Mehltau

was tun?

 

Als Mehltau werden Pilze im weitesten Sinn bezeichnet, die weiße Beläge auf Pflanzen verursachen. Echter Mehltau wird von echten Pilzen verursacht. Er lässt sich von den befallenen Pflanzenteilen abwischen, da er auf der Pflanze wächst und nur Saugorgane in die Pflanze eindringen. Falscher Mehltau wird von Scheinpilzen verursacht, die im Inneren der Pflanze leben und nur die weißen Fruchtkörper aus der Pflanze schieben. Daher sind die Beläge auch kaum abwischbar. Obwohl Pilze (aus der Verwandtschaft der Tiere) und Scheinpilze (Algen, die die Fähigkeit zur Photosynthese verloren haben) nicht verwandt sind, reagieren beide doch recht ähnlich auf unterschiedliche Substanzen.  Dennoch ist die Bekämpfung sehr unterschiedlich. Denn uns stehen kaum ökologisch uneingeschränkt vertretbaren Mittel zur Verfügung, die ins Blattinnere vordringen.

 

„Echter Mehltau lässt sich leicht bekämpfen, Falscher Mehltau nicht.“

 

Beim Echten Mehltau hingegen ist die Bekämpfung einfach. Es gibt sogenannte Grundstoffe, aus denen man selbst Spritzbrühen zubereiten darf. Ihre Anwendung ist aber reglementiert.

 

 

Einzig Brennnessel wird auch eine Wirkung gegen Falschen Mehltau zugesprochen. Als Mulchmaterial, Pflanzenauszug und Pflanzenjauche darf sie in Niederösterreich uneingeschränkt verwendet werden. Sie ist aber als Grundstoff gelistet und darf daher in anderen Ländern mitunter nur in der EU-weit genehmigten Form verwendet werden, nämlich als Mulchmaterial mit 15 g/10 m2  bei Gurken, Rosen und Zierbäumen, als Auszug bei Wein und Kreuzblütlern. Für den Auszug werden 75 g frische oder 15 g getrocknete Brennnesseln je Liter Wasser verwendet. Bei ca. 20 °C drei bis vier Tage verschlossen stehen lassen, täglich umrühren. Anschließend 1:5 mit Wasser verdünnen und sofort verwenden. Die Brennnessel darf noch nicht verjauchen! Die Wartezeit, bevor Pflanzen gegessen werden dürfen, beträgt eine Woche!

 

 

Backpulver, in Wasser gelöst, ist bei Obst, Wein, Zierpflanzen und Gemüse sowohl im Freiland als auch unter Glas erlaubt. 3,3-10 g/l sind zulässig, bei Wein

4,2-20g/l. Die Wartezeit, bevor man behandelte Pflanzen essen darf, beträgt einen Tag.

 

 

Ebenfalls leicht erhältlich und sogar noch wirksamer ist Molke (Süßmolke). 6-30 ml/l in möglichst kalkarmes Wasser (Regenwasser, destilliertes Wasser) gemischt, ist leider nur im Gemüsebau bei Kürbisgewächsen unter Glas zulässig. Anscheinend wurde die Zulassung für andere Pflanzen nicht beantragt. Es gibt keine Wartezeit.

 

 

Lezithin ist auch gegen Echten Mehltau wirksam. Zugelassen bei Äpfeln (7,5g/10 l), Stachelbeeren (20 g/10 l), Wein(7,5g/10 l), Gemüse (15g/10 l) und Zierpflanzen (7,5g/10 l). Die Wartezeit beträgt 5 Tage, bei Wein 30 Tage.

 

 

Paradeispflanzen im Freiland dürfen mit 0,01-0,05l Sonnenblumenöl/l Wasser behandelt werden. Da Öl nicht wasserlöslich ist, muss die Spritzbrühe geschüttelt und gleich danach verwendet werden. Öl darf nur abends oder bei Schlechtwetter verwendet werden, da sonst die Blätter verbrennen. Die Wartezeit beträgt zwei Tage. Da Lezithin als Emulgator wirkt, ist eine kombinierte Anwendung günstig.

Zur Vorbeugung gegen Echten wie Falschen Mehltau und andere Pilzkrankheiten sind Schachtelhalm- und Weidenrindentee wirksam. Obgleich beide Elicitorenwirkung haben, also nur die Abwehrkräfte der Pflanzen stärken und in Österreich als Pflanzenhilfsstoffe im Düngemittelgesetz reglementiert sind und nicht wie in Deutschland als Pflanzenstärkungsmittel im Pflanzenschutzmittelgesetz, sind sie als Pflanzenschutz-Grundstoffe gelistet. Da dies für Nichtösterreicher relevant ist, hier die genehmigten Formen der Anwendung. 50 g getrockneter Schachtelhalm werden in 2,5 l weichem Wasser (Regenwasser, destilliertes Wasser) 30 min vorgeweicht und anschließend 45 min gekocht. Der Tee wird nach dem Abkühlen 10-fach verdünnt auf junge Pflanzenteile (Obstbau: Austriebsspritzung) gesprüht. Zulässig ist die Anwendung bei Apfel, Pfirsich (Kräuselkrankheit), Wein, Gemüse unter Glas und Paradeisern im Freiland. Bei Weidenrinde werden 200g in 30l weichem Wasser (Regenwasser) bei 80° C in einem rostfreien Stahlgefäß mit Deckel ziehen gelassen. Der Teee wird mit der dreifachen Wassermenge verdünnt, der pH-Wert sollte etwa 6,2 betragen, jedenfalls deutlich unter 7. Zulässig ist die Anwendung bei Apfel, Pfirsich und Wein. Es gibt keine Wartezeiten.

 

 

Man sollte sich aber immer fragen, ob sich der Aufwand lohnt. Kürbisgewächse etwa verzichten ab etwa August auf die Immunabwehr gegen Pilzkrankheiten. Sie haben ihren Lebenshorizont erreicht und beginnen abzusterben. Eine Bekämpfung der Pilzkrankheiten wird den Ertrag kaum mehr erhöhen. Auch Mehltau an Gehölzen ab September ist vernachlässigbar.

Man braucht übrigens keine Angst zu haben, dass andere Pflanzengruppen befallen werden. Phlox hat seinen eigenen Mehltau, ebenso wie Rosen, Äpfel, Wein und Kürbisgewächse. Echter Mehltau bevorzugt trockene Hitzeperioden, Falscher Mehltau Nässe und Kälte.

 

 

 

 

Fotos: Benes-Oeller

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