Die schönsten Teichpflanzen
Wenn es um attraktive Teichpflanzen geht, denkt man meist an Seerosen. Im Uferbereich an die Gelbe Sumpfschwertlilie. Sonst sind Teiche oft gräserbetont. Eigentlich sind es vorwiegend keine echten Gräser, sondern deren Nachahmer wie Seggen oder Rohrkolben. Nicht, dass die nicht auch attraktiv wären, für Farbtupfer sorgen sie allerdings nicht.
Im Fachhandel gäbe es genügend attraktive Arten. Zumindest mit etwas Suche. Dennoch wird aus den Pflanzen häufig nichts. Warum das? Die meisten bunten Teichpflanzen benötigen Schlammböden. Da es in den 70ern und 80ern üblich war, viel zu nährstoffreichen Teichaushub als Substrat zu verwenden, ist man dazu übergegangen, nährstoffarmen Sand und Schotter zu verwenden. Das überleben allerdings nur wenige Teichpflanzen. Außerdem kann solcherlei Substrat keine Nährstoffe binden und das Wasser ist dann genauso mit Nährstoffen überversorgt wie mit nährstoffreichem Gartenboden. Ideal wären nährstoffarmer Lehm oder Ton bzw. die Zugabe von Tonmineralien wie Bentonit (Klumpkatzenstreu) zu Sandsubstraten. Tonmineralien können dem Wasser Nährstoffe entziehen, und auch Schlammbewohnern zugänglich machen, die die Nährstoffe nicht dem Wasser entziehen können. Kies und Schotter können Schlammbewohner dagegen meist nicht durchwurzeln, auch wenn Tonmineralien zugesetzt werden.
Frühling
Die Frühlingsblüher in Teichen legen etwas später los, als Pflanzen auf trockenem Boden, weil sich Wasser langsamer erwärmt. Am Gewässerrand blühen Sumpfdotterblumen (Caltha) meist in Gelb, aber auch Weiß, Orange und Rot, Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris) ebenfalls in Gelb, verschiedene Sumpfvergissmeinnicht-Arten in Blau, selten Weiß oder Rosa, Fieberklee (Menyanthes trifoliata) mit gefransten weißen, rosa überlaufenen Blüten und Schaumkräuter (Cardamine) von Weiß bis Purpurrosa. Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum) und Georgisches Schneeglöckchen (Galanthus woronowii) in Weiß, Mehl- und Rosen-Primel (Primula farinosa, P. rosea) in Rosa bis Magenta, Schachbrettblume (Fritillaria meleagris), sowie an schattigen Stellen gelbe Milzkräuter (Chrysosplenium) wachsen nur knapp oberhalb der Wasserlinie. Als einzige Wasserpflanzen beginnen Zweiährige oder Afrikanische und Wüsten-Wasserähre (Aponogeton distachyos, A. desertorum/kraussianus) mitunter schon im zeitigen Frühling zu blühen. Sie blühen mehrmals im Jahr, jeweils gefolgt von einer Ruheperiode, in der sie meist auch die Blätter abwerfen.
Frühsommer
Im Frühsommer sind es die zahlreichen Sumpfschwertlilien, die den Teich erstrahlen lassen. Die heimische Gelbe Sumpfschwertlilie (Iris pseudacorus) gibt es in Sorten von goldgelb bis weiß, die amerikanische Blaue Sumpfschwertlilie (Iris versicolor) gibt es von weiß über rosa und blau bis hin zu purpurviolett, oft mit einer schönen dunkleren Aderung. Die Virginia-Sumpfschwertlilie (Iris virginica) gibt es in ähnlichen Farben. Iris ×robusta, die Kreuzung der beiden, hat purpurn austreibende Blätter. Die Asiatische Sumpfschwertlilie (Iris laevigata) blüht von Weiß, oft mit blauen bis violette Flecken, über Blau bis Violett. Orangerot blüht die von Kolibris bestäubte Orangerote Sumpfschwertlilie Iris fulva. Schließlich gibt es noch verschiedene Hybridgruppen. Die Sibacorus-Gruppe mit weißen bis gelben, blau bis violett geaderten Blüten wird meist unter Iris pseudacorus verkauft. 'Berlin Tiger' ist die bekannteste Sorte. Die euro-amerikanischen Hybriden (Versacorus-Gruppe) blüht blauviolett auf gelblich weißen Grund. Von Weiß mit violettem Auge über Rosa, Creme und Gelb bis hin zu Braum und Dunkelviolett blühren die euro-asiatischen Sumpfschwertlilien (Pseudata-Iris). Alle Farben von strahlend reinem Weiß über Rosa und Gelb zu Orange und Rot bis Schwarzviolett und Blau gibt es bei den Louisiana-Iris. Zu ihnen gehören auch die größten und die die Sumpfirissaison im Hochsommer abschließenden Sorten. Eine ihrer Wildarten wird bis über 2 m hoch. Dazwischen blüht in Gelb der Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora)
Über der Wasserlinie wachsen die blauviolette Wiesen-Schwertlilien (Iris sibirica) und die Hybriden der Sibirica-Gruppe, die es mittlerweile nicht nur in Weiß bis Violett, sondern auch schon in Gelb und Rötlich gibt, sowie die Japanische Sumpfschwertlilie (Iris ensata) in Weiß, Rosa, Blau und Violett. Auch das Sommertürchen oder die weiße Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum) wächst hier.
