Kulturheidelbeeren torffrei kultivieren
Ein runder Genuss
Moore und Gartenerde
Viele Gartenerden werden mit Torf angereichert. Eigenschaften wie Nährstoffarmut, eine hohe Wasserspeicherfähigkeit, niedriger pH-Wert und geringes Gewicht im trockenen Zustand machen Torf zum beliebten Zusatz. Torf wird als Zusatz in Blumenerden, Erden zur Jungpflanzenaufzucht und besonders für „Moorbeetpflanzen“ wie Rhododendren, Azaleen, Heidelbeeren u. a. verwendet.
Für den Torfabbau müssen die Moore aber entwässert werden. Durch die Ernte von Torf werden Ökosysteme und wertvolle Lebensräume zerstört und große Mengen an fossilem CO2 freigesetzt (64% des im Torf gespeicherten CO2 wird bei der Verwendung freigesetzt).
Torffreie Substrate
Grund genug für den Aufruf zum Torfausstieg. Mehr und mehr torffreie Substrate von unterschiedlichen Anbietern sind im Handel erhältlich oder können selbst gemischt werden. „Den einen“ Torfersatzstoff gibt es nicht, die Substrate sind immer eine Kombination aus unterschiedlichen Komponenten wie Grüngutkomposten, Holzfasern, Rindenhumus, Nadelstreu, Hornspänen und mineralischen Bestandteilen wie Perlite, Blähton, Sand, Tonerde, Bimssand und pflanzliche Struktursubstrate. Die Mischungen sind den Anforderungen der jeweiligen Kulturen angepasst bzw. können adaptiert werden.
So gibt es auch sogenannte „Moorbeeterden“ mit torfähnlichen Eigenschaften für säureliebenden Pflanzen. Eine säureliebende Pflanze ist auch die (Kultur-)Heidelbeere. Will man eine ordentliche Ernte einfahren, ist man gut beraten, ihr eine saure, torffreie Spezialerde zu gönnen. Andernfalls erlebt man meist eine Enttäuschung.
Heidelbeeren sind nicht gleich Heidelbeeren
Allseits beliebt und bekannt ist die heimische Waldheidelbeere Vaccinium myrtillus. Die kleinen Sträucher gedeihen im eurasischen Raum in unterschiedlichen Höhenlagen, von der Ebene bis ins Gebirge, an Standorten wie frischen Laub- und Nadelwäldern oder Moor- und Bergheiden. Die wilde Heidelbeere verbreitet sich über Wurzelausläufer, wurzelt bis zu einem Meter tief und bevorzugt halbschattige, nährstoff- und basenarme Standorte. Die aromatischen, dunkelblauen Beerenfrüchte sind kleine Vitaminkraftwerke und förderlich für unser Immunsystem.
Die im Gartenfachhandel angebotene Kulturheidelbeere hingegen stammt von der Amerikanischen Heidelbeere Vaccinium corymbosum ab. Vor ca. 100 Jahren hatte Frederic Vernon Coville die Idee, das Wildgehölz (erfolgreich) zu domestizieren. Die Wildformen stammen aus dem Nordosten der USA und gedeihen als hoher Strauch an lichten bzw. sonnigen Standorten, auf feuchten, sauren und gut durchlässigen Böden.
Die Kulturheidelbeere ist somit eine sehr „junge und erfolgreiche nordamerikanische Kreation“. Das schmackhafte und ertragreiche Obstgehölz mit dicken, blauen Beeren ist einigen Züchtern zu verdanken. Längst ist die Kulturheidelbeere in Europa angekommen, in vielen Gärten zuhause und sogar ganzjährig als Naschobst im Handel erhältlich.
Die junge Amerikanerin ist in vielen unterschiedlichen Sorten erhältlich. Der Beerenstrauch wird bis zu 1,5 m hoch und bis zu 1 m breit. Je nach Sorte reifen die Beeren zwischen Juni bis Mitte Oktober und sind in unterschiedlichen Farben, von rosa bis pink bis blau, erhältlich.
Doch was muss berücksichtig werden, damit der Anbau gelingt und Freude bereitet?
Der Standort: überwiegend vollsonnig, im Hochsommer mittags halbschattiert.
Kulturheidelbeeren sind echte Sonnenanbeter. Allerdings vertragen die Sträucher die mitteleuropäische Mittagssonne im Hochsommer nicht sehr gut. Eine Schattierung um die Mittagszeit ist wichtig. Diese kann durch das Aufspannen eines Sonnenschutzes passieren, durch die Schattierung eines Nachbargehölzes oder indem man sie in einem großen Kübel pflegt, den man je nach Jahreszeit in die volle Ganztagssonne oder den Halbschatten stellen kann.
Die Erde: sauer
Kulturheidelbeeren brauchen durchlässige Böden mit saurem Milieu. Der Boden soll frisch, humos und gleichmäßig feucht sein.
Die Erde muss sauer sein, der ideale pH-Wert liegt zwischen 3,5 bis 4,5. Die torffreie „Moorbeeterde“ ist optimal für sogenannte „Moorbeetpflanzen“ wie Rhododendren, Azaleen und Heidelbeeren geeignet. Das Substrat ist sauer und die Versorgung mit Nährstoffen optimal.
Wasser: gleichmäßig und kalkarm, optimal ist Regenwasser
Wichtig sind regelmäßige Wassergaben. Wird mit kalkhaltigem Leitungswasser gegossen, so besteht die Gefahr, dass sich der pH-Wert im Boden ändert. Das Leitungswasser in unseren Breiten ist oft stark kalkhaltig. Daher unbedingt mit Regenwasser gießen, damit das Milieu sauer bleibt.
Spezialdünger: Organisch und sparsam
Heidelbeeren mögen keine mineralischen Kunstdünger, sondern nur organische Dünger. Es empfehlen sich spezielle Moorbeetpflanzendünger, denn sie wirken nicht basisch, deswegen wird auch auf Kalkgaben verzichtet. Weil Heidelbeeren keine Starkzehrer sind, muss vor allem bei Flüssigdüngern sparsam dosiert werden.
Wie können Kulturheidelbeeren nun erfolgreich und ohne Torf kultiviert werden?
Kulturheidelbeeren im Pflanzkübel in torffreier Moorbeeterde zu kultivieren ist eine praktikable Methode.
- Dadurch wird verhindert, dass über die Bodenlebewesen ein „Bodenaustausch“ passiert und sich der pH-Wert ändert. (Der natürliche Gartenboden ist an vielen Standorten zu kalkhaltig.)
- Pflanzkübel sind mobil, so kann auch der Standort je nach Sonneneinstrahlung verändert werden.
- Da die Kulturheidelbeere ein Flachwurzler ist, kommt sie auch gut in Pflanztöpfen zurecht. Jungpflanzen brauchen ein Fassungsvermögen von 15 l aufwärts. Ältere Sträucher sollten umgetopft werden in größere Pflanztröge von ca. 50 l und gerne auch mehr.
- Bei der Pflanzung im Kübel können am Kübelboden Drainagematerialien wie Tongranulat, Kies oder Bimssteine eingebracht werden, um Staunässe zu verhindern. Seitliche Abflusslöcher lassen ein Zuviel an Wasser abrinnen.
Wir wünschen viel Erfolg bei der Kultivierung der köstlichen Kulturheidelbeere!
Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Kolbinger, Brocks, AdobeStock