Die besten natürlichen Tipps gegen Schneckenplagen

Mit Schnecken gegen Schnecken

 

Schadschnecken sind Nacktschnecken. Bei den Gehäuseschnecken hat sich in den letzten Jahre eine neozoische Art ausgebreitet, die mitunter auch Schäden anrichtet. Dagegen gibt es auch ausgesprochene Nützlinge unter Nackt- wie Gehäuseschnecken.

„Schnecken leisten einen bedeutenden Beitrag im Haushalt der Natur. Sie bauen organische Substanz ab und gehören zu den wenigen Organismen, die bereits angerottete Blätter verarbeiten. Dadurch leisten sie einen wichtigen Beitrag bei der Mineralisierung des abgestorbenen Pflanzenmaterials und ermöglichen so jungen Pflanzen das Wachstum. Nur wenige sind ausgesprochene Grünpflanzenfresser oder Allesfresser. Einige wenige leben räuberisch. Dieser wichtigen Rolle in der Natur steht nun gegenüber, daß sie natürlich nicht zwischen Kultur- und Wildpflanzen unterscheiden können und daher bei der idealen Vorbereitung in unseren Monokulturfeldern zu Schädlingen gemacht werden. Es sollte auch hier gelten, daß Vorbeugen besser als Heilen ist. Die Kulturen sollten auf einen Schädlingsbefall besser vorbereitet werden, was aber bei dem Zustand unserer Äcker oft nicht mehr möglich ist.“ (Fischer W, Reischütz PL, 1998)

 

 

Ein Beispiel für eine gar nützliche Schnecke, die zu den acht potentiellen schadschnecken gehört, ist der Grüne Kielschnegel (Tandonia budapestensis). Die bis maximal 6 cm lange Nacktschnecke ernährt sich vorwiegend von Samen und ist daher eine gute Beikrautbekämpferin. Als gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die Aussaatmethoden modernisiert wurden und Getreidesamen nicht mehr tief genug in den Boden kamen, wurde die Art zur Schadschnecke im Getreidebau. Erkennbar ist der Schnegel am namengebenden Kiel am Rücken, der gelb, grün oder orange gefärbt sein kann.

 

 

Auch der Wasserschnegel (Deroceras laeve) ist ein nützlicher Schädling. Im Glashaus frisst er zarte Pflanzenteile. Im Freiland kann die kleine, maximal 2,5 cm große, einfarbig hellgraue Nacktschnecke nur bei allzu häufiger Bewässerung, vor allem in den Abendstunden, in Salatkulturen zum Problem werden. Sonst ist der Allesfresser ausgesprochen nützlich, denn sie frisst bevorzugt nährstoffreiche Eier. Von Rüben-, Möhren- und Zwiebel- oder Lauchfliegen und anderen Insekten.

 

 

Die bis 5 cm lange, hellgraue und dunkelköpfige, beim Kriechen wurmartig schlank werdende (3 mm dicke) Wurmnacktschnecke oder der Wurmschnegel (Boettgerilla pallens) wird unsinnigerweise immer wieder als Schädling genannt, obwohl es sich um einen ausgesprochenen Nützling handelt. Sie ernährt sich als Nahrungsspezialistin ausschließlich von Schneckeneiern und vermutlich auch Jungschnecken.  Die Tiere haben ihre Hauptverbreitung im Kaukasus, kamen aber inselartig auch in Mitteleuropa vor. In den letzten Jahrzehnten nimmt der Bestand drastisch zu, was auf die Ausbreitung der Spanischen Wegschnecke zurückgeführt wird.

 

„Von unseren 40 heimischen Nacktschneckenarten können etwa 8 unter Umständen schädlich werden – nur eine ist es immer.“

 

Die bekannteste Nutzschnecke ist der Tigerschnegel (Limax maximus). Er ist ein Detritusfresser, das heißt, er frisst verrottendes Material, vor allem morsches Holz. Aber auch Pilze (Myzele, aber auch Fruchtkörper: Kellerschimmel etc.), überreife Früchte, Aas sowie Schneckeneier gehören ins Nahrungsspektrum. Tigerschnegel sind durch Totholz, Komposthaufen und feuchte Hohlräume wie Brunnenschächte und Erdkeller förderbar. Sie bevorzugen im Winter weitgehend frostfreie Rückzugsgebiete (Brunnen- und Leitungsschächte, Glashäuser, Keller…). Die hell-/dunkelbraun (seltener grau) gefleckten bis gestreiften, meist zwei bis drei Jahre alt werdenden Tiere werden bis über 20 cm groß. Leider werden sie häufig für Schadschnecken gehalten. Eine Vergesellschaftung mit anderen Schnecken im Terrarium führt immer dazu, dass die andere Art durch Stress stirbt und verzehrt wird. Bei Fütterungsversuchen gingen Jungtiere, die nur mit chlorophyllhaltigen Pflanzenteilen gefüttert wurden, nach wenigen Monaten zugrunde. Auch eine Gruppe, die ausschließlich mit Früchten gefüttert wurde, gelangte nicht bis zur Geschlechtsreife. Am besten gedieh eine Gruppe, die mit Erdäpfeln und Karotten gefüttert wurde – auch keine artgerechte Ernährung. Der schlechte Ruf als Vorratsschädling gründet sich wohl darauf, dass die Tiere in feuchten Kellern vorkommen und faulende Teile von Lagerobst und -gemüse fein säuberlich von gesunden Teilen abfressen, sodass es ausschaut, als hätten sie gesunde Teile gefressen.

