Blühende Wiesen
Felder und Beete
„Blumenwiesen“ sind in aller Munde. Viele wollen sie in ihrem Garten und zahlreich sind die Angebote von Samenmischungen. Doch häufig ist nicht das drinnen, was draufsteht.
Wiesen gehören zu den Pflanzengesellschaften, die durch Gras dominiert sind. Es sind Grasländer, die durch Mahd geschaffen werden – im Gegensatz etwa zu Weiden, deren Formgeber das Vieh ist, oder klimatisch bedingten Steppen. Wiesen sind daher relativ problemlos auch in Gärten herzustellen. Relativ! Passendes Saatgut, richtige Pflege und Geduld vorausgesetzt.
Saatgut
Beim Saatgut stoßen wir schon auf die erste Hürde. Denn gärtnerisch wird „Blumenwiese“ oft gleichgesetzt mit „viele bunte Blumen“ und das kann vieles sein. Etwa auch eine Mischung bunter exotischer Sommerblumen. Sie blühen dicht und es „stört“ kein einzig‘ Gräselein. Im Gegensatz zu den sanfter gefärbten Wiesenblumen sind ihre Farben oft recht knallig. Es gibt natürlich auch heimische Sommerblumen, vor allem Ackerbeikräuter. Klatsch-Mohn, Kornblume und Kornrade sind die bekanntesten Beispiele. Mäht man diese „Wiesen“ jedoch, ist es für immer vorbei mit der Pracht. Und sie müssen auch sonst jedes Jahr neu gesät werden, am besten an einem anderen Platz, denn Samenfresser vermehren sich dort, wo der Boden offen ist und häufig dicht gesät wird oder Samen ausfallen dürfen. Was selten funktioniert sind Mischungen aus ein- und mehrjährigen Blumen. Zu unterschiedlich sind in der Regel die Ansprüche, sodass im zweiten Jahr das „Unkraut“ überwiegt. Optimales Wiesensaatgut enthält mehrjährige heimische Gräser und Kräuter („Blumen“), wobei der Kräuteranteil ruhig bis zu 80 % betragen darf. Meist sind auch einige einjährige Arten enthalten, die nach der Blüte verschwinden, denn Wiesenblumen blühen in der Regel erst im zweiten oder dritten Jahr.
Anlage
Egal ob Wiese oder Sommerblumenmischung: Gesät werden kann prinzipiell immer. Auch viele Sommerblumen bevorzugen Herbstsaat und blühen im folgenden Jahr. Wiesen sät man vorzugsweise in Monaten mit Taubildung. Andernfalls dauert die Keimung oft sehr lange. Sommerblumenmischungen werden bei Trockenheit bis die Jungpflanzen groß genug sind bewässert. Bei Wiesen scheiden sich die Geister. Da die meisten Wiesenpflanzen nicht sofort keimen, wenn es feucht wird, sondern andere Taktgeber die Keimung auslösen (Temperatur, Licht), halte ich eine einmalige Bewässerung nach der Aussaat für sinnvoll. Sie vermindert Saatgutverluste durch Verwehungen und Fraß.
Häufig liest man, man solle den Boden vor der Aussaat abmagern. Etwa durch Einfräsen von Sand. Die Abmagerung dadurch ist ein Gerücht. Der Sand verbessert die Struktur in den oberen Zentimetern, was zur Keimung hilfreich ist. Die Nährstoffe werden geringfügig verdünnt, aber schon nach kurzer Zeit sind die Wurzeln in Tiefen, in die nie ein Sandkorn vorgedrungen ist. Abmagerung erfolgt entweder durch mehrjährigen Anbau von Starkzehrern wie Kukuruz, Paradeisern oder Kürbis ohne Düngung vor der Aussaat oder einfach durch Abtransport des Mähguts und entsprechende Geduld nach dem Anlegen der Wiese. Auch Fettwiesen enthalten hübsche Arten. Die Samen der Magerwiesenarten warten im Boden. Eine Scheinabmagerung durch unselektive Schmarotzerpflanzen wie Klappertopf, Augentrost, Zahntrost oder Wachtelweizen hemmt starkwüchsige Pflanzen und ermöglicht so auch Magerwiesenpflanzen das Wachstum.
