Frühes Gemüse

auf Balkon und Terrasse

Knackiges Grün direkt vor der Küche? Das ist auch im Winter möglich. Und gerade in der kalten Jahreszeit ist die Freude an frischen Salaten, Kräutern und Gemüse besonders groß…

Frische Genüsse – genügsam, fein, nussig

Dass Vogerlsalat und Spinat am besten im Herbst oder im Februar/März angebaut werden, ist ja vielleicht schon bekannt. Gut so, denn aus eigener Ernte sind sie beide einfach ein Gedicht!

Spinat braucht tiefere Gefäße ab 10 l, besser 20 l Fassungsvermögen in Sonne bis Halbschatten mit einigen Sonnenstunden. Für Baby-Leaf-Salat und Vogerlsalat reichen auch Balkonkistchen. Ebenso wie Salat ist Spinat ein Schwachzehrer. Zu viele Nährstoffe – überhaupt bei schlechten Lichtverhältnissen begünstigen nur die Einlagerung von Nitrit in seinen Blättern. Geeignet ist deshalb beispielsweise Erde, in der davor schon Starkzehrer wie Tomaten standen.

Die Samen robuster Spinatsorten wie ´Butterfly´, `Matador´ oder `Winterriesen´ werden breitwürfig 2 bis 3 cm tief gesät. Bei  +12 °C keimen sie nach 8 bis 10 Tagen. Man könnte sicherheitshalber auch in kleineren Gefäßen auf der Fensterbank vorziehen und die Keimlinge/Jungpflanzen, die von der Babyleaf-Ernte übrigbleiben, vorsichtig mit 10 cm-Abständen in den größeren Topf umsiedeln.

Spinatkeimlinge im winterlichen Garten

Nach 6 bis 8 Wochen können die ersten Blätter geerntet werden. Später werden ganze Pflanzen abgeschnitten. Auch wenn Spinat eine gute Wasserversorgung benötigt, sollte er des Winters im Topf kultiviert auf keinen Fall zu viel gegossen werden. Staunässe mag er gar nicht. Und es ist auch nicht sinnvoll, den gefrorenen Boden bei Minusgraden zu gießen. maßvoll gießen an wärmeren Wintertagen – das ist die Devise.

Weniger bekannt: Postelein und Barbarakraut

Zwei unkomplizierte Spezialitäten können ebenfalls jetzt noch aus Samen angebaut werden: Postelein und Barbarakraut. Das zarte Blattwerk des ersteren schmeckt mild-nussig wie Vogerlsalat, zweiteres ähnelt im Geschmack würziger Kresse, ist aber etwas weniger scharf. Die beiden pflegeleichten Allrounder können im Beet ebenso wie am Balkon angebaut werden. Sowohl roh im Salat, kleingeschnitten am Butterbrot oder im Topfenaufstrich als auch kurz blanchiert wie Spinat bereichern beide auch den spätwinterlichen Speiseplan um knackiges Grün.

Der mit seinen geblümten Blättern und dem büscheligem Wuchs entzückende einjährige Postelein (Montia bzw. Claytonia perfoliata) wird auch Winterportulak, Kubaspinat oder Gewöhnliches Tellerkraut genannt. Er keimt erst bei Temperaturen unter +12 °C (optimale Keimtemperatur +8 bis 12 °C) und kann somit je nach Region teils bis in den Winter hinein ausgesät werden - etwa einen halben cm tief, leicht mit Erde überstreut und gut angedrückt.

Diese hübsche Pflanze samt sich gerne auch aus und hat mich so auch schon sowohl in Töpfen als auch im Gemüsegarten von sich aus überrascht. Auf dem Balkon schätzt Postelein einen windgeschützten Standort nah an der Hauswand, aber mit ausreichend Licht - am besten südlich ausgerichtet (Südwest bis Südost).

Wenn man beim Ernten die Grundblätter stehen lässt, wächst die Pflanze laufend nach.  

Das zweijährige Barbarakraut (Barbarea vulgaris) bevorzugt zur Keimung +15 bis 20 °C und wird als Lichtkeimer nach der Aussaat nicht mit Erde bedeckt. Das Saatgut wird nur angedrückt und behutsam angegossen. Der Pflanzabstand für eine gute Entwicklung sollte 15 cm betragen.

