Maroni für den Garten

Schön und nahrhaft

Bald beginnt der Advent, hoffentlich mit heißen Maroni - wenn schon nicht zum Aufwärmen zwischen Punschbummel und Weihnachtseinkäufen dann vielleicht zu Hause im Backofen gegart - aber Achtung: Wenn das nahrhafte Schalenobst vor dem Rösten nicht eingeschnitten wird, kann es uns explosionsartig um die Ohren fliegen… so vor einigen Jahren selbst erlebt im Chinatown von Kuala Lumpur.

Zubereitung und Lagerung

Die Devise fürs Rösten lautet daher: eine Stunde in Wasser einweichen, auf der gewölbten Seite auf jeden Fall einschneiden, am besten kreuzweise. Dann z.B. auf einem Blech im Backrohr garen und währenddessen eine feuerfeste Schale mit Wasser dazu stellen. Am Ende der Garzeit kann man bereits für einige Minuten ein befeuchtetes ausrangiertes Geschirrtuch drauflegen bzw. die Maroni nachher in ein solches einwickeln – für die bessere Schälbarkeit.

Fallen sie nicht schon vom Baum weg aus ihrer igelig-stacheligen Hülle, quetscht man sie am besten mit festem Schuhwerk aus dieser heraus oder versucht mit dicken Lederhandschuhen gewappnet sein Glück.

Wer viele Maroni erntet, kann sie entweder luftig, trocken und kühl in Körben lagern oder auch Mehl daraus machen: Dafür weicht man die Früchte ebenfalls in lauwarmem Wasser ein, schält die äußere Schale ab, weicht nochmals ein und entfernt die innere Haut. Dann werden die Früchte kleingeschnitten und gedörrt, bis sie ganz trocken sind. Nach dem Mahlen mit Kaffeemühle oder Mixer kommen sie in ein luftdicht verschlossenes Gefäß – für köstliche Suppen und Süßspeisen oder als sämig süße Bratenfüllung…

Erst einmal ernten…

Nach der Pflanzung kann die Ernte aber dauern: Veredelte Sorten tragen schon nach wenigen Jahren, Sämlinge meist erst nach über zwanzig. Besonders großwüchsig haben sie etwas kleinere Früchte, während veredelte Sortenbäume zum Teil auch weniger hoch hinauswollen.

Der Boden sollte jedenfalls leicht sauer, locker, tiefgründig und frisch sein - aber auf keinen Fall staunass - und das Klima mild. Weinklima ist ideal. Oder sie kommen an eine geschützte Stelle, auf Hängen weiter oben und nicht in kalte Senken. Für die klassische Europäische Süßkastanie (Castanea sativa) benötigt man Platz im Garten - bei wüchsigen Sorten und Sämlingen 15 m Durchmesser pro Baum. Mit über 20 m Höhe werden sie mit dem Alter malerisch breit ausladend. Dabei sind sie lichthungrig und in der Regel selbstunfruchtbar, weil die unscheinbaren weiblichen Blüten zwar direkt unterhalb der länglichen cremeweißen männlichen Kätzchen auf demselben Baum sitzen, dort aber erst später blühen, etwa im Juni. Man benötigt also für die Befruchtung eine zweite Sorte oder einen Sämling in der Nähe.

Sorten in Hülle und Fülle

Vor allem in Frankreich gibt es hunderte Sorten, teilweise gezüchtet unter Einkreuzung der wesentlich kleinwüchsigeren, krebsresistenten Chinesischen Kastanie (Castanea mollissima) bzw. der Japanischen Kastanie (Castanea crenata). Unter www.obstgarten.biz finden sich viele Sortenbeschreibungen. Hier nur eine Miniauswahl: `Bouche Rouge´ hat große, rotbraune, sehr gut lagerfähige und früh reife Früchte, mancherorts schon Ende September. Aus der Schweiz stammt `Brunella´– mittelspät, mittelgroß und gut im Geschmack. `Ecker 1´ heißt eine selbstfruchtbare, reichtragende und robuste Züchtung der Baumschule Ecker aus der Steiermark (www.kastanienbaumschule.at). Die Obstbaumschule Schreiber aus dem Weinviertel preist drei Maronisorten an - die mittelfrühe `Marietta´ und die beiden späten `Martina´ und `Marlene´ - als sehr groß, gut schälbar und wohlschmeckend, wobei `Marietta´ resistent gegen die Gallwespe, wenig krebsempfindlich, aber pollensteril ist. - Auch das kommt bisweilen vor. Dann benötigt man sogar drei Bäume, damit alle drei die Chance haben zu tragen. Da Maroni sowohl vom Wind als auch von Insekten bestäubt werden, darf der Abstand von Baum zu Baum durchaus ein- bis zweihundert Meter betragen. Je nach Wind- und Flugrichtung ist es aber natürlich umso besser für die Befruchtung, je näher sie beieinanderstehen. Erhältlich sind Edelkastanienbäume auch bei einigen unserer Partnerbetriebe (https://www.naturimgarten.at/unser-angebot/unsere-partnerbetriebe.html).