Hochsommer
Der Hochsommer ist die Zeit der Seerosen (Nymphaea). Aber auch im Sumpfbereich gibt es schöne Blüher. Eine der schönsten Sumpfpflanzen ist die Schwanenblume (Butomus umbellatus) in Sorten von Weiß bis leuchtend Rosa. Vom Blutweiderich (Lythrum) gibt es Sorten von Weiß bis dunkel Purpurrot. Das Gewöhnliche Hechtkraut (Pontederia cordata, syn. P. lanceolata, P. dilatata) gibt es in unterschiedlichen Wuchshöhen und Blautönen, aber auch in Rosa oder Weiß. Sogar eine gelb blühende Population wurde in seiner Heimat schon gesichtet. Die dauerblühenden Gnadenkräuter (Gratiola) sind derzeit nur in Weiß bis Rosa erhältlich. Gelb und Violett gäbe es sie auch. Die Blaugauklerblume (Mimulus) in Blaulila und die meist gelben, rot gezeichneten Gauklerblumen (Erythranthe) sind ebenfalls Dauerblüher.
Schöne Blattformen neben den weißen Blüten gibt es auch bei der artenreichen, vorwiegend amerikanischen Gattung der Pfeilkräuter (Sagittaria). In die gleiche Familie gehören Igelschlauch (Baldellia) in Weiß bis Rosa, Wasserwegerich (Aquarius, meist Echinodorus genannt) mit weißen Blüten aber unterschiedlichen Blattformen und -farben, die weiß blühende Nordamerikanische Zwergschwertpflanze (Helanthium parvulum) sowie die Zellophanpflanze (Echinodorus) mit durchsichtigen Blättern und weißen Blüten.
Auch Wasserpflanzen können hübsche Blüten haben. Das Zweifelhafte Trugkölbchen (Heteranthera dubia) hat kleine gelbe, das Seegrasblättrige Trugkölbchen (Heteranthera zosterifolia) kleine lila Blütensterne knapp über der Wasseroberfläche.
Viele dieser Pflanzen bekommt man eher im Aquaristik-Fachhandel als im Gartencenter.
Seerosen & Co.
Bei den Seerosen blühen die klassischen winterharten Sorten weiß, rosa, rot oder hellgelb. Inzwischen gibt es aber auch winterharte Sorten in leuchtendem Gelb bis Orange, Purpurn, Schwarzrot, Rotviolett bis Blauviolett. Mehrfarbig gefleckte und altrosa Blüten sind die neuesten Trends. Auch tropische Seerosen können im Teich kultiviert und ihre Knollen wie Dahlien überwintert werden. Damit erweitert sich das Spektrum der Blütenfarben um klares Blau, Grünlich und Magenta. Auch Nachtblüher gibt es. Einige Arten und Sorten duften, vor allem die der Odorata-Gruppe.
Die meisten Seerosen werden groß. Das heißt, geringfügig abhängig von der Wassertiefe (optimal meist 50-100 cm) bekommen sie einen Meter Durchmesser oder mehr. Ihre Blüten haben 7-20 cm Durchmesser. Auch wenn Wassertiefen ab 40 cm (über dem Wurzelstock gemessen) empfohlen werden, sollten es bei ausgepflanzten, also nicht getopften Exemplaren besser mindestens 60 cm sein. Echte Zwergseerosen dagegen haben einen Durchmesser von maximal 50 cm und Blüten von 1,5-8 cm Größe. Die Wassertiefe kann je nach Sorte 10-40 cm betragen. Halbzwergseerosen werden häufig auch als Zwergseerosen verkauft. Doch werden sie breiter als einen halben Meter und bevorzugen je nach Sorte Wassertiefen von 30-60 cm.
Weiters muss man noch den Wuchstyp erwähnen. Sorten mit Ananas-, Finger- oder Marliac-Rhizom sind horstbildend und eignen sich auch für Pflanzgefäße. Sorten der Odorata- und Tuberosa-Gruppen dagegen benötigen Platz und möchten frei ausgepflanzt werden. Der Odorata-Typ ist koloniebildend und oftmals sind die Blüten an jungen Pflanzen in Farbe und Form nicht sortentypisch. Pflanzen vom Tuberosa-Typ haben meterlang kriechende Rhizome, die aber kaum verzweigen.