Die Pflanze mag es sonnig bis halbschattig und bevorzugt feuchten, nährstoffreichen Boden. Wild wächst sie an Uferböschungen und in feuchten Wiesen. Da sie wie Kohlgewächse oder Radieschen zu den Kreuzblütlern zählt, sollte sie nicht vor oder nach diesen und nur alle vier Jahre am gleichen Standort angebaut werden.

Würzig im Winter

Viele Winterkulturen müssen schon im Laufe des Vorjahres angebaut werden, und bleiben lang genug in Kultur, dass sie uns den gesamten Winter versüßen bzw. gut würzen können...

Petersilie und frostharter Blattkoriander ‘Cilantro’ nehmen mit einem 5 l-Topf vorlieb. Im August gesät für eine späte Ernte haben Töpfe den Vorteil, dass man sie im größten Kältefall einfach mit hineinnehmen kann. Draußen im Garten brauchen die Pflanzen für die Winterernte eine dicke Mulchschicht aus Laub, dazu eine Abdeckung mit Reisig oder schützendem Vlies.

Geerntet werden natürlich nur aufgetaute frische Blätter, und nicht bei Minusgraden gänzlich glasig wirkende oder gar darniederliegende. Sie werden nach dem Auftauen nur dann wieder ganz frisch, wenn sie nicht verletzt wurden. Die gefrorenen Blätter sollte man daher besser nicht berühren und erst dann ernten, wenn die Sonne die Blätter wieder aufgetaut hat. Das gilt übrigens für jedes Wintergemüse.

Generell macht Frost den meisten Wintergemüsen wenig aus, zu viel Niederschlag hingegen kann zu Fäulnis führen. Bei langer, feuchter Witterung empfiehlt es sich sogar, die Pflanzen durch Abdeckung davor zu schützen.

In die Nähe holen…

Auch einige andere, die im Garten den Winter überdauern, kann man auf Balkon und Terrasse holen.

Der bis zu 1 m hohe Toskanische Palmkohl (gezogen bereits im Mai des Vorjahres) braucht keine Frosteinwirkung für den guten Geschmack, verträgt anders als die anderen Kohlarten auch Hitze gut, dafür aber etwas weniger Kälte - eher nur bis -5°C. Wer nach dem Winter die Blütentriebe ausbricht, kann an einer Pflanze viele neu heranwachsende „Minipalmen“ ernten. In windigen Lagen muss er manchmal gestützt werden, aber im Winter braucht er ohnehin ein geschütztes Plätzchen.

Das Experiment, ausgewachsene Palmkohlpflanzen in der kalten Jahreszeit aus einem weiter entfernten Garten in mittelgroße Töpfe im Hinterhof umzusiedeln (solange oder sobald der Boden aufgetaut war), ist mir schon mehrfach geglückt: statt direkt alles zu ernten, habe ich sie einfach eingetopft. Und sie haben es weggesteckt, als sei nichts gewesen. Erstaunlicherweise war der Wurzelballen der stattlichen Pflanzen überschaubar, fast zierlich, vielleicht weil sie am lehmigen Originalstandort nicht mit Trockenheit zu kämpfen hatten und somit nicht in die Tiefe schürfen mussten. Er könnte auch direkt im 20 l-Topf kultiviert werden. Leider fand auch eine Hinterhofmaus großen Gefallen an den delikaten Triebspitzen des fantastischen Palmkohls, während sie ebenfalls umgesiedelten Grünkohl und Stangensellerie verschmähte.

Frühlingszwiebeln aus dem Supermarkt mit schönen dichten Wurzelbüscheln habe ich kürzlich übrigens statt in den übervollen Kühlschrank kurzerhand in Töpfe auf dem Balkon bzw. im kühlen Winterlager dazu gesetzt, relativ oberflächlich und an den Rand, wo sie nicht nur frisch blieben, sondern auch noch ein wenig weiterwachsen.

Fotos: „Natur im Garten“, Anna Leithner, Margit Beneš-Oeller, Natur im Garten, Postelein © AdobeStock, Barbarakraut Mathias Bigge, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Barbarakraut-IMG_2402.JPG

Anna Leithner

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