Bodennah und immer grün

Stauden & Co im dauerhaften Kleid

 

Streng genommen müsste man immergrün und wintergrün unterscheiden: während bei wintergrünen Pflanzen die alten Blätter vergilben und absterben, sobald die nächsten jungen Blätter im Frühjahr erscheinen, bleiben sie bei immergrünen darüber hinaus erhalten – also mehr als eine ganze Saison. Für die winterliche Optik ist dies aber unerheblich und für uns Gärtner*innen wichtiger, ob die Blätter im Winter grün sind oder - wie bei den sommergrünen Pflanzen - eben nicht. Auch auf den Webseiten der großen Staudengärtnereien gibt es derzeit nur die Filtermöglichkeit nach wintergrünen Pflanzen, die dann auch immergrüne beinhalten. Warum also sollte ich päpstlicher sein als Hameter und Gaissmayer, deren phantastische Webpages ich mit Vorliebe durchstreife, und die Palette schmal halten. – Nein, ich versuche sie ebenso breit aufzufächern.

 

 

Tatsächlich immergrün sind bei uns etwa – wie der Name schon sagt – Großes und Kleines Immergrün (Vinca major und V. minor), der Efeu (Hedera helix), der nicht nur Wände und Bäume erklimmen kann, sondern sich auch als Bodendecker im tiefsten Schatten bewährt hat. Dazwischen eingestreut können die Christrose (Helleborus niger bzw. H. x orientalis) und die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) mit ihren Blüten mitten im Winter Akzente setzen.

 

 

Sie alle finden sich selbst im trockenen Schatten unter Bäumen gut zurecht, ebenso wie die die aus Vorderasien bis Nordafrika stammenden wintergrünen Gruppen der Elfenblumen (Epimedium x perralchicum, E. pinnatum, E. rubrum E. x versicolor und E. x warleyense) sowie wintergrüne Storchschnabelarten wie der Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum). Seine Blüten erscheinen von Mai bis Juli in weiss bis pink. Mit etwa 25 cm Wuchshöhe noch kompakter wächst der Cambridge-Storchschnabel (Geranium x cantabrigiense), eine Kreuzung aus dem Dalmatinischen und dem Balkan-Storchschnabel. Diesen begnadeten Bodendeckern unter Gehölzen wird sogar nachgesagt, dass gärtnerische Ignoranz sie völlig kalt lässt. Ein BOKU-Dozent merkte beim Fachsimpeln über den unterschiedlichen Wasserbedarf verschiedener Pflanzengruppen einmal nebenbei an: „Geranium ist alles wurscht (=egal)“. Und genau das ist auch mein Eindruck. – immer grün und völlig anspruchslos, ob trocken oder frisch. Nur Staunässe mögen sie nicht. - Aber selbst in Trögen, die mit eher lehmiger dichter Erde befüllt in meinem schattigen Wiener Innenhof stehen, macht sich der Storchenschnabel immer noch sehr gut.

 

 

Auch Purpurglöckchen (Heuchera), Bergenie (Bergenia cordifolia) und Monatserdbeeren (Fragaria) sind robuste Alleskönner für Sonne bis Halbschatten und reihen sich auch am Gehölzrand fügsam und wintergrün ein, ebenso das Alpenveilchen (Cyclamen) und bis hinein in den Schatten Leberblümchen (Hepatica), Lungenkraut (Pulmonaria), Ungarwurz (Waldsteinie) und Schaumblüte (Tiarella).

 

 

Der Kriechende Günsel (Ajuga reptans) ist eine heimische Wildpflanze, von der es auch hübsche bunte Gartenformen gibt. Er liebt es schon wesentlich feuchter, verträgt aber immer noch Halbschatten und steht für mich am Übergang vom Gehölzrand hin zum Kräuterrasen und zur Blumenwiese. Diese Lebensgemeinschaften bestehen sogar zur Hauptsache aus wintergrünen Individuen: diverse Rasengräser, Gänseblümchen, Günsel, Gundelrebe, Lichtnelke, Löwenzahn, Primel, Veilchen und viele mehr brauchen deshalb auch im Winter Licht und Luft und sollen anders als die Beetpflanzen am Gehölzrand von etwaigen Laubabdeckungen freigehalten werden.

Bei zweijährigen Pflanzen wie Fingerhut (Digitalis) und Königskerze (Verbascum) ist die im ersten Jahr entstehende Blattrosette im Winter grün. Die ausdauernde Palmlilie (Yucca filamentosa) bringt amerikanische Exotik in den Garten. Auf durchlässigen, kalkhaltigen Böden an sonnig-warmen Plätzen überwintert der stammlos am Boden ansetzende blaugrüne Blattschopf dieser Solitärstaude bei uns ohne weiteres und wahrhaft immergrün. Er beeindruckt mich aber auch im Sommer mit über einen Meter hohen kandelaberartigen Blütenrispen aus glockigen Blüten.

 

 

Auch mediterrane Kräuter - eigentlich Halb- bis Zwergsträucher - wie Bergbohnenkraut, Lavendel, Oregano, Rosmarin, Salbei, Thymian, und Ysop trotzen mit ihrem wintergrünen Laub einiger Kälte, solange ihre Wurzeln nicht zu viel Feuchtigkeit abbekommen. Deshalb sind sie dankbar für viel Grobsand und Schotter als gründliche Drainage unterhalb der Pflanzen und - in besonders rauen Gegenden - für eine schützende Reisigabdeckung, die immer noch etwas Licht durchlässt.

Es gibt noch einige andere Stauden, die mit einem grünen Blattschopf in den Winter gehen, über dem sich vertrocknete Blütenstände erheben können wie beim Brandkraut (Phlomis), Flammenblume (Phlox), Gartenmohn (Papaver), Steinbrech (Saxifraga) und Sedum – insbesondere das `Immergrünchen´. Den Gamander (Teucrium x lucidrys) möchte ich als Einfassungspflanze und Ersatz für niedrige Buchbaumrändchen besonders hervorheben, punktet er doch in erster Linie mit glänzendem dichtem Laub.

 

 

Es gibt auch wintergrüne Gräser. Neben den Bereits erwähnten Rasengräsern sind es vor allem die Gartenseggen (Carex) mit ihrem festen dunkelgrünen Blattwerk.

 

 

In Töpfe gepflanzt, ist für alle Immergrünen eine extra Hülle um den Wurzelraum aus Jute, Vlies oder Strohmatten ein willkommener Kälteschutz und bei Trockenheit auch im Winter eventuell einmal eine Wassergabe. – Denn immergrün heißt immer aktiv.

 

 

 

Fotos: Benes-Oeller, pixabay,

Anna Leithner

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