Nicht gerne nackt
Mulchschichten für gesunde Böden und Pflanzen
Pflanzen stehen nicht gerne in nackter Erde. Diese will geschützt und behütet werden und ist immer dankbar über eine behagliche Mulchdecke.
Der Wald zeigt es uns vor. In der schützenden Schicht aus Moosen, Farnen und Gräsern leben unzählige Kleinstlebewesen. Sie mildert Temperaturextreme, hält den Boden gleichmäßig feucht. Regenwürmer, Asseln, Bodenpilze und –bakterien können ihrer bodenverbessernden Tätigkeit nachgehen.
Während sich in der Natur kaum offener Boden findet, lässt die vermehrte Bodenbearbeitung in Gärten nur selten Streu entstehen. Blätter beschatten den Boden zwar und schützen ihn vor Regen. Wo ihn aber Sonne, Wind und Wasser angreifen, ist eine Mulchschichte gefragt. Sie schützt vor Licht und Witterung, wirkt temperaturausgleichend und vermindert rasche Austrocknung bzw. Verkrustung und erhält so eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit. Das vorsorgliche Abdecken bei der Flächenkompostierung kann auch noch bequem für uns sein. So dürfen Pflanzenreste nach der Bodenbearbeitung einfach liegen bleiben.
Der richtige Mulch bietet Nahrung für wertvolle Bodenlebewesen und Regenwürmer, die damit lebenswichtige Ton-Humus-Komplexe, Humus und eine tiefgründige Bodenstruktur bilden. Nächtens angeln sie sich welke Blätter, Pflanzenreste oder Halme und ziehen sie in den Boden. Weil Samenunkräuter sich im der Mulchschicht nicht entwickeln können und Wurzelunkräuter sich leichter entfernen lassen, wird die Pflege stark erleichtert.
Laub, Häckselgut, Heu oder Stroh etwa sind ausgezeichnete Mulchmaterialien. Wurde traditionell immer schon mit Kompost, Stroh, Laub und abgestorbenen Pflanzen gemulcht, sind heute auch Holzhäcksel, Flachsstroh oder Hanfhäcksel erhältlich Selbst mit Reisig, Bockerl oder Kastanien lassen sich Muster und Flächen legen.
Ideal ist auch Rasenschnitt, der oft in großen Mengen anfällt. Er soll noch keine Samenstände zeigen, weil er gut und gerne nachreift und so für mehr Jätarbeit sorgt. Im Gemüsegarten wird er dünn aufgestreut, dass der Boden noch leicht durchscheint. Unter Hecken und in Staudenbeeten gehen größere Mulchhöhen. Dennoch sollten Sie auch hier nicht zu dick auftragen, damit sich keine Fäulnisstellen bilden.
Auf den Nährstoffgehalt des gewählten Mulchs sollten Sie achten. Im Sommer kann nährstoffreicher Kompost und Rasenschnitt Dünger einsparen, als Winterabdeckung können Pflanzen die abgegebenen Nährstoffe aber nicht aufnehmen, sie werden in den Unterboden ausgewaschen. Laub, Stroh, Holzhäcksel oder Rindenmulch sind dann bessere Alternativen.
Das C/N-Verhältnis beschreibt die Gewichtsanteile von Kohlenstoff (C) und Stickstoff (N) von Pflanzenteilen und zeigt die Stickstoffverfügbarkeit für Pflanzen und für die vorhandenen Mikroorganismen an. Stickstoffmangel verlangsamt die mikrobielle Aktivität. Optimal ist das C/N-Verhältnis bei 25:1, bei 10:1 bis 30:1 ist es gut.
(Grünabfälle/ Beikräuter 7:1 bis 15:1, Rasenschnitt 15:1, Laub 30:1 bis 60:1, Holzhäcksel 100 bis 150:1, Stroh 80:1, Sägespäne 200:1, Papier 1.000:1)
Im Handel erhältlich sind auch Kakaoschäben, schon deswegen weniger zu empfehlen, weil sie giftig für Hunde sind. Auch bei Rindenmulch sollten Sie lieber vorsichtig sein. Als Abfallprodukt der Holzindustrie sollte entsprechende Qualität keine wachstumshemmenden Stoffe und Insektizid- und Salzrückstände aufweisen und einen passenden pH- Wert bieten. Er wird 5-7cm dick aufgebracht. Vor der Aufbringung sollte mit Hornspänen ergänzend gedüngt werden, um Stickstoffmangel vorzubeugen.
Mulchfolien und Vliese sollen ein Durchwachsen von nicht erwünschten Pflanzen verhindern, setzen aber unerwünschte Kunststoffasern frei. 100% abbau- und kompostierbar ist dagegen Mulchpapier, das zur Verhinderung von Unkrautwuchs dient und für sauberes Gemüse sorgt.
Feuchtmulch aus speziell aufgearbeiteten Holzfasern wird in trockenem Zustand aufgebracht, quillt nach dem Wässern um das Fünffache zur festen Fasermatte, die Samen- auch Wurzelunkräuter unterdrückt und Schnecken abwehrt.
Ihn mit Mulch bedeckt halten, hat für den Boden wie für Ihre Gartenarbeit, alles in allem betrachtet fast nur positive Auswirkungen. Denken Sie aber nicht zuletzt an bodenbrütende Wildbienen, an Schmetterlinge oder Schwalben, die ein Stück offene Erde nur zu sehr herbeisehnen. Mehr dazu ein anderes Mal.
Fotos: Benes-Oeller, Haiden, Brocks