Mehr Erleben im Moor

Torffrei – sei dabei!

Es grünt so grün…  Auch Pflanzen haben Bedürfnisse, und alle Gartenfans verwenden oftmals Pflanzenerde, um diese zu erfüllen. Viele Erden, ja selbst Bio-Erden, können aber Torf enthalten. Auch „torfreduzierte“ Substrate enthalten bis zu 80 % des schwarzbraunen Mooproduktes. Achten Sie daher auf das „Kleingedruckte“. Das Wort „torffrei“ oder/und das österreichischen Umweltzeichen bzw. das „Natur im Garten“ Gütesiegel auf der Verpackung garantieren den Verzicht auf Torf. Lagern Sie Erde nach dem Kauf kühl und schattig, ist sie länger haltbar.

Über Leichen gehen und sich nach der (Himmels)decke strecken – was nach einer erfolgreichen Karriereleiter klingt, auf das ist auch das Torfmoos bedacht. Die obersten Teile wachsen beständig weiter, während untere Teile absterben. Sauerstoffarmut und ein saures Milieu lassen die "Torfmoos-Leichen" nicht verrotten. Abgestorbene Torfmoose stapeln sich nach oben - der Torf wächst so lange, bis aus dem Niedermoor ein Hochmoor wird. Das passiert allerdings über viele Jahrtausende durch spezielle Zersetzungsprozesse. Mit dem Wachsen entfernen sich die Wurzeln mehr und mehr vom Grundwasser. Um an Wasser und Nährstoffe zu kommen, speichert Torfmoos Regenwasser wie ein Schwamm. Die Nährstoffe kommen aus dem Regen oder angewehtem Staub. Große Sprünge kann man da nicht machen. Mit nur durchschnittlich 1 mm Zuwachs pro Jahr bildet er sich dort nur sehr, sehr langsam. Klingt nach einem echten Naturprodukt, oder? Warum ist es wichtig, ab heute nur noch torffreie Erde zu kaufen?

  • Moore und andere Feuchtgebiete machen weltweit nur 3% der Landfläche aus. Dort sind aber 30 %! des gesamten erdgebundenen Kohlenstoffs gespeichert. Durch den Torfabbau werden somit große Mengen an CO2 freigesetzt, was den Klimawandel beschleunigt. Außerdem ist auch der Import über weite Transportwege klimaschädlich.
  • Als riesige Wasserspeicher können intakte Moore bis zu 90% an Niederschlag speichern, die Umgebung bei Hitze durch Verdunstung kühlen und Hochwasserspitzen dämpfen.
  • Moore und andere Feuchtgebiete gehören zudem zu den gefährdetsten Lebensräumen der Welt. Hier leben seltene Tier- und Pflanzenarten. Werden Moore durch Torfabbau vernichtet, verschwinden mit ihnen auch alle darin lebenden Organismen. Und das wäre schade, denn es sind echte Besonderheiten, die fast tropisch anmuten:

Die Frösche werden nur maximal 7 cm und erinnern an bunte Pfeilgiftfrösche:  Während bei ihnen das Motto gilt: Grell und giftig lebt sich´s länger, hat der Moorfrosch andere Beweggründe: Blau macht der Moorfrosch (Rana arvalis) im Frühling: Um die Weibchen zu verzaubern färben die Männchen sich zur Laichzeit für wenige Tage intensiv blau, sonst sind sie hell- bis dunkelbraun gefärbt. Laichballen mit 500 bis 3.000 Eiern sind das Resultat -  – bevorzugt in Lebensräumen mit hohem Grundwasserstand. Da Lurche (= Amphibien) meist von Wasser abhängig sind, ist ihr Lebensraum deutlich begrenzt. Die Tiere sind wechselwarm, d.h. ihre Körpertemperatur ist nicht konstant. Heute finden sich Moorfrösche nur noch in den Randbereichen der Hochmoore, in Niedermooren und wassergesättigten Feuchtwiesen sowie in den wenigen verbliebenen Au- und Bruchwäldern entlang von Flüssen im Tiefland. Sie werden daher in der Roten Liste Österreichs als „gefährdet“ geführt und wurden 2025 zum Lurch des Jahres erkoren.

