Herzensangelegenheit
Formbewusst in den Valentinstag
Das Herz ist ein guter Bekannter – ob als Ideal für Güte und Liebe oder als unmittelbares Symbol für die Liebe. Es ist auch wirklich herzerwärmend, in welch mannigfacher Form es auftaucht. Speziell mit dem Valentinstag am 14. Februar geht uns die Liebe damit mitunter inflationär ans Herz.
Dabei war die genaue Form des Herzens nach den Griechen in Vergessenheit geraten. Ob es als Symbol nun deren Darstellungen von Feigen- oder von Efeublättern entspringt, weiß man nicht sicher. Zumindest aber symbolisierten rot gefärbte Efeublätter in der mittelalterlichen Minneliteratur Treue und ewige Liebe. Die Herz-Jesu-Verehrung der katholischen Kirche trug wohl ebenso zur Verbreitung bei wie die Anwesenheit auf Wappen oder Spielkarten. Vielleicht wurzelt das Herz aber auch bei der Hinteransicht der griechischen Schönheitsgöttin Aphrodite? Wen würde das wundern, wenn Kim Kardashian bei der englischen Suche damit über 31 Millionen Google-Einträge hält? Etwas Zuwendung haben sich jedoch alle Herzensguten, Herzallerliebsten und selbst die Herzensbrecher verdient und all jene, denen man immer sein Herz ausschütten kann, deren Herzenswärme man abbekommt, mit denen man herzhaft lachen kann und die einem ans Herz gewachsen sind. Apropos - besinnt man sich auf die Natur, staunt man darüber, was diese alles zu bieten hat.
Schauen Sie genau!
Rot ist die Farbe des Lebens, des Blutes und der Liebe. Die Leidenschaft ist rot und damit auch das Valentinsherz. Ebenso wie Erdbeeren und Herzkirschen oder das Tränende Herz (Lamprocapnos (Dicentra) spectabilis) aus China, das heute bei uns fest verwurzelt ist.
Na herzig!
Viel mehr Pflanzen lassen erst bei genauerer Betrachtung ihre herzförmigen Blätter erkennen. Eine lange Tradition als Liebesbotin hat seit den Griechen das März-Veilchen (Viola odorata).
Fast überall zu finden ist das Hirtentäschel (Capsella bursa pastoris). Das einjährige Kraut trägt über Blattrosetten bis zu 50 cm hohe, aufrechte Stängel, deren kleine weiße Blüten sich in herzförmige Früchte verwandeln, die an eine Schäfertasche erinnern.
Im (Halb)Schatten locken Brunnera macrophylla – das Kaukasusvergissmeinnicht mit blauen Blüten - sowie das Alpenveilchen (Cyclamen) mit immergrünen Herzblättern und duftenden Blüten. Das Scharbockskraut (Ficaria verna, syn. Ranunculus ficaria) finden Sie dort ebenso. Gut so, denn seine jungen Blätter können vor Erscheinen der Blüte als Salat oder Gemüse verwendet werden und waren früher ein bewährtes Heilmittel gegen Scharbock, den Skorbut.
Die Sumpfdotterblume (Caltha palustris), auch Butterblume genannt, trägt über herzförmigem Laub auch goldgelbe Blüten und sollte an keinem feuchten Standort fehlen.
Schwefelgelb zeigt sich die Osterluzei (Aristolochia clematitis) an warmen und sonnigen Plätzen. Die Blüten erinnern an Beutel, die Insekten so lange gefangen halten, bis sie die Blüten bestäubt haben. Auch der Osterluzeifalter, ein seltener Schmetterling, findet sich dort.
Liebe Gehölze
Linden (Tilia) sind nicht nur ein wahrer Bienenmagnet, sie erfreuen auch uns mit ihrem weiten schattenspendenden (Herz-)Blätterdach. Die Germanen weihten sie der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit Freya. An der Ortslinde wohnten die guten Geister. Sie war beliebter Treffpunkt: Hier wurden Hochzeiten gehalten, Verträge abgeschlossen oder Gericht gehalten. Und es wurde darin getanzt, denn in Tanzlinden spielten die Musikanten auf.
Eine herzige botanische Besonderheit ist auch der Judasbaum (Cercis), auch Herzbaum genannt, der seine Blüten direkt am Stamm zeigt. Die Stammblütigkeit-Cauliflorie kommt fast nur bei tropischen Pflanzen vor: Schwerere Früchte können besser gehalten werden und als Bestäuber kommen nicht nur Vögel, sondern auch kletternde kleine Tiere in Betracht.
Das Pfarrerkapperl (Euonymus europaeus) zeigt jetzt nicht nur grün gefärbtes Holz. Da und dort bleiben auch die purpur-orangen Früchte hängen. Schauen Sie genau, sehen Sie vier kleine Herzen?
Zimmerpflanzen
Auch unter den Zimmerpflanzen gibt es Herziges zu entdecken: für alle, die jemandem „Ihr Herz schenken möchten“: String of Hearts, also Ketten von Herzen, heißen die Leuchterblumen (Ceropegia woodii) in England. Die Sukkulenten sind problemlos, besitzen bizarre, lang herunterhängende Triebe mit fadendünnen Stängeln, an denen kleine marmorierte herzförmige Blätter sitzen. Gleich aus vier Herzen besteht der Glücksklee (Oxalis tetraphylla).
Herzig ist auch die Herzblatt-Wachsblume (Hoya kerrii). Sie mag es hell, aber kein direktes Sonnenlicht und verträgt Trockenheit besser als ständig feuchte Erde. Ein lebendes Herz – gibt es ein schöneres Symbol der Liebe?
Fotos: Benes-Oeller, Brocks