Nachts im Garten

lässt so manche Überraschung auf sich warten.

„Huu-hu-huhuhuhuu“ - ein buntes Musikensemble ertönt aus versteckten Ecken, schwarze Schatten sausen durch die Luft, es knackst und raschelt, hier und dort krabbelt oder kriecht was… Wer sich speziell nachts auf Spurensuche macht, findet viel Leben im Garten.  

Es gibt zahlreiche Tiere mit einem unterschiedlichen Tag- und Nachtrhythmus. Manche sind tagsüber aktiv, andere wiederum nur nachts oder ganztägig. Die Intervalle zwischen Schlaf- und Wachphasen können ganz unterschiedlich lang und häufig sein. Im Laufe der Evolution haben sich Tiere optimal an die Bedingungen in ihrem Lebensraum angepasst. Um auch dem Konkurrenzdruck zu weichen, wurden allerlei Nischen erobert und vielfältige Überlebensstrategien entwickelt.

So einige unserer tierischen Gartenbewohner und gar so manche Pflanzen sind nachts aktiv.

Hervorragend angepasst an das Leben im Dunkeln sind auch die Sinnesleistungen der Tiere. Nachtaktive Tiere können oft unglaublich gut hören oder riechen, meist aber kaum oder nur wenig visuell wahrnehmen, mit Ausnahmen natürlich.

Tierische Mondscheinbegegnungen von A bis Z:

FELDGRILLE: kann besonders gut hören

Die großen schwarzen Insekten sind sehr eindrucksvoll und scheu. Jederzeit bereit, sich in einem selbstgegrabenen Erdloch zu verstecken. Ein lockerer Boden ist sehr wichtig für sie.  

Die männlichen Feldgrillen zirpen während der Paarungszeit und versuchen damit die stummen Weibchen anzulocken. Das Zirpen ist von Mai bis in den Juli hineinzuhören und entsteht, indem die Flügel rasch gegeneinander bewegt werden.

Feldgrillen sind wärmeliebende Allesfresser, ernähren sich aber bevorzugt von Blättern und Wurzeln unterschiedlicher Gräser und Kräuter.

GLÜHWÜRMCHEN: können mit ihren lichtempfindlichen Facettenaugen sehr gut sehen

Die im Juni magisch anmutenden Lichtsignale der Glühwürmchen oder „Johanniskäfer“ dienen dem Auffinden der Paarungspartner. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier an feuchte Stellen unter Steinen, in die Erde oder im Wurzelbereich von Gräsern ab. Die Glühwürmchen-Larven leben in Bodennähe und fressen Nackt- und Gehäuseschnecken, welche sie mit ihrem ausgezeichneten Geruchs- und Geschmacksinn ausfindig machen. Die Entwicklung der Larven bis zur Verpuppung dauert mehrere Jahre! Künstliches Licht irritiert die Partnersuche ungemein, also bitte Licht aus im nächtlichen Garten.

GRASFROSCH: kann nachts besonders gut sehen

Der Grasfrosch liebt „wilde“ Gärten mit ungemähten Wiesen, Laubhaufen, Ästen und Steinen am Boden zum Sich-erstecken. Ist ein Kleingewässer vorhanden, so kann er sich dort auch dauerhaft ansiedeln und laichen. Mit seinem lauten Gequake macht das Männchen auf sich aufmerksam und will so ein Weibchen in seinen Bann ziehen. Der Lauteste von allen wird schließlich mit einer Partnerin belohnt.

Übrigens der Coqui-Frosch aus Costa Rica (als das lauteste Exemplar unter den Fröschen) kann in seiner Lautstärke beinahe einem Presslufthammer die Hand reichen! Na Halleluja!

IGEL: kann besonders gut hören und riechen

Der Igel ist als Einzelgänger in der Dämmerung und nachts unterwegs, wo er seine Nester gut versteckt im dichten Gebüsch und unter Ästen baut.

Mit seinem super ausgeprägten Gehör- und Geruchsinn findet er seine Beute. In seinem Revier macht er sich oft durch ein Rascheln, Schnaufen oder einem lauten Schmatzen bemerkbar. Als Insektenfresser frisst er viele Käfer (insbesondere nachtaktive Laufkäfer) aber auch Larven, Raupen und Regenwürmer. Auch der Igel liebt „wilde“ Gärten mit Totholzecken, dichtem Gebüsch und einem reichen Angebot an Insekten.

