Kompost & Mulch versus Torf oder Mineraldünger
Guter Grund für gesunde Pflanzen
Zwei unserer Kernkriterien lauten: „Verzicht auf Torf und auf chemisch-synthetische Dünger“. Kompost ersetzt uns gleich beides. Er dient erstens als vollwertiger organischer Dünger und zweitens als Substrat oder zumindest als Anteil für die Befüllung von Balkonkistchen und Töpfen.
Bodenleben für unsere Pflanzen statt Schutt und Asche
Kompost und Mulch unterstützen gleichermaßen die Boden- und damit Pflanzengesundheit. Ein gesunder Boden ermöglicht es den Pflanzen, leicht darin Fuß zu fassen und für sie wichtige Stoffe aufzunehmen bzw. mit der Umgebung auszutauschen.
So wie ein Haus nicht einfach nur ein Haufen Ziegel ist, sondern aufgebaut wird aus Räumen, Kanälen und Leitungen, die das bequeme Leben darin ermöglichen, besitzt auch guter Boden eine porenreiche Struktur. Was den Verdauungstrakt der sichtbaren Bodentiere wie Kompostwurm, Assel, Rosenkäferlarve, Springschwanz und Co. passiert, wird durch die dort befindlichen Mikroorganismen mit Gesteinspartikeln verbunden. Eben diese Kleinstlebewesen sind der Kitt für die Ton-Humus-Komplexe, aus denen unser „Bodenhaus“ aufgebaut ist.
Gleiches zu Gleichem oder buntgemischt im Kompost
Mulchen heißt den Boden schützend bedecken und ist bei Verwendung von organischem Material eine Art der Flächenkompostierung. Aber nicht jedes Mulchmaterial passt zu jeder Kultur. Vereinfacht könnte man sagen: Gleiches passt zu Gleichem - Hartes zu Hartem und Weiches zu Weichem - etwa Holzhäcksel unter Sträucher und (samenfreier) Rasenschnitt als Abdeckung in Gemüsegärten und auf Staudenbeete. Miscanthus-Streu aus gehäckseltem Chinaschilf wird regional produziert, steht etwa dazwischen und ist daher sehr vielfältig einsetzbar. Dick genug - etwa 5 cm stark - aufgebracht unterdrückt sie nicht nur Unkraut und hält den Boden feucht. Sondern sie hindert durch ihr kantiges Gefüge eine Weile lang auch die ungeliebten Nacktschnecken an der Durchreise. Zu den Pflanzen hin sollte ein kleiner Abstand gehalten oder die Mulchschicht zumindest dünner werden. Nach der Ausbringung einmal reichlich gegossen kann sie nicht mehr fortgeweht werden. Flachs- und Hanfschäben sind ähnlich, nur etwas feiner und weicher und dadurch weniger stark wirksam gegen Schnecken.
Weiches und grünes Material - wie Rasenschnitt oder Küchenabfälle - enthält grundsätzlich mehr Stickstoff, holzig-strohiges mehr Kohlenstoff. Für den Abbau oder die Rotte im Kompost ist das Verhältnis aus diesen beiden Stoffen - das C-N-Verhältnis - wichtig. Idealerweise wird bunt gemischt. Zwischendurch Hornspäne und Gesteinsmehl darüber zu „zuckern“ bereichert und kurbelt den Rotteprozess an. Wenn sehr viel Rasenschnitt auf einmal anfällt, mischt man ihn am besten mit struppig-hartem Häcksel, Stroh oder Rinde, die auch noch eine luftigere Struktur in den „Haufen“ bringen. Ist alles gut zerkleinert und wird nach etwa drei Wochen beim Umsetzen des Kompostes noch einmal durcheinandergemischt und benetzt, kann dieser statt nach einem Jahr schon nach wenigen Monaten reif sein.
