Helle Freude?
Die Nacht im Garten genießen
Wenn seinerzeit Marlene Dietrich von Männern wie Motten das Licht umschwirrt wurde, und sie meinte „dafür kann ich nichts.“, ist das eine Sache. Eine andere ist, dass unzählige Insekten allabendlich an den Lichtfallen im Garten verbrennen oder an Erschöpfung zugrunde gehen. Dem kann heute aber etwas entgegen gesetzt werden.
Zu intensives Licht in der Nacht stört den Biorhythmus. So kann ein Übermaß an künstlichem Licht zu Schlafstörungen und gesundheitlichen Folgeschäden beim Menschen führen. Aber auch tagaktive Lebewesen kommen nicht zur Ruhe, nachtaktive Tiere werden irritiert, und Brutzeiten wie auch Vermehrungszyklen werden beeinträchtigt. So stört vor allem das Bestrahlen von Bäumen etwa Vögel beim Brüten. Nicht nur Insektizide sind mit Schuld am Insektensterben – auch die zunehmende Lichtverschmutzung schädigt Insekten. So sind etwa 70 % aller Schmetterlinge nachtaktiv und durch nächtliches Licht bedroht.
„Weniger Licht im Garten ist also gesund für Mensch und Tier und spart zudem Stromkosten.“
Weniger Licht im Garten ist also gesund für Mensch und Tier und spart zudem Stromkosten.
Schon einfache Mittel zeigen große Wirkung:
Verzichten Sie im Garten deshalb möglichst auf Beleuchtung oder reduzieren Sie Lichtdauer und -intensität auf das notwendige Minimum. Bedarfsgerecht eingestellte Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren reduzieren die Lichtdauer. Besonders in den nächtlichen Kernstunden können Sie so für Nachtruhe sorgen. Gut einstellbare Leuchten mit Dimmern oder schwächere Leuchtmittel minimieren Helligkeit, denn:
Je heller und kälter (blauer) das Licht, desto anziehender wirkt es auf Insekten.
Je dunkler und wärmer (gelber) das Licht, desto weniger zieht es Insekten an.
Je geringer die Helligkeit bzw. der Watt- und Lumen-Wert, desto geringer fällt die Anziehungskraft auf Insekten aus.
Ersetzen Sie gerne bestehende Leuchtmittel durch warmweiße LEDs. Diese Lampen sind langlebig, sparen Strom und erzeugen weniger Wärme. Dank der nicht vorhandenen UV-Strahlung, einer Lichttemperatur unter 3220 Kelvin und einer Wellenlänge unter 900 Nanometer sind sie insektenfreundlicher als andere Lampen. Und jede insektenfreundliche Lampe zählt!
Montieren Sie die Beleuchtung möglichst niedrig, um die Fernwirkung des Lichtes zu reduzieren. Richten Sie dabei die Leuchtrichtung zum Erdmittelpunkt. Lampen sollten weder nach oben noch in die Waagerechte strahlen. Eine gezielte Beleuchtung lässt so weniger Licht in die Umgebung abstrahlen. Reflektoren und Abschirmungen lassen Licht nur dahin gelangen, wo es benötigt wird. UV-Filter, gelbe Beschichtung oder Plexiglas-Abdeckungen ändern die Anziehungskraft. Selbst durch reflektierende Bodenbeläge aber werden Insekten angezogen. Auf gen Himmel strahlende Bodeneinbauleuchten sollten Sie dagegen ausnahmslos verzichten.
Auch die Gehäuse sollten möglichst wenig Streulicht entstehen lassen und im Betrieb nicht wärmer als 60 Grad werden, damit sie streifende Insektenflügel ganz bleiben. Achten Sie auf insektendichte Gehäuse. Staub- und wasserdichte Gehäuse sind meist so abgedichtet, dass auch Insekten oder Spinnen nicht eindringen können.
Es gibt ökologisch sensiblere Orte. Licht schadet also nicht überall gleichermaßen. Der Vergleich zur Umgebung ist dabei bedeutend. So stört etwa eine Lampe im Vorgarten weniger, wenn dort ohnedies eine Straßenlampe steht. An jenen „finsteren“ Orten aber, wo viele nachtaktive Tiere leben, wird leider schon ein kleines Licht zum magischen Treffpunkt. Besonders Lampen in Gärten nahe der Natur, an Orts- und Waldrändern, nahe Parkanlagen oder Gewerbegebieten mit Leuchtkästen schaden besonders. Im Garten leben an oder Bächen oder Gewässerrändern besonders viele Insekten, die durch Licht gestört werden. Entscheidet ist, welche Leuchtmittel mit welcher Helligkeit verwendet werden. Bäume schirmen Siedlungsränder gegen umliegende Gebiete ab.
Denkmäler, Kirchen- und Hausfassaden, die mit Scheinwerfern beleuchtet werden, sind oft eine enorme Insektenfalle. Auch hier ist entscheidet, welche Leuchtmittel mit welcher Helligkeit wie lange verwendet werden. Macht es überhaupt Sinn, Bauwerke nachts zu beleuchten? Eine Abschaltung in den Nachtstunden sollte auch im Hinblick auf effiziente Energienutzung und die Klimakrise angedacht werden. Beleuchten Sie also nur Bereiche, wo das wichtig ist, wie Wege. Und selbst dafür bieten Smartphones heute eine Taschenlampenfunktion. Wege dauerhaft zu beleuchten, ist damit oft kein Muss mehr. Im dunklen Garten können auch Sie so das Funkeln der Sterne und das stimmungsvolle Mondlicht genießen. Spätestens wenn sich niemand mehr im Garten aufhält, sollte Kunstlicht „Sendepause“ haben und es nichts heißen wie: Licht aus;)
Fotos: Benes-Oeller