Blau machen

Mit Indigo & Co

Im dritten Teil der Serie über das Färben und Malen mit Pflanzen geht es in erster Linie um Pflanzen, die Stoffe blau machen - so etwa auch Blue Denim und Jeans…

Himalaya-Indigo (Indigo hederantha) ist bei uns annähernd winterhart. Auch wenn er ihm sehr ähnlich sieht, färbt er weniger stark als sein noch wärmebedürftigerer Verwandter.

Indigo produziert ein wunderschönes Blau. In Nordholland soll es bereits gelungen sein, die tropische Indigopflanze (Indigofera tinctoria) im unbeheizten Glashaus über den Winter zu retten. Der Schmetterlingsblütler ist in seiner Heimat von Afrika bis China ein ausdauernder, über 1,5 Meter hoch werdender Halbstrauch mit fein behaarten Zweigen und vielteiligen Fiederblättchen. Seine duftlosen, kleinen rosaroten Blüten stehen in fein behaarten Trauben in den Blattachseln.

Weil er bei uns nicht winterhart ist und das Färben mit frisch geerntetem Indigo kompliziert, gibt es Indigo-Färbe-Pakete im Handel mit allem was dazugehört. Sie sind einfach anzuwenden und zaubern – Achtung! - das gewünschte tiefe Blau auch langanhaltend auf die Hände…

Der Indigobrühe wird vor dem Erhitzen Kalkmilch und Fructose zugesetzt. Sie sollte nur auf 50° bis 60° aufgeheizt werden. Beize ist in diesem Fall keine erforderlich. Man sollte mit Indigo nicht allzu schwungvoll arbeiten, damit nicht zu viel Sauerstoff dazukommt, der die Farbgebung beeinträchtigt. Vorsichtig umrühren, die Stoffe hineintunken und herausziehen, dazwischen abwaschen und wieder etwas tiefer eintauchen, ergibt nach nur kurzer Einwirkdauer wunderschöne Farbverläufe.

Blau machen ist kompliziert

Den Farbstoff aus den frischen Blättern zu gewinnen, dürfte eher schwierig und langwierig sein: Das Laub wird dafür eingeweicht, mit Urin (oder Harnstoff), Glucose und anderen Zusätzen fermentiert, geschlagen und in seine blassgelbe wasserlösliche Form gebracht, um schließlich ins Gewebe eingedrungen an der Luft zu oxidieren und blau zu erscheinen… Dazwischen gibt es jede Menge Wartezeit zum Blau machen im wahrsten Sinn… Das haben wir allerdings noch nicht selbst ausprobiert.

Winterhart: Bastardindigo und Färberwaid

Mit der Farbintensität der tropischen Indigopflanze können die bei uns winterharten Ersatzpflanzen zwar nicht mithalten und ihre Verarbeitung dürfte ähnlich schwierig sein. Ich möchte sie trotzdem hier vorstellen, weil sie in vorindustrieller Zeit für die Gewinnung von Indigoblau dienten.

Der bei uns winterharte Färberwaid (Isatis tinctoria) ist ein zweijähriger Kreuzblütler aus Westasien. Er wurde in Europa seit der Eisenzeit als Färberpflanze kultiviert und ab dem 18. Jahrhundert vom stärker färbenden echten Indigo abgelöst, sobald dieser im großen Stil importiert wurde. In unseren Breiten lag der Aussaatzeitpunkt für den Waid um Weihnachten. Der Farbstoff wurde ebenfalls mit Hilfe von Urin und Pott- oder „Waidasche“ aus Buchenholz aufbereitet.

Bastardindigo (Amorpha fruticosa) - ein bei der Insektenwelt beliebter, bis 4 Meter hoher, locker aufgebauter ausladender Blütenstrauch mit kahlen Zweigen und graubrauner Rinde mit erhabenen Lentizellen - ist in Nordamerika heimisch und wurde erst 1724 nach Europa gebracht. Seine winzigen violett-blauen Blüten erscheinen in langen, endständigen Trauben im Juni bis August.

Die europäischen Siedler Nordamerikas verwendeten seine Blätter und jungen Triebe zum Blaufärben. Er wird auch als Scheinindigo, Falscher Indigo oder Bleibusch bezeichnet. Letzteres, weil er das Vorkommen von Metallen wie Blei, Zinn oder Silber im Boden anzeigen soll. Sein englischer Name desert false indigo deutet bereits auf seine Trockenheitsverträglichkeit hin. Von Imkern gerne als sommerliche Bienenweide gepflanzt, kommt der Bastardindigo in Ostösterreich gelegentlich verwildert vor und wird hier zunehmend invasiv. Auf sandigen Böden in voller Sonne fühlt sich das Pioniergehölz besonders wohl und ist sehr konkurrenzstark.

Essig und Eisen für künstlerische Effekte

Auch wenn es sich dabei nicht um Blau handelt, möchte ich noch eine weitere Färbemöglichkeit vorstellen:

Mit dem Zusatz von Eisen können Farben etwas abgedunkelt werden. Es kann in jeder Phase des Färbeprozesses beigemengt werden – etwa der Beize oder dem Farbbad. Allerdings kann es die Fasern auch beschädigen. Deshalb wird der Beize beispielsweise meist nur 3% des Stoffgewichts an Eisensalz zugesetzt. Auch rostige Nägel oder ähnliches könnten für ein Rostbad verwendet werden. Alternativ kann man Stoffe nach einem Essigbad einige Tage mit alten Metallteilen fest einwickeln, um deren Abdrucke zu erhalten – mit künstlerischen Effekten. Für ein erstes Experiment in diese Richtung verwendete ich einen beigen Kaschmir-Schal, den ich bis dato noch kaum verwendet hatte.  

Nach einem mehrstündigen Beizebad in Essigwasser faltete ich ihn mit einem rostigen Hasendrahtgitter, einigen Blättern meines geliebten Brasilianischen Sauerklees und ein paar drübergestreuten Holunderbeeren (für dunkelblaue Akzente) zusammen und formte daraus eine Rolle. Diese erhitzte ich in etwas Wasser in einem Spargeltopf, ließ das ganze abkühlen und etwa zwei Tage kalt einwirken, wobei die feuchte Rolle nur zum Teil im Wasser lag. Dann faltete ich das Bündel wieder auseinander, arbeitete dabei vorsichtig das Drahtgitter aus dem Gewebe heraus (Achtung: das Holzbrett, das mir als Unterlage diente, wurde dabei nachhaltig schwarzgrau eingefärbt!) und bin mit dem Resultat sehr zufrieden. Es mutet überaus künstlerisch an. Um sicher zu gehen, dass die Farbe auch hält, wusch ich ihn im Wollwaschgang und das Muster blieb unverändert. Vielleich werde ich den kratzigen Schal mit diesem tollen Muster nun öfter tragen als vorher:

FOTOS: Natur im Garten / Benes-Oeller, Leithner, Brocks

Anna Leithner

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