Teichrosen blühen immer gelb, mitunter mit etwas Rot oder Braun in der Blüte. Und sie brauchen Platz. Auch ihre Rhizome kriechen mehr oder weniger stark umher. Und auch die Zwerg-Teichrose kommt in Wassertiefen bis 2 m vor und bekommt bis zu einem Meter Durchmesser.
Bei den Seekannen ist die Europäische Seekanne (Nymphoides peltata) mit gelben Blüten bekannt, in Österreich allerdings ein invasiver Neophyt. Nur in der Steiermark wird über natürliche Vorkommen spekuliert. Aber auch im Aquaristikfachhandel sind winterharte Arten erhältlich: Die Bananenpflanze (Nymphoides aquatica) aus Nordamerika und die Taiwan-Seekanne (Nymphoides hydrophylla 'Flipper'). Beide haben kleine weiße Blüten.
Schließlich gibt es noch die stark duftenden Lotosblumen (Nelumbo) in allen Größen von Schalenlotos mit zum Teil nur 30 cm Höhe bis zu den großen Sorten, die über 2 m hoch werden können. Lotosblumen benötigen eine dicke Schlammschicht und sind in den meisten Gegenden winterhart, vorausgesetzt der Sommer ist warm genug.
Spätsommer
Der Spätsommer steht ganz im Zeichen von Wasserdost, Lobelien und Roseneibisch. Wasserdost der Gattungen Eupatorium und Eutrochium hat stark duftende purpurrosa bis purpurne Blüten, die dem Sommerflieder in puncto Insektenanlockung um nichts nachstehen. Die Pflanzen stehen gern auf nassem Boden, können aber auch im Sumpf wachsen.
Die vogelbestäubte, bei uns daher für Bestäuber wertlose Kardinals-Lobelie (Lobelia cardinalis, syn. L. fulgens) mit hellgrünen bis dunkelroten Blättern und hohen leuchtend roten Blütenständen kann auch unter Wasser wachsen. Die vorwiegend hummelbestäubte Blaue Lobelie (Lobelia siphilitica) dagegen wächst über der Wasserlinie. Bei beiden Arten gibt es auch weiße Mutationen. Hybriden der beiden Arten sind, trotzdem sie oft gemeinsam wachsen, selten. Dennoch kommen sie vor und werden auch gärtnerisch produziert: Lobelia ×speciosa hat ein Farbspektrum zwischen Rot und Blau. Der ein- bis zweijährige Indianertabak (Lobelia inflata), oberhalb der Wasserlinie wachsend, und die auch im Wasser stehende Sumpf-Lobelie (Lobelia sessilifolia) werden leider nur selten kultiviert. Zahlreiche weitere Lobelien, etwa die früher als eigene Gattung Pratia aufgefassten kriechenden Arten mit bunten Beerenfrüchten, sind ebenfalls Sumpfpflanzen.
Unter den winterharten Roseneibischen ist vor allem der Sumpf-Roseneibisch (Hibiscus moscheutos) mit seinen riesigen Blüten in Weiß bis Dunkelrot erhältlich. Er steht am liebsten deutlich über der Wasserlinie, kann aber auch im Wasser stehend wachsen. Es gibt zwei Unterarten, aber kultiviert werden fast ausschließlich die Gartenformen, die aus Kreuzungen der Unterarten hervorgegangen sind. Seit einigen Jahren sind auch Arthybriden im Handel, die an ihren gelappten Blättern zu erkennen sind. Der Scharlach-Hibiskus (Hibiscus coccineus) mit nicht so riesigen, leuchtend roten Blüten und handförmigen Blättern, wächst unter denselben Bedingungen, ist aber nichts für kalte Gegenden. Das gilt auch für zahlreiche weitere Hibiscus-Arten sumpfiger Lebensräume, die leider kaum erhältlich sind. Der Soldaten-Roseneibisch (Hibiscus laevis) mit hellrosa Blüten mit dunkelweinroter Mitte ist wohl der Schönste unter ihnen.
Viel zu sehen auf der GARTEN TULLN
DIE GARTEN TULLN öffnet wieder am 15. Mai ihre Pforten. Zu sehen gibt es dort Österreichs größte Sumpfschwertliliensammlung mit über 70 Sorten, deren erste gerade zu blühen begonnen haben, sowie die größte winterharte Seerosensammlung Österreichs mit über 100 Sorten, deren erste seit Anfang April blühen. Auch die meisten anderen der hier genannten Arten und Sorten können auf der DIE GARTEN TULLN bewundert werden.
Und natürlich gibt es noch viele andere bunte Teichpflanzen, die aber derzeit noch kaum erhältlich sind!
Fotos: Gregor Dietrich