Kerzen und Kandelaber

Aber da schau her

Was wäre der TV-Silvesterklassiker „Dinner for one“ ohne seine festlichen Kerzenständer auf der Tafel und was wäre Silvester ohne Raketen?

Fast übers Ziel hinaus scheinen auch die Kerzen diverser Stauden zu schießen. Zunächst wären da einmal die wunderschönen Fackellilien Kniphofia, die auch als Raketenblumen firmieren. Solange ihnen andere Stauden nicht zu sehr in die Quere kommen, bleiben die aufstrebenden Pflanzen aus der Familie der Affodillgewächse ein leuchtend giftgrüner bis knalloranger Beetschmuck. Für die Tierwelt hierzulande entpuppen sie sich allerdings nicht als besondere Leuchten. Im Frühsommer können Sie dabei zusehen, wie frisch geschlüpfte Bienen ihr Glück an ihnen versuchen, länger gediente Bienen wissen allerdings: Hier ist nichts zu holen. In ihrer Heimat werden sie vor allem von Vögeln wie Kolibris bestäubt. Die Gattung ist mit den Aloen eng verwandt.

Auch der südamerikanische Kerzenbusch, englisch "Candle Bush" Cassia didymobotrya, eine Zier- und Heilpflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler, weist nicht allzu viele Besucherinnen auf. Die flaumig behaarten Blattfiedern duften nach Erdnussbutter, wenn man sie berührt, was ihr den Zweitnamen Erdnuss- oder Erdnussbutter-Kassie beschert hat. Die Gewürzrinde trägt lange Zeit imposante, aufrechte lange gelb-orange Blütenkerzen, die sich nach und nach aus den schwarzen Knospen entwickeln. Die aufrechten Blütenstiele können dabei stattliche Längen erreichen. Abends falten sich die Kerzensträucher ihre Blätter als Schutz vor Wärmeverlusten in kühlen Nächten zusammen. Konstante Temperaturen über 12-15 °C im beheizten Wintergarten und gleichmäßige Wassergaben ohne Staunässe brauchen sie im Winter zu ihrem Glück: kurzfristig vertragen sie auch kühlere Temperaturen. Ein jährlicher, kräftiger Rückschnitt im März regt die Verzweigung an.

Auch die Präriekerze Gaura als eine sehr beliebte Pflanze, hat nicht allzu viele Besucher aufzuweisen, und wenn dann nächtliche. Sie ist nah verwandt mit der Nachtkerze und zieht daher Nachtfalter in ihren Bann. Sie wird an sonnigen Standorten in Kiesbeeten oder Topfkultur eingesetzt, wo sie sich bogig und zart hängen lässt.

Ein besonderer Schatz für die Insektenwelt dagegen sind die Familie der Königskerzen Verbascum. Speziell die Kandelaber-Königskerze Verbascum olympicum schießt imposante zwei Meter in die Höhe. Um die sommerliche Blütenfülle erreichen zu können sie zwei bis drei Jahre brauchen. Weil sie sich aussäen, sollten Sie die Jungpflanzen möglichst früh an die gewünschten Plätze versetzen, bevor die Pfahlwurzel, die den Pflanzen den imposanten Stand sichern, zu groß werden.

Zusammen mit Veronicastrum, dem Kandelaber-Ehrenpreis bevorzugen Königskerzen sonnige Plätze und genügend Platz. Veronicastrum sibiricum-Sorten bleiben im Vergleich zur Verwandtschaft deutlich gedrungener und zeigen breiteres Laub und einen wunderbar gefärbten frischen Austrieb von Blättern und Blütenknospen.

Deutlich schattenaffiner ist da die Purpurlanze oder Kerzenspiere Astilbe chinensis: Auch als Zauberspiere ist sie bekannt, verzaubern ihre schönen rosa-pinken Blütenstände doch jeden Garten. Mit straff aufrechtem Wuchs sind auch das Kreuzkraut bzw. der Kerzen-Goldkolben Ligularia stenocephala `The Rocket´ oder `Zepter´ in ihrem Aufwärtsstreben wahre Wunderwuzzis. Um als gelbe Sommerblüher mit 1,80 m Höhe gut dazustehen, brauchen sie es halbschattig, feucht und dazu noch 75 cm Pflanzabstand. Das lockt viele Insekten und Schmetterlinge an.

Farbintensive pinke Blütenkerzen entflammen aus dem Blut-Weiderich Lythrum salicaria `Rocket´ oder `Feuerkerze´. Die imposante, standfeste Art gedeiht in der Natur vor allem an Bächen und bringt an feuchten, sonnig bis halbschattigen Standorten Leben und Farbe in den Sommer.

Der optimale Standort für den Kerzen-Knöterich Bistorta amplexicaulis ist die volle Sonne. Er kommt aber auch mit einem leicht beschatteten Standort gut zurecht. Die Sorte `Firetail´ etwa präsentiert sich ab August mit einer Unmenge schlanker, rubinroter Blütenkerzen.

Bei noch größeren Abständen zünden nicht zuletzt verschiedene Silberkerzen Cimicifuga ein wahres Blütenfeuerwerk in 80 cm bis 200 cm Höhe. Deutlich kleiner bleibt da die Schaumblüte Tiarella laciniata `Pink Skyrocket´®, die mit ihren hell-rosa Blüten den Schatten und die Nacht im späten Frühling bodennah erhellt. Damit stellen Sie ihr Licht bewusst in den Schatten. Freuen Sie sich mit ihnen also auf das kommende Pflanzenjahr!

Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Brocks, Haiden

Margit Beneš-Oeller

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