Klein, aber oho

Die Schweizer Gärtnerei Lubera verkauft auf ihrer Webpage unter anderem die Chinesische Kastanie als Sämling und schwärmt von ihr in den höchsten Tönen: Sie soll nur 3 m hoch werden und ist nicht nur krebsresistent, sondern auch gut schälbar, klein, süß, früher blühend und reifend und teilweise selbstfruchtbar.

Die „Zierformen“ der europäischen Esskastanie `Annys Summer Red´ und `Vincent van Gogh´ bleiben ebenso kompakt – erstere mit im Austrieb rötlichen Blättern, zweitere mit bizarrem „Korkenzieherwuchs“. Es gibt sogar eine Esskastanie mit weiß gerandeten, panaschierten Blättern, beispielsweise erhältlich bei der Baumschule Praskac im Tullnerfeld.

Die Amerikanische Zwergkastanie (C. pumila) bzw. Chinquapin bildet kleine Sträucher mit etwa haselnussgroßen süßeren Früchten, die auch roh sehr fein schmecken und ist über Samen vermehrbar. Die Amerikanische Kastanie (C. dentata) hingegen wird sogar noch größer als die Europäische. Allerdings gibt es nur sehr wenige stattliche Altbäume davon, weil der aus China 1904 in den Bronx Zoo in New York eingeschleppte Kastanienkrebs in den Jahrzehnten danach fast die gesamten Bestände Nordamerikas hinwegraffte, bevor er nach Europa abwanderte. Da der Pilz sich erst einige Jahre nach der Fruchtreife tödlich auswirkt, ist die Art aber glücklicher Weise nicht ganz ausgestorben und mittlerweile gibt es schon Resistenzen.

Tipps zu Pflege und Schnitt

Nach der Pflanzung am passenden Standort, dem Pflanzschnitt und der Entfernung überzähliger Zweige in den allerersten Jahren dürfen unsere Kastanienbäume einfach wachsen. Allenfalls reibende oder tote Äste werden dann noch entfernt. Kompostgaben im Frühjahr sorgen für eine harmonische Nährstoffversorgung, ein weißer Stammanstrich verhindert Sonnenbrände.

Löchrige, durchbohrte, ungenießbare Früchte sind zwar ärgerlich, schaden aber dem Baum nicht. Verantwortlich dafür sind Larven verschiedener Wickler (kleiner Nachtfalter) oder des Esskastanienbohrers, eines Rüsselkäfers. Als einfache Gegenmaßnahme sollte man die Früchte umgehend aufsammeln und etwa in einem Lagerfeuer vernichten, damit die Larven nicht in den Boden wandern und sich dort verpuppen können. Die Japanische Esskastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) ähnelt einer etwa 3 mm langen, schwarzen fliegenden Ameise und ist im Hochsommer unterwegs, um ihre Eier auf Blatt- und Blütenknospen abzulegen. Ab dem Frühling fällt der deformierte Wuchs durch mit Larven bestückte Gallen auf. Die Gallwespe kann eine Ernte um zwei Drittel verringern, der Befall bringt den Baum aber nicht um. Abhilfe schafft das Entfernen und Vernichten befallener Pflanzenteile.

Wesentlich schlimmer für die Bäume sind Pilzerkrankungen: Deshalb sollte man Schäden an Rinde und Wurzeln vermeiden. Um dem Kastanienkrebs (Cryphonectria parasitica) vorzubeugen, sollte man befallenes Material mit Rindenverfärbungen oder gar Wucherungen umgehend ausschneiden und verbrennen. Die Tintenkrankheit (Phytophthora cambivora) kann man vermeiden durch die Pflanzung gesunder Jungbäume in gesunden Boden ohne Staunässe. Auch sollte keine infizierte Erde über Fahrzeuge oder Schuhe unter den Baum übertragen werden.

Kastanienbäume können richtig stattlich groß und alt werden, bei guter Pflege viele hundert, in Ausnahmefällen sogar über tausend Jahre. Ein bis zwei Exemplare sollen in Bergregionen Südeuropas, wo Getreidebau nicht möglich war, ausgereicht haben für die Ernährung eines Menschen. Und gerade in der kalten Jahreszeit sind Maroni auch heute ein wärmender, nahrhafter, gesunder Snack.

Fotos: Margit Beneš-Oeller, Joachim Brocks, Anna Leithner (Natur im Garten), pixabay, AnRo0002 und Syp - CC0 - via Wikimedia Commons,

Anna Leithner

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