Im Gemüsegarten auf der Garten Tulln gibt es zwei für die Lagerung von Gemüse gedachte Hohlräume im Boden mit Deckel. Darin leben Tigerschnegel. Immer dieselben, denn es sind wie die meisten Schnecken Revierbewohner. Auch Wegschnecken verirren sich manchmal hinein. Sie nehmen jedes Versteck, sobald ihnen die Sonne auf den Pelz oder eher Schleim rückt. Schon zur früheren Führungszeit um 10:30 ist keine der Wegschnecken mehr unversehrt. Die Schwanzspitze hat Bissstellen durch die Tigerschnegel. Sobald es ihnen möglich ist, verlassen sie das ungastliche Versteck und kommen nicht wieder. Es ist also günstig, den Tigerschnegeln in Gemüsebeeten Hohlräume anzubieten – bevorzugt übrigens mit Holz zugedeckt.

Innerhalb der eigenen Art sind Tigerschnegel gesellige, ja zärtliche Tiere. Sie kuscheln sich gerne zu mehreren zusammen. Auch das Liebesleben ist interessant. Während Spanische Wegschnecken sich einfach über den Weg laufen, rasch paaren und dann weiterkriechen, dauert das beim Tigerschnegel länger. Erst einmal kriechen die Tiere eine halbe Stunde lang mit viel Körperkontakt nebeneinander her. Dann kriechen sie auf einen Baum oder eine Mauer. Sie erzeugen einen festen, bis einen halben Meter langen Schleimfaden, an dem sie eng umschlungen vom Baum oder von der Mauer hängen. Die Paarung dauert mindestens eine halbe Stunde. Erst dann trennen sich die Wege der Schnecken. Oder auch nicht. Sie sind zwar schleimig, aber wenn sie so am Baum baumeln wie Windbäckerei vom Weihnachtsbaum, greift gerne mal ein größerer Schneckenfresser zu. Füchse etwa können sich weit genug aufrichten, die Liebespaare von Obstspindeln oder anderen kleinkronigen Obstbaumformen zu pflücken. Bevorzugt paaren sich Tigerschnegel daher in großen Hohlräumen wie Brunnenschächten.

 

Übrigens ist die Art auch durch im Sommer ausgebrachtes Schneckenkorn besonders betroffen – im Gegensatz zur Spanischen Wegschnecke

 

 

Es gibt auch schneckenfressende Gehäuseschnecken. Die Wirtelschnecke (Aegopis verticillus) ernährt sich von Detritus und Jungschnecken. Sie hat ein flach kegelförmiges, braunes Gehäuse, das etwas größer als das der Bänderschnecken wird und lebt in dichter Laubstreu im Schatten von Gehölzen. Sie ist also darauf angewiesen, dass Herbstlaub nicht entfernt wird, sondern im Schatten der Gehölze verbleibt.

Es gibt aber auch einige Märchen über nützliche Schnecken. So ist die Weinbergschnecke Veganerin. Niemals würde sie tierische Produkte wie Schneckeneier fressen. Im Gegenteil, die Spanische Wegschnecke als Allesfresserin leert gerne auch bewohnte Weinbergschneckenhäuser. Escargot ganz ohne Kräuterbutter. Aber was eine Schnecke auch frisst: je größer die Artenvielfalt, desto intekter das System, desto ungefährlicher sind potentielle Schadschnecken.

„Manchmal scheint es so, daß verschiedene Autoren unkritisch die Meinung anderer übernehmen. So wird kaum mehr feststellbar sein, woher das Märchen stammt, daß die Weinbergschnecke (Helix pomatia) in größerem Umfang die Gelege der Spanischen Wegschnecke Arion lusitanicus frißt. Der Zweitautor hat mit mehreren Helix-Arten Versuche angestellt. Selbst hungrige Weinbergschnecken verschmähten die Gelege. (…). Leider beruhen wohl viele der biologischen Bekämpfungsmethoden auf dem unkritischen Übernehmen von Informationen. Es kann aber nicht im Sinne der Verlage und Autoren liegen, daß die Leser wahllos und ergebnislos unsinnige Methoden ausprobieren müssen und dann entmutigt zur chemischen Keule greifen.“ (Fischer W, Reischütz PL, 1998)

 

 

Fotos: Horsak, Lhotka, Dietrich

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