesser. Draußen vor der Tür wohnt seit vorigem Jahr eine Zebra-Spinne. Wobei ich nicht weiß, ob sie den Winter durchsteht- oder sollte ich sagen durchhängt. Zu kalt war es im Garten offenbar der Gehörnten Kreuzspinne, die im Wohnzimmer zwischen Bücherregal und Sesseln ein riesiges Rad aufschlug. Ich habe sie wieder nach draußen verbannt, wie auch den Spinnenläufer, der sich in den Kellerabgang verirrt hatte.

Kein Wunder, dass dieser nicht gerade kleine Hundertfüßer sich, von der Klimakrise erwärmt, ebenfalls bei uns im Haus eingefunden hat. Oder liegt es daran, dass wir von Spinnen, Silberfischchen und Asseln umgeben sind, die er mit Vorliebe jagt. Ich muss zugeben, dass mir ob seiner Schnelligkeit beim Bugsieren in ein Marmeladeglas ein spitzer Schrei ausgekommen ist.

Meine liebe Schwiegermutter hat einst auf legendäre Weise den Zettelausträger vom Rad geholt, weil sie beim genauen Laubrechen mit der Hand in eine Erdkröte gegriffen hat. Das darauf folgende Frohlocken, das sie losgelassen hat, hatte neben der Kröte auch ihn so verstört, dass die ungeliebte Reklamepost daraufhin für längere Zeit ausblieb.

Einer spinnt immer, ist also desöfteren unsere Devise zuhause. Nicht alle Gäste sind ungebetene. Wir tun eigentlich alles dafür, dass wir keinen Silent Spring erleben.

Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, pixabay

Margit Beneš-Oeller

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