Katzen
Auf Samtpfoten durch den Garten?
Als Kulturfolgerin hat sie bereits im alten Ägypten dafür gesorgt Mäuseplagen im Zaum zu halten. Die Katze lässt seitdem das Mausen nicht. Das soll sie auch nicht, aber die übrige Tierwelt gerät mit ansteigender Katzenpopulation zunehmend in Bedrängnis. Vor allem die Vogelwelt kann ein Lied davon singen.
Um dieser die Vermehrung zu ermöglichen, kann den JägerInnen zunächst eine Katzen-Manschette oder ein Kranz aus stacheligen oder bedornten Ranken den Aufstieg in gefährdete Bäume mit Vogelnestern und Richtung Vogel-Nistkästen verleiden. Weißdorn, Brombeere und Wildrosen als Unterpflanzung sichern diese zusätzlich.
Um die Jungvögel nach dem Auszug aus dem Nest, die sogenannten Ästlinge, bei ihren ersten Flugversuchen zumindest etwas zu schützen, sollten Sie Ihre Katze(n) idealerweise zwischen Mitte Mai bis Mitte Juli am Vormittag nicht hinauslassen oder beim Freigang zumindest gut im Auge behalten. Jungvögel, die am Boden von den Eltern gefüttert werden und noch nicht gut fliegen können, haben dann zumindest einen halben Tag die Möglichkeit zur Entwicklung. Glöckchen am Halsband sind für geräuschempfindliche Katzenohren dagegen eine echte Qual und auch für die Vögel nicht ausreichend hilfreich.
Generell macht ein strukturreicher Garten das Überleben vor den leider oft allzu effektiven Räubern leichter. Hier finden nicht nur Flugneulinge leichter ein Versteck.
Auch für Eidechsen & andere Reptilien lautet bei Katzenpräsenz die klare Ansage: Rette sich, wer kann. Mit mehreren Eidechsenhügeln, die über den Garten verteilt werden, schaffen es die flinken Tierchen vielleicht früher Reißaus zu nehmen. Naturgartenelemente wie Steinhügel, Trockensteinmauern mit Nischen, Asthaufen, Totholzstapel, zugängliche Komposthaufen wie Lattenkomposter bieten einen sicheren Unterstand, sofern Ritzen zum schnellen Verschwinden vorhanden sind. Ein naturbelassener, ungemähter, blühender Saum entlang von Hecken oder unter Bäumen oder eine Naturblumenwiese sorgen nicht nur für Schutz, sondern auch für reichlich Insektenbesuch als Nahrung für Reptilien. Einen weiteren Schutz bieten abgeschnittene, rund um Stauden- oder Gemüsebeete drapierte Brombeer- und Rosentriebe sowie die gezielte Pflanzung von Gewächsen, die den Räubern auf Samtpfoten mit Stacheln oder Dornen bewährt, das Auflauern oder den Zugriff auf Beute unbequem machen. In solch geschützten Strukturen können sich Reptilien dann besonders gut aufwärmen und einen lebensrettenden Schnellstart hinlegen, falls der notwendig wird.
Auch eine möglichst hohe Strukturvielfalt mit Hecken aus heimischen Gehölzen, überhaupt wenn sie Stacheln und Dornen tragen, oder Stauden mit überhängendem Laub bieten den Beutetieren bessere Möglichkeiten unentdeckt zu bleiben als eine Tabula Rasen.
Ob Blindschleiche oder Schlange, alles, was sich bewegt, ist ein potentielles Opfer. So mancher Felide entpuppt sich als echte Killerkatze, und da möchte ich meine eigene nicht ausschließen: Vom Eichhörnchen zum Wasserfrosch oder vom gesamten Kohlmeisen-Nachwuchs eines Jahres bis zu ungezählten Mäusen, war schon einiges dabei, was uns dekorativ vor die Füße gelegt wurde. Die Katze meines Bruders wurde von ihrer Mutter dagegen auf Insekten angelernt, macht aber auch vor Fledermäusen nicht Halt… Da ist nur zu gut zu verstehen, dass es sich bei Katzen um ernstzunehmende Lästlinge im Naturraum handelt, so gern wir sie auch haben.