Der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) zeigt seine herausstechenden Merkmale erst bei genauerer Betrachtung. Der echte Hungerkünstler ist an extrem nährstoffarme Standorte wie Moore und Heiden angepasst. Dass er das aushält, verdankt er seiner außerordentlichen Ernährung. Die zarte Pflanze holt sich, was sie braucht und ihr der Boden nicht bietet, aus tierischer Nahrung. Die mehrjährige, krautige Pflanze trägt Blütenstiele, die bis zu 30 cm groß werden und mit bis zu 25 weißen, knapp 1 cm großen Blütchen besetzt sind. In der Rosette darunter stehen die knapp 5 cm hohen Blätter. Klein aber oho! An ihnen hängen etwa 200 feine, rötliche Klebedrüsen, die an Tentakel erinnern. Weil die Sekrettröpfchen an ihren Spitzen wie Tautropfen in der Sonne glitzern, haben sie für den Namen Sonnentau gesorgt. Durstige Kleininsekten werden von den vermeintlichen Tautropfen angelockt. Der Schleim lässt sie aber nicht los, die Opfer werden von den biegsamen Tentakeln in die Blattmitte zu Verdauungsdrüsen gedrängt. Im Blatt eingewickelt werden ihre Weichteile auflöst und die unnötigen Chitinpanzer abgeschottet.

Musik wie aus dem Regenwald…Oft singen Vogelmännchen besonders intensiv. Als Solisten stechen sie aus dem Vogelstimmenchor heraus, um mit lautem, auffallendem oder variantenreichem Gesang die Weibchen ihrer Art zu gewinnen. Wer überzeugt, zeugt Nachkommen. Jede Art lauscht aber nur den eigenen Sängern und filtert den restlichen Chor aus. Auch Dialekt- Gesänge je nach Region sind üblich. Weitgereiste Vogel-Männchen sind für Weibchen mitunter besonders attraktiv und sorgen für genetischen Austausch. Besonders stimmfreudige Balzgesänge kommen vom alpinen Auerhahn: Seine Hybriden mit dem Birkhuhn (durch neue Überlappungen wegen des Klimawandels) lassen so neue Stimmwunder erwarten. Das Rackelhuhn der beiden ist leider nur sehr eingeschränkt fortpflanzungsfähig und wartet laut Wikipedia mit röchelnden bis grunzenden Lauten wie von einem Schwein auf. Wenn gegen Abend ein durchdringendes Schweinequieken durchs Feuchtgebiet schallt, dürfte es sich aber eher um die Wasserralle handeln, die sich tagsüber gerne im Schutz von Schilf oder anderen Sumpfgräsern verbirgt. Bekassinen meckern mit ihren langen Schnäbeln wie Ziegen. Der Ziegenmelker wiederum erinnert an ein entfernt schnurrendes Motorrad, das zeitweise von kurzem Knallen unterbrochen wird. Auch Nachtschwalbe genannt, umschwirrt er Weidetiere und saugt im niedrigen Flug, von unten her, mit seinem weit aufgerissenen Rachen ein nächtliches Festmahl an Insekten rund um die Ziegen ein. Durch Moore und Heiden fliegen oder waten auch Vögel wie Blau-, Braun-und Schwarzkehlchen, Großer Brachvogel und Kiebitz. Ein namensgebendes, helles Krick, Krick stößt die Krickente hervor. Europas kleinste Entenart und Vogel des Jahres 2025 ist ebenfalls im Moor zu finden - Da gibt es was zu kiebitzen…
Über Meldungen dieser seltenen Lebenwesen freut sich auch www.naturbeobachtung.at.  

Aktiv den Torfabbau vermindern, seltene Moore und deren Lebenswelt sowie das Klima schützen? Es ist sonnen(tau)klar, warum Torf ins Moor und nicht in unsere Pflanzenerde gehört.

Gärtnern ohne Torf, das ist auch deshalb eines von drei „Natur im Garten“ Kernkriterien. Es geht schließlich um den Schutz unseres Klimas und den Erhalt der Biologischen Vielfalt– beides auch für uns Menschen wesentliche Lebensgrundlagen. Torf gehört ins Moor!

 

Mehr dazu: www.naturimgarten.at/torffrei

Fotos: „Natur im Garten“, AdobeStock

Margit Beneš-Oeller

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