Diese Pflanzen halten euch Gelsen vom Leib
Insekten die ihr nicht füttern möchtet! Prost, Mahlzeit
Ein lauwarmer Sommerabend auf dem Balkon, ein Picknick im Grünen oder ein Zelt im Sonnenuntergang - „Natur erleben“ macht nicht immer Spaß. Denn wenn Gelsen anfangen zu surren, schlägt alleine das damit verbundene Geräusch so manchen Abendgenießer in die Flucht. Nur Hartgesottene halten still, um den Insekten ein Festmahl zu gönnen und reichen ihre Nacken, Arme oder Füße dar, denn sie wissen vom ökologischen Wert der Tiere. So sind ausgewachsene heimische Moskitos allein schon wegen ihrer Vermehrungsraten willkommenes Futter für Vögel, Fledermäuse oder Libellen. Setzen Sie also auf die Mitbewohner in Vogelhäuschen und Fledermauskästen. Immerhin 4.000 Gelsen frisst eine Wasserfledermaus in einer Nacht.
Die Kinderstube der zuckenden Mücken ist aber auch bei Amphibien, Fischen und allerlei Wasserlebewesen wie Käferlarven äußerst begehrt. In Teichen werden Gelsen von vielen kleinen Räubern auch deshalb in Schach gehalten. Keine Fressfeinde dagegen finden sie in aufgestellten Autoreifen, Untertassen, Blumenübertöpfen oder falsch geneigten Regenrinnen, aber auch kleinen Lacken, in denen Gelsenlarven meist ganz unter sich bleiben. Wer auf Balkon und Terrasse umschwärmt wird, kann sich auf die Suche machen nach bisher unentdeckten Tümpeln. Auch Regentonnen sind erklärtes Ziel zur Jungenaufzucht. Dagegen helfen darüber fixierte Gardinen.
Seit 2011 führt die Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit ein Gelsen-Monitoring in Österreich durch, um die Ausbreitung exotischer Stechmücken zu überwachen. Laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES gibt es in Österreich mittlerweile etwa 50 Gelsenarten. Diese sind nicht nur lästig, sie können auch neue Krankheitserreger für uns Menschen übertragen, unterscheiden sich dabei aber in ihrer Kapazität. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wo welche Arten in Österreich vorkommen und wie hoch ihre Durchseuchung ist. In Österreich wurden zwischen 2010 und 2022 55 im Inland erworbene West Nil Virus-Fälle bestätigt, das hauptsächlich durch die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) verbreitet wird. Ihr Name setzt sich aus lat. culex, -icis, für „Mücke“ und dem deutlich hörbaren pipire, „piepen“ zusammen.
Asiatische Tigermücken (Aedes albopictus) mit ihrem typischen Streifenlook haben sich mit der Klimakrisa erst in den vergangenen Jahrzehnten in Europa angesiedelt. In Österreich wurden sie 2012 erstmals in Österreich entdeckt, zehn Jahre später erstmals in allen Bundesländern gefunden. Bisher sind sie uns nicht abgegangen, denn sie sind u. a. potenzielle Überträger von Krankheiten wie Zika, Chikungunya oder Dengue-Fieber.
Gelsen werden generell selten größer als 15 mm. Männchen bleiben kleiner als Weibchen und zeigen buschigere Fühler. Mit Hilfe spezialisierter Mundwerkzeuge und dem stechend saugenden Rüssel kommen die Weibchen an das Blut, das sie für die Produktion der Eier brauchen. Sonst ernähren sie sich wie auch die Männchen von Nektar oder zuckerhältigen Frucht- und Pflanzensäften. Manche fungieren so auch als Bestäuber.
Nach Hannes F. Paulus, dem ehemaligen Leiter des Departments für Evolutionsbiologie am Fakultätszentrum für Organismische Systembiologie in Wien, brauchen sich Diabetiker genauso wenig vor einem Gelsenangriff zu fürchten, wie Menschen, die kurz vor dem Grillfest eine Tafel Schokolade vertilgen. Attraktiv ist für Gelsen nämlich nicht der Geschmack des Blutes, sondern der Geruch des Menschen. Fett, weniger süß, soll bevorzugt werden. Menschen mit erhöhtem Cholesterinspiegel müssen sich also mehr in Acht nehmen, da sie vermehrt Fettabbauprodukte über die Haut absondern. (Quelle: www.derstandard.at/story/1371170068406/warum-gelsen-nicht-jeden-moegen). Milch- und Fettsäuren im Schweiß sowie das ausgeatmete Kohlendioxid ziehen die Stechmücken magisch an. Die „Attacken“ am liebsten bei warmem, windstillem Wetter ohne Sonneneinstrahlung gehen - vom Anflug über den Stich bis zum Abflug - in nicht einmal 50 Sekunden über die Bühne.
Wer den beflügelten Insekten dann nicht entspannt begegnen kann, setzt auf unterschiedlichste Strategien, um sie sich vom Leib zu halten: Dem Insektengrill fallen Gelsen kaum zum Opfer. Aus der Bahn geworfen werden die kleinen Biester hingegen durch Ventilatoren. Stürmen solcher Art haben sie zu wenig Flugkünste und Masse entgegenzusetzen. Aber auch die Sonne ist nicht ihres - von Überschwemmungsgelsen einmal abgesehen.
