Bitte nicht wecken

Falls er noch schläft, stören Sie Igel nicht beim Winterschlaf.

Das Maskottchen der Bewegung „Natur im Garten“ ist ein erklärter Liebling vieler Gärtner. Wohl auch deshalb, weil Schnecken und verschiedene Insekten von seinem Speiseplan nicht wegzudenken sind.
Als Bewohner reichstrukturierter und kleinräumiger Landschaften sind nahrungsreiche Hecken oder Blumenwiesen, Gebüsche auch mit dichtem Unterwuchs, aber auch offene Flächen naturnahe Gärten, Bäche und Waldränder für Igel lebensnotwendig.  Hier finden sie was sie zum Leben brauchen: Schlafplätze und Nahrung. Als Insektenfresser stehen neben Käfern und anderen Insekten aber auch Würmer, Raupen und Schnecken auf ihrem Speiseplan. Je nach Angebot fressen Igel aber auch Aas, Eier oder Fallobst, allerdings nicht als Hauptnahrung.

Mit  kurzgeschnittenem Zierrasen und naturfernen Nadelgehölzbepflanzungen finden sich die stacheligen Gesellen dagegen nicht zurecht. Insbesondere die Verwendung von chemisch-synthetischen Pestiziden, wie Schneckengift, wirkt sich negativ auf den Igelbestand aus, weil die Giftstoffe sich in der Nahrungskette anreichern. Auch niedrig gesetzte Maschendrahtzäune können ihm, ebenso wie Pappbecher mit süßen Saftresten im wahrsten Sinne des Wortes zum Verhängnis werden. Teiche mit steilen Kanten lassen sich hingegen leicht durch innenliegende Blumenkästen mit Wasser- und Sumpfpflanzen entschärfen. Zu den wenigen Fressfeinden gehören Uhu, Fuchs und Dachs. Im Siedlungsgebiet kaum bedrohlich, lauern hier andere Gefahren, wie Autos, gegen die Einrollen einfach nicht wirkt.

Noch bis in den April oder Mai hinein dauert die Schlafenszeit, die ab Ende Oktober/ Anfang November beginnt. Dabei kann der Igel Körpertemperatur, Atmung und Herzschläge  reduzieren und zehrt von seinen über den Sommer angefressenen Fettreserven. Wichtig ist deshalb, dass ein Igel vor dem Winterschlaf ein Gewicht von mehr als 500 Gramm hat. Ein quer über den Eingang geklebtes WC-Papier-„Siegel“ verrät, ob noch Schlafenszeit ist oder das Nest bereits verlassen wurde. Nur wenig ist über diese Mechanismen des Winterschlafs bekannt. Was man weiß, sollten die Tiere aber ungestört blieben, denn jedes Aufwachen kostet sie viel Kraft. In wärmeren Phasen kann der Winterschlaf aber kurz für die Nahrungssuche unterbrochen werden. Igel riechen und hören sehr gut, sehen ist nicht ihre Stärke. Geruch- und Gehörsinn helfen, weithin hörbar bei der Orientierung. So hört man einen Igel meist, bevor man ihn sieht.
Igel interessieren sich mit etwa zwei Jahren fürs andere Geschlecht, insbesondere zur Paarungszeit von April bis August. Je nach Bedingungen gibt es  zweimal pro Jahr 4-7 Igelbabys. Drei Wochen später starten die ersten Streifzüge und es gibt erstmals feste Nahrung. Mit sechs Wochen sind die Jungen dann auf sich alleine gestellt und entdecken die Gartenwelt für sich. Wenn alles gut geht, wird ein Igel meist 4 Jahre alt.

Falls er noch schläft, stören Sie Igel nicht beim Winterschlaf.
Oftmaliges Aufwecken verbraucht zuviel Energie.

Igel sind vorwiegend nachts unterwegs.
In Naturgärten finden die stacheligen Gesellen, was ihr Herz begehrt.

Wenn sie überrascht werden, ziehen sie ihre Muskulatur unter der Rückenhaut wie einen Sack zusammen und stülpen ihn über den Körper. Dann erinnern Igel an große Kastanien.

Ihr Beitrag

Igel sind standorttreu, was bedeutet, wenn möglich bleiben sie im Laufe ihres Lebens im selben Gebiet.  Jeder Gartenbesitzer kann seinen Beitrag dazu leisten, dass sie bei ihm auch in Zukunft ein optimales Zuhause finden: Reisig-, Laub- oder lockere Steinhaufen, Plätze unter Gartenhütten und Baumwurzeln oder ein hohler Stammabschnitt in einem ungestörten Garteneck bieten im Sommer ein sicheres Tagesversteck.
Das Winterschlafnest ist meist stabiler unter Ästen, Hecken oder in einem Hohlraum angelegt und mit Gras und vor allem Laub gegen die winterliche Kälte gepolstert. Gerne werden Laub- oder Komposthaufen genutzt.

Wussten Sie, dass ein Igel

… bis zu 7.500 Stacheln besitzt?
… schon bei seiner Geburt Stacheln besitzt, die dann in der Haut eingestülpt sind?
… den Milchzucker der Milch nicht verträgt?
… einen Regenwurm 3 cm unter der Erdoberfläche aufspürt?
… am liebsten Regenwürmer, Käfer und Raupen frisst?
… im Winterschlaf die Körpertemperatur von 35 auf 6°C, die Atemfrequenz von 20 auf 5 Atemzüge pro Minute und den Herzschlag von 280 auf 18 pro Minute verringern kann?

Das Institut für Integrative Naturschutzforschung an der Universität für Bodenkultur hat einen Igeltunnel entwickelt, mit dem man schauen kann, ob der Igel unbemerkt in Ihrem Garten unterwegs ist. Näheres dazu: http://igelimgarten.boku.ac.at

Margit Beneš-Oeller

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„Natur im Garten“ Telefon: +43 (0) 2742 / 74 333