Pflanzen zum Färben und Malen

Ohne ganz blau zu machen…

Im Blog „Stoffe färben mit Pflanzen“ wurden bereits einige Grundprinzipien und kreative Möglichkeiten dazu vorgestellt. Jetzt kommen die Pflanzen selbst vor den Vorhang, und zwar erst einmal solche, die ihre Farbe direkt und ohne komplizierte Verarbeitung und Fermentierung aufs Papier bringen oder im heißen Wasserbad an zuvor gebeizte Stoffe abgeben.

Malen mit Pflanzensäften

Das Malen mit Pflanzen haben wir schon öfters als Aktivprogramm bei Naturgartenfesten angeboten und dabei Einiges an Erfahrungen gesammelt. Vom umständlichen Mörsern und Mischen mit Wasser, Kleister oder anderen Bindemitteln bin ich dabei eher abgekommen, weil die Farben dadurch oft verwaschen werden. Farbintensiver ist das Ergebnis, wenn man die Pflanzenteile – Beeren, Blüten und Blätter – direkt aufs Papier drückt oder reibt. Zuvor mit einem weißen Kerzenstummel darauf gezeichnete Formen werden nach dem Farbauftrag auf dem Papier sichtbar.

Bei manchen Farben macht es wie bei der Zubereitung von Blau- oder Rotkraut einen Unterschied, ob diese mit Säure (Zitronensäure oder Essig) oder Base (Waschsoda, Backpulver aus Natriumhydrogencarbonat, Geschirrspülmittel, Seifenflocken etc.) in Verbindung kommen. Denn Blaukraut bleibt nicht unbedingt Blaukraut, so wie Brautkleid nicht immer Brautkleid bleibt.

Einfache Rot- bis Blautöne

Der brasilianische Sauerklee ist eine wunderschöne und pflegeleichte, zarte Zimmerpflanze für lichten Schatten. Seine Wurzelknöllchen überstehen aber einen milden Winter mit etwas Schutz bisweilen auch im Freien. Direkt aufs Papier aufgebracht ergibt er ein violett angehauchtes Blau, das mit Seife (Base) kombiniert etwas heller wird und den Rotstich verliert. Bei den Eco-Prints mit Pflanzenteilen (Link zum letzten Blog) direkt auf den Stoff hat eine dunkel-violett-rote Dahlie ein ähnliches Blau hervorgebracht.

Rote Rüben und sogar ihr Saft aus dem Supernarkt färben herrlich purpurrot. Noch deeper purple aber wird es mit Holunderbeeren. Fügt man Seife hinzu, wird die Farbe blassblau, kommt Säure ins Spiel wird sie geradezu pink. Durch das Aufstreuen von Tafelsalz aufs noch feuchte Papier können zusätzliche Effekte erzielt werden.

Je nach Jahreszeit sind auch andere Beeren einen Versuch wert - wie etwa schwarzen Kirschen, Johannis-, Maul- und Heidelbeeren, Aroniabeeren oder Felsenbirnen. – Je hartnäckigere Flecken sie verursachen können desto besser. Denn unsere Naturfarben verblassen oder bräunen unter Umständen mit der Zeit nach und verlieren etwas an Farbkraft. Aber was hält schon ewig, nicht einmal die Wurst, obwohl sie zwei Enden hat.

Hier ein paar mögliche Zutaten für die nächste Malsession:

Beim oberen Bild flankieren große Tupfen gelber Färberkamille und den grün färbenden dunklen Beeren des roten Hartriegels eine größere Farbfläche aus Holunderbeerensaft. Der blaue Fleck in der Mitte entstand durch einen Klecks Spülmittel. Darauf gestreute Zitronensäure verwandelte das Blau in Pink. Beim unteren Bild wurden vor dem Farbauftrag mit dem weißen Kerzenstummel Blümchen aufs Papier gezaubert. Links oben kamen danach Holunderbeeren ins Spiel, links unten der brasilianische Sauerklee, rechts eine rote Rübe.

Und so sehen die beiden Werke (ohne die Grundzutaten) vollständig getrocknet zwei Tage später aus.

Gelbe und orange Wunder erleben

Gelb färben geht besonders leicht – auch bei Stoffen. Kanadische Goldrute und Zwiebelschalen, aber auch Tagetes und orangefarbene Kosmea geben bereitwillig ihre Farbtöne an gebeizte Stoffe ab. Kapuzinerkresseblüten haben sich beim Papiermalen bewährt.

Wie schon im ersten Färbeblog erwähnt ist die Kanadische Goldrute in unseren Auwäldern und anderen Landschaften ein invasiver Neophyt, der die einheimische Vegetation verdrängt, und dort daher bekämpft wird. Da ihre frischen Blüten aber herrlich gelb färben, können wir die Not zur Tugend machen: Wenn wir all ihre Blüten vor der Samenreife sammeln und nutzen, können wir ganz nebenbei ihre weitere Ausbreitung verhindern…

Gelbe Zwiebelschalen haben sich auch schon beim Ostereierfärben bewährt. Sie färben leuchtend gelb (im Kupferkessel kupferbraun), rote Zwiebelschalen je nach Einwirkungsdauer erst gelblich-rötlich, dann grün und schließlich fast schwarz.

Und wenn wir schon beim Schwarzfärben sind: Ein Sud aus schwarzen Bohnen bringt feine Grautöne hervor, die Bohnen selbst kann man in Tacos kulinarisch verwerten.

Grün bis Braun – beruhigend erdig

„Taupe“ - gesprochen >Toop< - bedeutet auf Französisch Maulwurf und ist eine meiner erklärten Lieblingsfarben. Man kann dieses warme Graubraun mit Hilfe von Walnuss-Schalen erzielen. Aber Achtung: auch die Finger bekommen einiges an Farbe ab.

Brennnesseln färben dagegen etwas heller braun und schwarze Erlenzapfen ergeben ein dunkles Beige. Karottengrün zaubert ein lindes Grün auf Stoffe. Beim Malen mit Pflanzen auf Papier bewährten sich auch Löwenzahn und die Blätter der Kapuzinerkresse, direkt aufs Papier gerieben. Die Hitzeprobe im Färbebad müssten sie erst noch bestehen…

Wie man so richtig blaumacht, darum soll es ein andermal gehen. Jetzt ist Zeit für Gelb, Grün und Purpur: Also auf zum Pflanzen sammeln…

FOTOS: Natur im Garten / Benes-Oeller, Brocks, Kropf, Leithner

Anna Leithner

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