LAUFKÄFER: können besonders gut tasten und riechen

Laufkäfer zählen zu den größten heimischen Käferarten und erscheinen in metallisch glänzenden Chitinkleidern. Von intensiv schwarz-bläulich des Blauvioletten Waldlaufkäfers bis hin zu metallischem Bronze-Grün des Goldlaufkäfers, so unterschiedlich wie ihr Aussehen sind auch die Lebensraumansprüche. Ein Großteil ist nachtaktiv und lebt räuberisch. Laufkäfer erbeuten Insekten und andere Gliederfüßer wie Regenwürmer und sind mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen auch gnadenlose Schneckenjäger. Laufkäfer sind also durchaus hilfreich im Garten, wo sie feuchte Verstecke wie z.B. Ast-Laubhaufen oder Steinritzen bevorzugen

NACHTFALTER: können in den dunkelsten Nächten Farben sehen

In Österreich gibt es ca. 4000 verschiedene Schmetterlingsarten, 215 davon sind Tagfalter, der Rest Nachtfalter. Alle Tagfalterarten sind tagaktiv, aber nicht alle Nachtfalterarten sind nachtaktiv. Nachtaktive Falter sind wichtige Bestäuber und haben sich auf langröhrige Blüten spezialisiert. So gibt es auch besonders attraktive Pflanzen für die Nachtfalter wie zum Beispiel das zu den Heckenkirschen (Lonicera) gehörende Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum), verschiedene Leimkräuter (Nelkengewächse) wie das Gewöhnliche Leimkraut (Silene vulgaris) oder die nachtblühende Lichtnelke (Silene noctiflora). Auch die Nachtkerze (Oenothera) leuchtet nachts in einem strahlenden Gelb und verströmt einen betörenden Duft, der sehr attraktiv für die robusten Flugkünstler ist. Nachtfalter orientieren sich unter anderem auch am Mondlicht, weshalb künstliches Licht eher irritierend für sie ist. Also bitte: Licht aus im nächtlichen Garten.

Wiener Nachtpfauenauge

Ein sehr beeindruckender Nachtfalter ist das Wiener Nachtpfauenauge. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 16 cm ist er der größte Falter in Mitteleuropa. Er kommt in Südeuropa, Nordafrika, sowie im Nahen Osten vor bis nach Niederösterreich, welches die Nordgrenze des Verbreitungsgebiets darstellt.

Die Raupen ernähren sich von den Blättern verschiedener Obstgehölze wie Kirsche, Apfel, Zwetschke aber auch Walnuss, Bergahorn, Haselnuss und Schlehe. Die erwachsenen Falter hingegen haben verkümmerte Mundwerkzeuge und leben (nur wenige Wochen) von Luft und Liebe. Offenes, locker verbuschtes Gelände, Waldränder, Obstgärten, Parkanlagen, Alleen und Naturgärten, hier fühlt sich das Wiener Nachtpfauenauge wohl.

WALDKAUZ: kann besonders gut sehen und noch besser hören

Der Waldkauz ist relativ klein, in etwa so groß wie eine Krähe. In Gärten mit einem alten Baumbestand kann er in Baumhöhlen nisten.

Der Waldkauz kann dank seiner großen Knopfaugen im Dunkeln ausgezeichnet sehen, sofern noch ein wenig Restlicht vorhanden ist. Wird es völlig dunkel, so orientiert er sich ausschließlich mithilfe seines Gehörs und kann so seine Beutetiere anvisieren. Der Eulenvogel ernährt sich von Vögeln, Kleinsäugern, Mäusen, Ratten und Regenwürmern.  

Durch ein langgezogenes „Huu-hu-huhuhuhuu“ macht sich der lautlose Jäger bemerkbar.

ZWERGFLEDERMAUS: kann besonders gut sehen und hören

Die Zwergfledermaus ist so klein, dass sie mit zusammengefalteten Flügeln in eine Streichholzschachtel passt. Bei uns in Europa ist sie die kleinste und die am häufigsten vorkommende Fledermausart. Auf der Jagd nach Insekten saust sie in der Nacht im flinken Zickzackflug durch die Lüfte. Eine Zwergfledermaus kann schon mal um die 500 Mücken in einer Stunde fressen.

Sie orientiert sich anhand der sogenannten Echoortung und kann sich mithilfe des Ultraschalls in ihrer Umgebung ausgezeichnet orientieren und fortbewegen.

Tagsüber und während der kalten Wintermonate ruht sie sich, kopfüber hängend, in Dachböden, Fassadenverkleidungen oder in Baum- und Felshöhlen aus.

Das war „nur“ ein kleiner Einblick zum Leben aus „Nachts im Garten“.

Viel Freude beim Spurensuchen und Achtung, hungrige Gelsen sind nachts eventuell auch anzutreffen…

  P.S.: Licht aus, Mond an!

Fotos: „Natur im Garten“, Haiden, Pixabay, Kropf, Christian Raffetseder, Haidler, Gundacker

Marlis Pardeller

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