Der allseits beliebte Rindenmulch bindet durch seinen hohen Kohlenstoffgehalt den Stickstoff der obersten Bodenschicht, der dann flachwurzelnden Pflanzen nicht mehr zur Verfügung steht. 1 EL Hornspäne pro Quadratmeter beizumengen kann hier vorbeugend Abhilfe schaffen.
Kisten für den Balkon oder Indoor
Für Balkon und Terrasse kann Kompost bequem mit einer geruchsneutralen Wurmkiste hergestellt werden. Bleibt sie das ganze Jahr über draußen, sollte sie doppelwandig aus Holz mit einer Isolierung dazwischen ausgeführt sein und an schattiger Stelle aufgestellt werden. Als Dämmmaterial eignen sich trocken-luftiges Laub, Stroh, Flachs, Hanf, Wolle oder andere Naturfasern. Denn Temperaturen unter -2°C und über 40°C sind tödlich für die Kompostwürmer. So richtig aktiv sind sie zwischen 15 und 30°C, optimal sind 25 °C bei einem pH-Wert von 6,5.
Indoor in einem Hocker mit Luftlöchern versteckt, finden ihre Bewohner beste Bedingungen vor - in einem wohltemperierten, weichen Bett aus Rohkompost. Den kann man in einer zweiten Kammer selbst herstellen, in der es heißer hergeht. Wurmanbieter liefern Kompostwürmer auch in einem solchen halbverrotteten Substrat, das an anderer Stelle einen Heißrotte- und damit Hygienisierungsprozess hinter sich hat, der sogar Unkrautsamen unschädlich macht. Dem Profisubstrat wird übrigens auch Holzhäcksel beigemischt, um die Mischung lockerer und saurer zu machen und als Langzeitfutter, wenn die Kompostwurmhalter einmal aufs Füttern vergessen.
Ein Leben wie im Schlaraffenland
Denn das Substrat, in das die Super-Würmer sich betten, dient ihnen zugleich auch als Nahrungsquelle – wie im Schlaraffenland. Hat man sie einmal in ihrem gemachten Nest, muss man seine „Haustiere“ nur noch regelmäßig mit Küchenabfällen füttern. In der Wurmkiste kann man sie bei Gelegenheit beim Verspeisen des Menüs beobachten: Salatstrünke als Vorspeise, Zwiebel- und Kartoffelschalen als Hauptgang, Apfelbutz als Dessert. Besonders beliebt ist Kaffeesatz zum Abschluss und regelmäßig ein wenig Gießen, damit die feuchte Höhle nicht ganz austrocknet.
Durch einen Gitterboden fällt der fertige Wurmkompost in eine Fangschale, überschüssige Flüssigkeit wird noch weiter unten gesammelt und kann als „Wurmfluid“ oder „Wurmtee“ und wertvoller Düngezusatz zum Gießwasser abgezapft werden.
Es gibt auch ein Modell in Form eines großen Pflanztroges mit einem Ablass an der tiefsten Stelle, einem Gittereinsatz und Vlies. Darauf liegt das Substrat mit den Würmern und darüber eine schwarze Stoffabdeckung, die Luft, aber kaum Licht durchlässt. Aber der Holzhocker mit Innenleben ist natürlich charmanter.
Schwarzes Gold aus dem Garten schürfen
Kompost ist als wichtigster Dünger im Naturgarten jedenfalls ein Muss. Auf dem Boden rund um Pflanzen verteilt fördert er Wachstum und Gesundheit der Pflanzen und bringt reiche Ernte. Der Naturgarten liefert das „schwarze Gold der Gärtner“ dabei völlig kostenlos. Laub, Rasenschnitt, Küchenabfälle, ausgejätete Pflanzen – alle diese „Gartenabfälle“ können hierbleiben und sind im Jahresreigen Nahrungsquelle für Bodenorganismen und letztlich für die Pflanzen.
Fotos: „Natur im Garten“, (Leithner, Hüfing, Haiden), pixabay