Zu den effizienten und ökologischen Möglichkeiten zählen, dass helle Kleidung dunkler vorgezogen wird. Schutzgitter bzw. - netze an Fenstern und Türen halten die Insekten zumindest drinnen fern und auch über 800 m Seehöhe sind sie bislang nicht anzutreffen. Mit flächigen Sprühaktionen, Kupfermünzen oder Duftkerzen schlagen Sie Gelsen besser nicht in die Flucht. Ein Mix verschiedener ätherische Öle aus manchen Pflanzen wird dagegen schon länger verwendet. Trotzdem funktioniert dieser Insektenschutz nicht immer 100%-ig.
Als eine der beliebtesten Zierpflanzen bedarf Lavendel (Lavandula angustifolia) keiner näheren Vorstellung. Er lässt sich durch Stecklinge leicht vermehren - am besten unter Fenstern platziert, die oft zum Lüften geöffnet werden - oder im getrockneten Blumenstrauß. Lavendelöl veranlasst Gelsen sich ein anderes Opfer zu suchen. Rosmarin (Rosmarinus officinalis) ist mittlerweile auch im Weinbauklima winterhart, Rosmarin hält auch Kohlfliege und Möhrenfliege in der Warteschleife. Basilikum (Ocimum basilicum) wächst am besten in Töpfen am sonnigen Standort bei genügend Wassergaben. Besonders Basilikumsorten, die nach Zitrone riechen, schmecken Gelsen nicht. Minzen, besonders die Pfefferminze (Mentha x piperita), wirken gegen Gelsen und liefern noch frische Düfte dazu. Weil die Pflanzen invasiv sind, lassen Wurzelsperren oder Eimer ohne Boden sie nicht in die Beete entkommen. Ein Minzblatt direkt auf den Stich gerieben, lindert Juckreiz. Ich verwende da lieber ein Aufheizgerät aus der Apotheke, dass das Eiweiß im Blut gerinnen lässt.
Zitronendüfte
Zitronenmelisse (Melissa officinalis) wächst in den meisten (Kräuter)gärten. Sie breitet sich auch im Schatten aus, wo an heißen Tagen gerne Gelsen lauern und riecht so fein, dass Sie ein wenig davon auf exponierter Haut einreiben können. Duftpelargonien gibt es mit einer Vielzahl von Düften. Als starke ätherische Öle in ihren Blättern wirken gegen Mücken vor allem die mit starkem Zitronenduft, wie Geranium 'Moskito Shocker'. Zitronengras (Cymbopogon citratus) enthält den höchsten Anteil an Citronella-Öl, das auch in kommerziellen Gelsenmitteln zum Einsatz kommt. Leider ist es frostempfindlich und braucht neben einem sommerlich sonnigen Standort mit feuchter Erde eine winterliche Herberge. Die Zitronenverbene (Aloysia citrodora), ist ebenfalls nicht bei uns winterhart, aber in einem kühlen Raum leicht ins nächste Jahr zu bringen.
Geruchsintensiv
Katzenminze (Nepeta cataria) ist eine dankbare Staude. Als niedrige Randpflanze an Beeträndern und Eingängen, gibt sie ihre ätherischen Öle frei, wenn sie an ihr anstreifen. Gut so: In einer Studie an der Iowa State University wurde festgestellt, dass der Wirkstoff Nepetalacton zehnmal wirksamer ist als Diethyltoluamid DEET, die in den meisten Insektiziden verwendete Chemikalie.
Studentenblumen (Tagetes) enthalten natürliches Pyrethrum. Die Zutat vieler Insektizide, die Sie nicht bedenkenlos einsetzen sollten, äußert sich im speziellen Geruch, auf den mehr Insekten als Gelsen nicht stehen. Tagetes gibt auch eine Substanz frei, die der durch Nematoden verursachten "Bodenermüdung" im Gemüsebeet entgegenwirkt. Eine weitere „gewöhnliche“, einjährige Sommerblume, der Leberbalsam (Ageratum houstonianum) hat mehr zu bieten als vielleicht gedacht. Er schützt sich vor Insektenfraß durch eine methoprenähnliche Verbindung, die Insektenlarven nicht „ausreifen lässt“. Ein Mittel, auf das eine Kollegin setzt, ist der Harfenstrauch (Plectranthus). Sein Geruch ähnelt dem echten Weihrauch (Boswellia). Weil er Gelsen und Motten vertreibt, wird er auch als Mottenkönig angeboten. Die panaschierte Zuchtform mit weißen Blatträndern lässt sich gut mit anderen Balkonpflanzen wie Duftpelargonien kombinieren.
Aus dem Gemüsegarten sollen sich Feuerbohnen und Bohnenkraut sowie Paradeiser bewährt haben. Für Balkon oder Terrasse gibt es kompaktere Sorten, die auch im Topf bestens wachsen. Mehr Vielfalt im Garten - ein Versuch kann nicht schaden, damit Sie sich auf die Freuden im Freien freuen können. Und sonst helfen effiziente Gelsen-Sprays - auf Eukalyptusbasis.
Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Brocks, Haiden, Denk, Pixabay