Während Wildtiere im Garten ständig getrieben von der Notwendigkeit der Nahrungssuche unterwegs sind, legen sich Katzen mit viel Muße und vollem Bauch als Hobby-Jäger auf die Lauer. Als Freigänger werden sie instinktiv immer ihrem Jagdtrieb nachgehen und Wildtiere erlegen.
Damit sie den angeborenen Jagdtrieb verstärkt und unter Aufsicht in den vier Wänden ausleben können, ist das tägliche Spielen mit den Fellknäueln gut und wichtig. Katzen sollten nur mit „vollem Bauch“ vor die Türe gelassen werden, damit die Jagd nicht zusätzlich durch Hunger getriggert wird.
Räuber und Beute im Gleichgewicht, davon kann man rein biologisch nicht ausgehen. In den USA gibt es zwischen 1,4 und 3,7 Milliarden Vögel und zwischen 6,9 und 20,7 Milliarden kleiner Säugetiere als Opferzahlen von Katzen. Nicht gerade wenig, und bei der Größenordnung muss man sich klar sein, dass Katzen tatsächlich ein Problem darstellen. Ob die Hauskatze die Artenvielfalt bedroht, damit hat sich auch der Naturschutzbund in Deutschland beschäftigt: Bis zu 200 Millionen Vögel jedes Jahr sollen in Deutschland Katzen zum Opfer fallen, das wäre jeder zweite Vogel. Geht man davon aus, dass die meisten Katzen im Siedlungsbereich jagen, dürfte es dort statistisch gesehen allerdings gar keine Vögel mehr geben. Zahlen hin oder her, Fakt ist, dass Katzen recht erfolgreiche Jäger sind, denen eine beachtliche Menge an Wildtieren zum Opfer fallen.
Stubentiger sind für die Vogelwelt harmloser, denn Freigänger, die gefüttert werden und ein Zuhause haben, jagen nur zum Zeitvertreib. Dass besonders Kater gerne herumstreunen, ist bekannt.
Katzen und Kater zu kastrieren ist in Niederösterreich für Freigänger per Gesetz vorgeschrieben (ausgenommen sind nur registrierte Zuchttiere). Als positiver Nebeneffekt werden so auch ehemals umtriebige Streuner häuslicher. Die Lust auf weite Wanderungen nimmt ab und damit die für Katzen verbundenen Gefahren wie Verletzungen durch Kämpfe mit Artgenossen und Mardern oder den Straßenverkehr.
Auch wenn kleine Katzen besonders süß sind. Bedenken Sie: Aus zwei mach 12.680 in nur fünf Jahren. Weil Katzen schon mit vier bis fünf Monaten geschlechtsreif sind, steigt die Zahl der Nachkommen unkastrierter Hauskatzen mit Freigang laut Tierschutzorganisation 4 Pfoten stark an. Besonders nahe von Bauernhöfen, Friedhöfen, in Industriegebieten und auf Müllhalden verursacht das großes Tierleid: Die Praxis Katzenjungen zu töten widerspricht nicht nur einem zivilisierten Umgang mit Lebewesen, sondern ist strafbar. Um übervolle Tierschutzhäuser und das Leid zu stoppen, gibt es seit Jahren Initiativen, die durch Spendengelder kostenlose Sterilisationen bzw. Kastrationen vornehmen.
Eine Katzensteuer würde möglicherweise zu vermehrtem Aussetzen von Hauskatzen führen und so zusätzlichen Nachschub von verwilderten Katzen bedeuten. Bei Hunden allerdings scheint die Melde- sowie Steuerpflicht zu greifen, da somit eine gewisse Schwelle im Hinblick auf die Anschaffung gegeben ist.
