Pflanzen mit bunten Blättern

Viren, die wir mögen

Buntblättrige Pflanzen erfreuen uns in Zimmer und Garten. Doch wie kommen ihre Färbungen zustande und welche Funktionen haben sie?

Ist von buntlaubigen Pflanzen die Rede, so denkt man meist an panaschierte/variegate Pflanzen. Unter Panaschüre/Panaschierung oder Variegation versteht man üblicherweise krankhafte Veränderungen, die zu hellen Mustern führen.

 

Dabei sind in einzelnen Zellen die Plastiden - das sind die Farbträger in der Zelle - mutiert und können sich nicht zu grünen Chloroplasten entwickeln.
Es entstehen regelmäßige oder unregelmäßige Muster: je nachdem, ob bereits die Meristemzellen an der Sprossspitze einer Pflanze in chlorophyllfreie und welche ohne mutierte Plastiden unterteilt sind, oder ob hier in allen Zellen noch mutierte und nicht mutierte Plastiden gemeinsam auftreten und es erst in der Gewebedifferenzierung zu einer Entmischung in chlorophyllhältige und chlorophyllfreie Zonen kommt.

 

Ein Beispiel für regelmäßige Muster ist etwa die blattbunte Schwertlilie Iris pallida ‘Variegata‘, für unregelmäßige die Efeutute (Epipremnium aureum).

„Buntblättrige Pflanzen erfreuen uns in Zimmer und Garten.“

Pflanzenmeristeme bestehen in der Regel aus einer sich selbst nur im Notfall teilenden Scheitelzelle und drei darunterliegenden Zellen, die durch Teilung das Pflanzenwachstum betreiben.
Ist eine dieser drei Zellen mutiert, so wird in der Folge ein Drittel aller Pflanzenteile chlorophyllfrei sein, wie etwa bei Iris pallida ‘Variegata‘ und vielen anderen. Zweidrittelpanaschüren sind hingegen selten, da sie die Konkurrenzfähigkeit der Pflanze schon massiv beeinträchtigen.

 

Oft kommen Panaschüren durch Viren zustande. Das ist nicht immer leicht nachzuweisen. Klar ist die Situation, wenn andere Pflanzen angesteckt werden. Das ist etwa passiert, als der variegate Herzblatt-Wasserkelch (Cryptocoryne cordata ‘Rosanervig‘) in der Aquaristik Einzug hielt und über den Vektor Blattläuse in Anzuchtbetrieben prompt andere Aquarienpflanzen ansteckte. Panaschierter Gewöhnlich-Wasserfreund (Hygrophila difformis ‘Weiß-Grün‘) und variegates Eichenblatt (Shinnersia rivularis ‘Weiß-Grün‘) entstanden so

Die Ausprägung der Panaschierung variiert bei Viren oft sehr stark. Allerdings können Viren auch Gene in der Pflanze zurücklassen, die zu Panaschüren führen – Viren sind ja nichts anderes als „wildgewordene Gene“, die zwischen Individuen oft auch über Artgrenzen hinweg zu Genaustausch führen.

Es wird angenommen, dass der größte Teil - zumindest der unregelmäßigen Panaschüren - viralen Ursprungs ist, wie etwa bei der Efeutute. Ein guter Hinweis auf aktive Viren ist es, wenn - wie bei den vorgestellten Wasserpflanzen - die Blattnerven chlorophyllfrei sind.

 

Fotos: Gregor Dietrich

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