Narzissen

Blumen mit Corona

 

Corona gibt es als Virus, als Bier, heilig am Schöpfl und am Wechsel. Und als Königreich in einem Film, was Verschwörungstheoretiker ohne Lateinkenntnisse auf blöde Ideen bringt. Dabei hatte jeder König, jeder Kaiser, auch die Habsburger, schon Corona. Denn Corona heißt nichts anderes als Krone.

 

Bei Ismene narcissiflora 'Advance', einem Narzissengewächs aus Südamerika, ist noch gut erkennbar, dass die Corona von den Staubfäden gebildet wird

 

Auch Pflanzen haben Kronen – Blütenkronen. Die Blütenkrone heißt aber Corolla. Corona ist bei Blüten eine Nebenkrone. Nebenkronen sind Blütenteile, die wie eine Blütenkrone ausschauen, aber meist Bildungen der Staubblätter sind. Solche Nebenkronen werden üblicherweise von Nachtfalterblumen gebildet. Sie sind dazu da, dass die Falter mit ihren Beinen Halt finden, da sie meist einen großen Hinterleib haben und die Beine daher vorne beim Kopf sind. Außerdem leiten sie den Rüssel zum Nektar. Nachtblühende Lichtnelkenarten sind  ein gutes Beispiel. Die prominentesten Nebenkronen aber haben einige Narzissengewächse, die größten davon die Narzissen. Auch die ursprünglichen Narzissen sind typische Nachtfalterblumen mit narkotischem Duft (Name!) und kleinen Nebenkronen. Tazetten und Dichter-Narzissen waren die Totenblumen im antiken Griechenland. Totenblumen sind immer sehr stark duftende Blumen – eh klar, bevor es Kühlung gab. Stark duftende Blüten sind fast immer Nachtfalterblumen und daher meist weiß. Deswegen war Weiß früher auch die Totenfarbe.

 

Die Weihnachts-Tazette (Narcissus papyraceus), eine stinkende subtropische herbstblühende Art, steht bei Nachtfaltern hoch im Kurs.

 

Narzissen haben aber auch Bienen als Bestäuber entdeckt. Bienen haben ganz andere Ansprüche an die Blumen, die sie besuchen. Sie brauchen keinen Duft, um die Blüte zu finden, sondern Farbe. Erst direkt an der Blüte werden Duftmarken als Wegweiser wichtig. Da ihre Beine weiter nach hinten reichen als bei Nachtfaltern, benötigen Bienen eine größere Landefläche unterhalb der Nektarquelle und müssen, da sie keinen langen biegsamen Rüssel haben, nahe zur Nektarquelle vordringen können. Osterglocken oder Märzenbecher haben daher gelbe Blüten mit einer großen Nebenkrone, in die die Bienen hineinkriechen können. Funktionell sind es Glockenblumen. Die Nebenkrone ist bei den wilden Arten auch immer kräftiger gefärbt als die eigentliche Blütenhülle. Die Staubblätter liegen wie bei Glockenblumen dem Griffel an und werden von den Bienen benutzt, um Halt zu finden. Den Rücken drehen sie der Innenseite der Corona zu.

 

Osterglocken oder Märzenbecher, hier die Sorte 'Mount Hood', sind als „funktionelle Glockenblumen“ typische Bienenblumen.

 

Die meisten unserer Gartennarzissen sind Kreuzungen aus bienen- und nachtfalterblütigen Arten. Manche Nebenkronen sind zu breit, den Bienen ein kuscheliges Glockenblumenerlebnis zu bieten, und zu groß für Nachtfalter. Bei manchen Sorten versperren die Staubblätter wie bei den nachtfalterblütigen Arten für Bienenköpfe den Weg zum Nektar. Manche Sorten sind steril und bilden nur leere oder gar keine Pollenkörner. Leere Pollenkörner können mitunter ein Problem darstellen. Erkennt die Biene nicht, dass der Pollen steril ist, kann der Nachwuchs verhungern. Daher sollte man bei Narzissensorten darauf achten, dass sie fähig sind, Früchte zu bilden. Sterile Sorten, die Pollen bilden, haben oft auch leere Pollenkörner. Im Großen und Ganzen sind ungefüllte Narzissen aber tolle Nektar- und Pollenspender. Engpässe lassen sich auch dadurch vermeiden, dass man auf Sortenvielfalt achtet. Auch die Blütezeit lässt sich so verlängern. Oktober bis Mai, in Berglagen Juni, ist Narzissenblütezeit – in winterkalten Gebieten leider nur Feber bis Mai/Juni, da die Herbstblüher keine tiefen Fröste bzw. Dauerfröste vertragen.

 

Die Vielfalt der Narzissen

 

 

 

Übrigens sind die Farbangaben bei Narzissen meist relativ. Weiße Sorten öffnen sich mehr oder weniger gelb und verblassen meist nur in praller Sonne vor dem Welken zu reinem Weiß. Ähnlich ist es mit Rosa, das immer orange beginnt. Und ein dunkleres Orange heißt bei Narzissen schon Rot, ein dunkleres Gelb Orange. Übrigens: Mehr als 80 Narzissensorten blühen jedes Jahr auf der DIE GARTEN TULLN.

 

 

 

Fotos: Dietrich

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