Pflege
Aus der Vielfalt der Kräuter, die aus dem Saatgut keimen, werden sich nur diejenigen durchsetzen, für die alles passt: Boden (Struktur, pH-Wwert, Kalk- und Nährstoffgehalt), Wasserhaushalt und Mährhythmus. Boden und Wasserhaushalt können wir nicht nachhaltig beeinflussen. Wiesen sind umso artenreicher, je nährstoffärmer und lockerer der Boden ist. Außerdem sollten die Wiesen nicht zu feucht sein. Trockenheit fördert die Artenvielfalt, wobei die subjektive „Schönheit“ leiden kann, wenn es zu trocken wird. Den Mährhythmus bestimmen wir allein. Ein- bis dreimal im Jahr wird gemäht. Im Sinne einer großen Artenvielfalt und eines einheitlichen Wiesenbildes sollte immer zum selben Zeitpunkt gemäht werden. Das bedeutet nicht, immer am selben Kalendertag. Das bedeutet: immer im selben Entwicklungsstadium der Wiese, wie man sie an speziellen Leitpflanzen erkennen kann. Das Verblühen der Margeriten wird häufig als Termin für die erste Mahd genannt. Ein günstiger Zeitpunkt im Sinne einer schönen Gartenwiese. Eine zweite Mahd kann im Herbst oder gar erst im Winter erfolgen. Bei Fettwiesen, also wenn der Boden sehr nährstoffreich ist, ist eine eingeschobene Augustmahd günstig, auf nährstoffarmen Böden mäht man nur einmal, entweder im Herbst/Winter oder zum allgemein ersten Mahdtermin. Und wer besonders insektenfreundlich sein will, mäht nicht die ganze Wiese auf einmal, sondern in zwei Etappen in zweiwöchigem Abstand.
Im ersten Jahr mäht man erst im Herbst. Außer es keimen viele großblättrige „Unkräuter“, etwa Melden. Dann führt man eine sogenannte Schröpfmahd durch. In einer Höhe von 10-15 cm werden die Pflanzen gekappt. Dadurch verlieren sie die großen Blätter und die Seitentriebe sind kleinblättriger. In Wiesen können nur Wiesenpflanzen wachsen. Alle anderen Arten verschwinden früher oder später.
Gemäht wird wildtierschonend sobald es warm und die Wiese trocken ist. Imker wünschen sich dagegen eine Mahd in den frühen Morgenstunden, aber das Nutztier Honigbiene ist da ganz anders gepolt als wildlebende Insekten. Wer nicht mit der Sense mähen will, sollte einen Balkenmäher verwenden. Die klassischen Motorsensen („Schnürlmäher“) sind für die Tierwelt gefährlich, ebenso klassische Rasenmäher, die die hohe Vegetation sowieso nicht leicht bewältigen. Das Mähgut sollte ein paar Stunden bis zwei Tage liegenbleiben, um aussamen zu können. Danach wird es entfernt.
Geduld oder nicht Geduld, das ist die Frage
Je nach Voraussetzungen kann es unterschiedlich lange dauern, bis eine Wiese optisch schön ist, also nach klassischer Magerwiese ausschaut. Vor allem in fetten Lehmböden dauert das einige Jahre. Eine Blumenwiese benötigt Zeit. Aber nur eine einzige höhere Düngegabe kann sie zerstören. Wer schlechte Voraussetzungen oder keine Geduld hat, kann durchaus Sommerblumenmischungen verwenden. Zwar sind die exotischen Arten nicht so brauchbar für heimische Tiere wie heimische Arten, doch sind meist auch Klatsch-Mohn und Kornblumen in Farbsorten enthalten, oder der Mittelmeer-Natternkopf, der bei den Insekten nicht minder beliebt ist als der heimische. Außerdem gibt es auch Mischungen heimischer Ackerbeikräuter, wie wir sie heuer als Blühwiesenmischung verteilen. Die Ackerbegleitflora ist in weitaus höherem Ausmaß gefährdet als Wiesen und damit auch die von ihr abhängigen Tierarten. Neben Mohn und Kornblume enthält unsere Mischung unter anderem die gefährdeten Arten Sommer-Teufelsauge, Kornrade, Rundblättriges Hasenohr, Frauenspiegel und Acker-Hahnenfuß.
Fotos: Dietrich