Das Land Niederösterreich fördert in Kooperation mit Gemeinden und Tierärzten die Kastration von Streunerkatzen. Seitens der NÖ Gemeinden und NÖ Tierärzte erfolgt die Beteiligung an diesem Projekt im freiwilligen Rahmen, sodass vor Inanspruchnahme der Förderung der Kastrationskosten jedenfalls vorab mit der jeweiligen Gemeinde Kontakt aufzunehmen, der durchführende Tierarzt anzugeben und die Zusage der Gemeinde einzuholen ist. Nähere Informationen finden Sie unter: https://www.noe.gv.at/noe/Tierschutz/Katzenhaltung.html
Eine spezielle Herausforderung stellen Streunerkatzen auch im Hinblick auf den Schutz und die Erhaltung der sehr seltenen, „echten“ Wildkatze dar. Die Kreuzung von Hauskatzen und Wildkatzen, sogenannte Hybride, könnten langfristig zum Aussterben der „echten“ Wildkatzen führen. Vermehrungsfähige Streunerkatzen gelten also auch als existenzielle Bedrohung für eine sehr seltene heimische Art aus den „eigenen Reihen“ unserer geliebten Samtpfoten.
Eine ganz andere Geschichte sind die Hinterlassenschaften, die Katzen verursachen können. Gärtner und Gärtnerin, die frisch ins Erdenglück greifen, wollen kein Lied davon singen. Für gewöhnlich graben Katzen ihre Hinterlassenschaften ein. Es gibt aber immer wieder Sonderlinge, die ihre Würstchen besonders attraktiv etwa auf frisch geschnittene Ziergräser legen. Meine Katze verscharrt sie dagegen in der Erde und beschert ihrem eigenen Umfeld damit Geruchsfreiheit. Die Verpiss-Dich ®-Pflanze (Plectranthus caninus) soll Katzen auf natürliche Weise davon abhalten, neue Territorien zu erobern. Für uns Menschen soll sie dagegen nur beim Zerreiben olfaktorisch wahrnehmbar sein. Das Scharren in frischer offener Erde oder in der Sandspielkiste scheint für Katzen, zum Unglück manch anderer, ein besonderes Vergnügen zu sein. Bewegungsmelder, die mit einer kleinen Wasserkanone kombiniert sind, wären eine Möglichkeit unerwünschten Katzenbesuch in die Flucht zu schlagen. Manchen ist auch das Klettern über einen Hühnerzaun zu anstrengend. Eine Unmenge an strategisch gesetzten Schaschlikstäbchen bildet eine gute Barriere - etwa am Rand von Pflanztöpfen, vor allem dann, wenn die Katze auf dem heißen Blechdach entlang spaziert und - mit Verlaub - auch so manchen Balkongarten zu***. Diese Variante der Abwehr unflätiger Gäste ist ja auch im Hinblick auf den Schutz vor Tauben bereits lange akzeptiert und praktiziert.
Allein den Katzen alle Schuld für die Bedrohung der Artenvielfalt zu geben, ist aber zu einfach. Schließlich geht es um die Wahrung von Lebensräumen durch uns Menschen - von der biologischen Vielfalt bis hin zum Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide tragen wir die Hauptverantwortung. So finden im System „Fressen und gefressen werden“ alle Möglichkeit zum Leben – wie z.B. die Insekten, die wiederum Futter für Vögel und Eidechsen sind. Dazu kann jede*r seinen Beitrag leisten, mit einem naturnahen und ökologisch gepflegten Garten und einem unaufgeregten, reflektierten Umgang mit dem eigenen Stubentiger - denn Schnurren senkt bekanntlich den Puls und wirkt beruhigend.
Näheres zum Nachlesen:
Bundes Tierschutzgesetz: www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20003541
Bundes Tierhaltungsverordnung: www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20003860
Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Brocks, Haiden, Pixabay